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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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versuchen.« Fallers legte den Arm um ihre zuckenden Schultern. »Julia, verdammt, wir müssen es versuchen. Wir lieben uns doch.«
    Sie verbummelten den ganzen Tag im Englischen Garten. Als Julia nach Hause kam, saß Studienrat Bentrob am Schreibtisch und korrigierte Klassenarbeitshefte.
    »Du siehst schlecht aus, mein Kind«, sagte er und nahm einen Schluck Wein. Nur mit Alkohol kann man die Dummheit der Schüler ertragen, war eine der Weisheiten Bentrobs am Stammtisch. »Was hast du?«
    »Eine Erkältung, Paps. Vielleicht Grippe. Mir ist so schwindelig im Kopf.«
    »Koch einen Fliedertee, leg dich ins Bett und schwitze«, sagte Studienrat Bentrob und schüttelte den Kopf. »Dieser Hans-Herbert Neuberg. Schreibt Hysterie mit ü! Und dabei will der Knabe einmal studieren! Eine Jugend ist das heute. Du sollst sehen, Julia … Fliedertee und schwitzen, dann geht es weg.«
    »Ja, Paps, dann geht es weg.« Julia preßte die Lippen zusammen und lief hinaus in ihr Zimmer.
    Pünktlich, wie befohlen, meldete sich Rita Camargo jeden Tag um die Mittagszeit auf der zuständigen Polizeiwache und beobachtete mit spöttisch verzogenen Mundwinkeln, wie ein deutscher Beamter mit peinlicher Gründlichkeit die Anwesenheit schriftlich bestätigte. Das änderte sich auch beim zehnten Male nicht, wo jeder Rita schon im Flur der Polizeiwache am Schritt erkannte, bevor sie klopfte und ins Dienstzimmer kam. Obermeister Stämpel verglich die Personalien und die Personenbeschreibung mit der Sichmeldenden (er gebrauchte diesen Ausdruck), machte ein kurzes Protokoll, ließ es Rita unterschreiben und setzte auch noch eine Meldung ins Berichtsbuch. Das Ganze dauerte eine halbe Stunde, die von den übrigen, meist jungen Polizeibeamten deutlich genossen wurde. Wo sieht man sonst außerhalb von Kinos, Fernsehen und Illustrierten eine so schöne Frau? Und immer wiederholte sich das Gleiche: Rita Camargo unterschrieb das Protokoll ihrer Anwesenheit, lächelte den Obermeister Stämpel freundlich an (Stämpel nannte es frivol, aber er war auch schon sechzig Jahre alt und Mitglied des Kirchenchors) und fragte: »Mein lieber Polizeirat … darf ich jetzt endlich ein Kotelett und Gemüse holen?«
    Die jungen Polizisten wieherten hinter der vorgehaltenen Hand, Obermeister Stämpel schwieg mit dienstlich ernster Miene und machte nur eine Handbewegung: Hinaus! Dieser mittägliche Besuch Ritas sprach sich bei der Polizei bald herum; es kamen plötzlich viele Polizisten aus anderen Revieren, die ihre Kameraden besuchen wollten. So viele Freunde hatte es bisher noch nie gegeben.
    Am elften Mittag war das Revier verblüffend leer. Rita Camargo merkte es schon im Vorraum, wo sonst mindestens sechs Polizisten herumsaßen und sie mit glänzenden Augen grüßten. Jetzt saß nur ein junger Beamter da und war sehr dienstlich und knapp.
    Rita ahnte eine Gefahr hinter der Tür zu Obermeister Stämpel. Sie wappnete sich mit all den Ausreden und Antworten, die Ostra ihr einstudiert hatte, klopfte und trat ein, als Stämpel militärisch kurz: »Ja!« rief.
    Das Zimmer, sonst bevölkert mit Wachtmeistern, war leer. Nur Obermeister Stämpel saß auf seinem alten Platz hinter dem Schreibtisch. Ihm gegenüber lehnte ein Mann an der Wand, den Rita schon einmal gesehen hatte, aber im Augenblick nicht einordnen konnte. Ein Besucher der Bogenhausener Villa war er nicht, dazu sah der Mann zu bürgerlich und wenig elegant aus. Er blickte Rita mit offenen, abschätzenden Augen an und zeigte auf einen Stuhl, der mitten im Raum stand.
    Rita sah sich zu Stämpel um. Hochmut zeichnete ihr Gesicht.
    »Ich bin wieder da«, sagte sie. »Machen wir wieder das Protokoll. Name: Camargo. Vorname: Rita Carmen Conchita …«
    »Bitte, nehmen Sie Platz!« sagte Kriminalkommissar Singert und zeigte wieder auf den Stuhl. Hinter Singerts Kopf hingen Fahndungsplakate an der Wand. Mörder, Tresorknacker, Hochstapler. Zusammen fast fünfzigtausend Mark an Belohnung, die für ihre Ergreifung versprochen wurde.
    »Warum?« fragte Rita widerspenstig.
    »Kommissar Singert.«
    In den schwarzen Augen Ritas blitzte es auf. Jetzt erinnerte sie sich. Als Ministerialrat Bruckmayer sie verhaften ließ, war es Singert, der sie abgeführt hatte. Er hatte damals nach den eingebauten Kameras gesucht.
    Mit trippelnden Schritten ging Rita um den Stuhl herum und stellte sich dahinter. Sie umklammerte die Lehne und sah Singert herausfordernd an. »Ich nehme auf keinem Stuhl Platz, der aussieht wie ein elektrischer

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