Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Gesetz zu übertreten. Und wenn Sie doch einmal beschämt werden? Dann trösten Sie sich mit Proust:
»Daher gibt es denn auch keine Demütigung – und wäre sie noch so groß –, mit der man sich nicht leicht in dem Bewusstsein
abfinden sollte, dass nach einigen Jahren unsere in der Versenkung verschwundenen Fehler nur noch ein unsichtbarer Staub sein
werden, über den der heiter-blühende Friede der Natur sich breitet.« (Proust, VII, S. 369)
Aus der (Tag-)Traum
Um in der Wirklichkeit mehr Verantwortung zu übernehmen, hilft ausnahmsweise die Visualisierung optimistischer Vorstellungen
einmal nicht so viel. Als verträumter Mensch mit Neigung zum Herauszögern machen Sie sich ohnehin gerne Illusionen und betrachten
sich durch eine rosarote Brille. Stellen Sie sich zur Abwechslung lieber |209| einmal vor, Sie seien Murphy selbst, der Begründer von Murphy’s Gesetz, nach dem alles schief gehen wird, was schief gehen
kann, auf jede denkbare Art, auf die es schief gehen kann. Natürlich geht es dabei nicht um ein Horrorszenario, mit dem Sie
sich jeden Mut nehmen. Wohl aber um eine realistische Überprüfung Ihres Vorhabens, Ihrer Voraussetzungen und der Umstände
auf Faktoren, die zum Misslingen beitragen könnten und gegen die Sie rechtzeitig etwas unternehmen könnten. Ihr euphorisches
Hochgefühl, mit dem Sie Ihre Einfälle erleben, wird so ergänzt um eine realitätsbezogene Nüchternheit. Nutzen Sie dazu die
folgenden fünf W-Fragen:
Warum habe ich diese Wunschvorstellung?
Was kann ich realistisch tun, um sie zu verwirklichen?
Wohin muss ich mich wenden?
Wie werden die Leute dort reagieren?
Welche Reaktion kann ich erwarten?
Anja, die davon träumt, als Model über den Laufsteg zu schweben, hat ihren Traum mit diesen W-Fragen an der Wirklichkeit gemessen.
Dabei ist Folgendes herausgekommen:
Ich habe diese Vorstellung, weil ich gerne von anderen begehrt und attraktiv gefunden werden möchte.
Ich könnte einen Kurs mitmachen, um zu lernen, wie man sich als Model bewegt und schminkt.
Ich müsste mich an eine oder noch besser mehrere Modelagenturen wenden.
Verglichen mit all dem jungen Gemüse, das sich um eine Karriere als Model bewirbt, habe ich zwar keine schlechte Figur, das
werden die Leute dort auch sehen. Aber es lässt sich nicht verleugnen, dass ich zwei Kinder geboren habe und zurzeit ein wenig
Übergewicht mit mir herumschleppe.
Wahrscheinlich werden Sie mich höflich, aber bestimmt ablehnen.
Die Antworten, die Anja gefunden hat, haben zwar zunächst etwas Desillusionierendes. Genau darin steckt jedoch auch die Möglichkeit,
einen Wunschtraum entweder zu einem Ziel werden zu lassen, das sie dann ernsthafter verfolgen könnte, oder aber diese Vision
aufzugeben.
Durch einen solchen Realitätstest einer angenehmen Vorstellung |210| können Sie sich mit den Augen der anderen sehen. Wenn Sie zu verklärenden Tagträumen neigen, haben Sie zumeist ein gutes Gefühl,
solange Sie ihnen nachhängen. Beachten Sie aber, dass es einen Unterschied macht, ob Sie ein gutes Gefühl haben oder ob Sie
ein gutes Gefühl sich selbst gegenüber haben! Verlieben Sie sich nicht in ein privates Image, das von niemandem außer Ihnen
geteilt wird. Denken Sie daran: Träume sind etwas anderes als Ziele.
Von Robert Musil stammt der Aphorismus, dass der Wunsch ein Wille sei, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Ersetzen Sie
daher in Ihren Äußerungen vage Formulierungen wie »Ich hätte es gerne, würde mir wünschen, werde versuchen« durch ein »Ich
will!« Streichen Sie ungenaue Zeitangaben wie »bald einmal, irgendwann« aus Ihrem Wortschatz, äußern Sie sich präzise, spezifisch
und verbindlich, wenn es um Zeiten und Fristen geht.
Sorgloser werden
Wenn Sie ein Mensch sind, der sich Sorgen macht und vor Veränderungen Angst hat, profitieren ebenfalls von Vorstellungsübungen,
in denen Sie konkreten Fantasien über das nachgehen, was Sie bei einer Veränderung erwarten könnte. Falls Sie dabei auf »Katastrophen ideen « stoßen, können Sie diese schriftlich diskutieren und so Distanz gewinnen zu Ihrem übertrieben negativen Denken.
Auch folgende Tipps können hilfreich sein:
Tipp:
Wenn Sie entschlusslos sind und sich das vorwerfen, dann machen Sie sich bitte klar, dass Sie in Wirklichkeit auch einen Beschluss
fassen, wenn Sie keine Entscheidung treffen. Auf diese Weise sparen Sie sich wenigstens den Selbstvorwurf.
Bekämpfen Sie Ihre Ängste, indem Sie bei einem
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