Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Schritt in Neuland hartnäckig und aufmerksam nach dem suchen, was positiv sein
und Ihnen Freude machen könnte. Wenn Sie wirklich nichts dergleichen finden, quälen Sie sich wahrscheinlich mit einem Projekt
ab, das Ihnen im Grunde nichts bietet.
|211| Ändern Sie im Denken und Sprechen die kindliche Haltung, mit der Sie sich klein machen. Ersetzen Sie Ihr »Ich weiß nicht«
durch »Eines weiß ich genau ...«, das »Ich kann doch X nicht« durch ein »Vielleicht kann ich X nicht, aber ich kann Y«.
Stöbern Sie die vielen rhetorischen Fragen in Ihrem Denken auf. Geben Sie sich Antworten auf Überlegungen wie: »Was wäre,
wenn ...?«
Ersetzen Sie Ihre vagen unentschlossenen Formulierungen wie »vielleicht«, »ein bisschen«, »eventuell«, »könnte sein« und so
weiter durch klare Aussagen.
Helmut bemerkte, dass er seine Pläne, sich beruflich zu verändern, bisher nicht über einen bestimmten Punkt hinaus durchdacht
hatte. Seine bevorzugte Äußerung war: »Man müsste das alles hier hinschmeißen und was ganz anderes machen.« Dann dachte er
flüchtig daran, dass er damit in völlig neue unbekannte Situationen geraten würde, und fühlte sich sofort ängstlich. Inzwischen
wusste er, dass er die aufkommende Angst vor einer ungewissen Zukunft sofort durch Ärger auf seine gegenwärtige Situation
beseitigte. So landete er stets bei demselben Gefühl, aus dem nichts folgte, außer dass sich sein innerer Widerstand vermehrte.
Helmut ging daran, seine vage Vorstellung zu verändern. Er prägte sich den Satz ein: »Ich habe die Möglichkeit, andere Dinge
zu machen, die mich mehr interessieren«. Statt frei in der Angst herumzuschwimmen, hatte er sich einen Anker geschaffen: die
Frage nämlich, was ihn interessierte. Auch hier arbeitete er sich durch einen Wust von vorgelagerten, verschwommenen Visionen
hindurch: »Mich würde vielleicht interessieren, konkret mit anderen Menschen zu tun zu haben« erwies sich als ein Ausgangspunkt.
In den Wörtern »würde«, »vielleicht«, »konkret«, »mit anderen Menschen« und »zu tun zu haben« verbargen sich jedoch weitere
ungenaue Fantasien, die Helmut für sich nach und nach klärte. Dabei tauchten sowohl ängstigende Gedanken als auch positive
auf. »Mich würde vielleicht interessieren« lieferte beispielsweise den Zugang zu einer passiven Haltung, in der Helmut bestimmte
Umstände erwartete, die er nicht beeinflussen könnte. Er stellte sich im Grunde genommen keine aktive Suche und Mitgestaltung
eines neuen Aufgabengebiets vor,
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sondern eine Situation ähnlich der, wenn er den Fernseher einschaltete und es nur ein Programm gab, das ihn entweder interessierte
oder nicht. Mit Glück würde das neue Arbeitsprogramm ihn motivieren, möglicherweise aber auch nicht. Es gelang Helmut, diese
Art ohnmächtiger Konsumentenhaltung zu ersetzen durch eine aktive Vorstellung: »Ich interessiere mich dafür, unter welchen
Arbeitsbedingungen ich welche Tätigkeiten gerne ausüben werde« war eine Idee, die ihm seine Handlungsfähigkeit viel stärker
vor Augen führte und ihn weniger ängstigte.
Krisen managen
Sich von dem thrill eines Lebens am Rande des Kliffs zu verabschieden ist gar nicht so einfach, weil er Ihnen das Gefühl gibt,
außergewöhnlich zu sein.
Auch Anja braucht diesen besonderen Kick, der die außergewöhnliche Note ihres Lebens darstellt. Anja gehört zu den Menschen,
die einen dauernden Ausnahmezustand herbeiführen, mit Chaos um sie herum, Tränen und Streit. Unter diesen stressigen Bedingungen
schüttet ihr Körper jede Menge Adrenalin aus, sodass Anja sich mächtig angekurbelt und lebendig fühlt. Sie dreht dann auf,
bis der Absturz kommt. Sie reagiert einerseits zu heftig, dann wieder zu wenig, wenn sie mit einer Aufgabe konfrontiert ist,
wie bei der Vorbereitung auf Horsts Reise. Sie langweilt sich schnell und hat eine heimliche Verachtung für Leute, die ihre
Sachen methodisch angehen und kühl durchziehen. Ein wenig von dieser Verachtung bekommt auch Horst zu spüren, wenn er ihr
zu lange etwas aus der Welt der Paragrafen erzählt: »Ach, du mit deiner langweiligen Juristerei«, sagt sie dann und schmollt,
»sei doch mal geistreich!« Anja inszeniert starke Gefühle, um überhaupt etwas fühlen zu können. Hinter der Fassade der vor
Energie sprühenden temperamentvollen Frau verbergen sich Ängste davor, innerlich hohl und unlebendig zu sein.
Falls Sie an sich ein ähnliches
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