Schmeckts noch
ideale Wintergemüse, schmeckt roh oder herzhaft zubereitet. Und, sorry, liebe Briten, Sauerkraut ist keineswegs typisch deutsch: Vor über 2000 Jahren konservierten die Römer den Kohl in einer Salzlake. Aber seine eigentlichen Erfinder sind die Chinesen, die Kohl in Reiswein eingelegt haben.
Das Fazit lautet: Wer sich nach dem Saisonkalender ernährt, auf heimische Sorten und traditionelle Anbaumethoden vertraut, lebt gesünder! Das richtige Aroma und all die wertvollen Inhaltsstoffebilden sich erst, wenn Früchte sich auf heimischem Boden gegen Wind und Wetter behauptet haben. Dieses Argument wird von konventionellen Produzenten gern ignoriert. Doch durch Sonne bildet sich zum Beispiel in Tomaten mehr Zucker. Außerdem enthalten die Früchte weniger Nitrat. Die besten Tomaten kommen deshalb im Sommer aus dem eigenen Garten oder aus dem Bioanbau. Obwohl Tomaten Sonnenfrüchte sind, finden sie auch in Deutschland optimale Licht- und Temperaturbedingungen vor. Wenn sie reif geerntet werden, haben sie auch einen höheren Anteil an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, während in Tomaten aus Spanien und Italien immer wieder mehrere Pestizidwirkstoffe nachgewiesen wurden.
Weil das Wissen um regionales und saisonales Obst und Gemüse und um die Zusammenhänge in der Landwirtschaft immer mehr schwindet, wollen die Internationale Umweltstiftung Euronatur und die Vereinigung Slow Food Deutschland mit ihrer Aktion »Gourmets for Nature« ein neues Verständnis der Zusammenhänge bei Kindern erreichen. »Wenn Schüler selbst eine Tomatenpflanze großziehen und Radieschen ernten, bekommen sie einen ganz anderen Bezug zur Natur«, erläutert Otto Geisel von Slow Food, der von Schulgärten überall im Land träumt, in denen das Gemüse für die Kantine wächst. »Und sie bekommen einen anderen, einen besseren Bezug zu Lebensmitteln.«
Bio erobert den Supermarkt
Die Kunden haben den industriellen Einheitsfraß immer häufiger satt. Beim Anblick von Gammelfleisch war Geiz plötzlich gar nicht mehr so geil. Auch die Pestizide im Gemüse schlugen dem Verbraucher gehörig auf den Magen. Plötzlich wurden mit Biolebensmittelnüber 4 Milliarden Euro umgesetzt (2005). Das war ein sattes Plus von gut 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und das war auch schon nicht schlecht gelaufen.
Als Bioprodukte plötzlich zweistellige Zuwachsraten verzeichneten, wollten Supermarktketten wie Rewe und Tengelmann sowie Discounter wie Aldi und Lidl das Geschäft nicht mehr ausschließlich den Reformhäusern und Biomärkten überlassen. Sie stiegen groß ins Biogeschäft ein und etablierten eigene Ökomarken auf dem Markt. So ist Plus mit der Marke »BioBio« im Geschäft, Spar mit »Pro Natur«, Plaza mit »rinatura« und real mit »Grünes Land«. Lidl zog als letzter Riese mit der Eigenmarke »Bioness« nach. Famila hat sogar über 600 Artikel seiner Marke »BioGreno« im Angebot, und Aldi ließ zur Überraschung aller Kritiker relativ früh die Hühner frei und verkaufte Eier aus Freilandhaltung. Die Discounter hatten Bio als »dynamisch wachsendes Sortiment«, so ein Lidl-Sprecher, erkannt.
Und wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin; auch beim Discounter. Discounter-Bioware wird nach EU-Qualitätsrichtlinien produziert und kontrolliert und ist damit auf jeden Fall besser als konventionelle Produkte. Damit ist ein Mindeststandard gesichert. Auch Billigbioartikel sind praktisch frei von chemischen Rückständen, enthalten weniger Nitrat als herkömmliches Gemüse, haben einen höheren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen und Vitaminen. Außerdem sind sie jetzt für jedermann erschwinglich, denn sie sind deutlich billiger als die Ur-Ökoware.
Im Vergleich mit den klassischen Bioerzeugern wie Demeter, Neuform, Neuland oder Bioland verkaufen Discounter jedoch »Bio light«, ein Begriff, den Kritiker geprägt haben. Die Richtlinien der Ur-Ökos sind noch wesentlich strenger. Wenn es zum Beispiel um den Tierschutz geht, schneiden die Klassiker besser ab als die Discounter. Während in Biolandbetrieben zehn Schweine auf einem Hektar zusammen Fleisch ansetzen und auf den Schlachter warten, sind es in Discounter-Ökoställen 14 Tiere. BeiHähnchen fällt der Vergleich mit 280 zu 580 Tieren pro Hektar aus, bei Legehennen ist das Verhältnis 140 zu 230.
Im Biolandbau ist Massentierhaltung absolut untersagt. Obwohl im Milchviehbereich die Mutterkuhhaltung mit Kälbern die Ausnahme ist, stehen Kälbchen ebenso wie die Muttertiere auf der
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