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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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nur zu 15 Prozent aus Ziegenmilch. Der Teig ist blassgelb. Was man als kleine braune Flecken wahrnimmt, sind Kümmelsamen. Der pikante Käse wird in Sachsen traditionell mit eingelegten Gurken oder Rote Beete auf Brot gegessen. Auch der Name »Altenburger Ziegenkäse« ist als Herkunftsbezeichnung geschützt.
    Der bekannte Heinrichsthaler Camembert verdankt einer mutigen Sächsin namens Agathe Zeis seine Existenz. Die Dame zog 1881 von ihrer Heimat aus nach Frankreich ins Mutterland derWeichkäse. Als sie vier Jahre später wieder nach Sachsen zurückkam, brachte Agathe das Camembert-Geheimnis mit.
    Rund um Leipzig ist der »Blaue« beliebt, ein Sauermilchkäse im Edelpilzgewand. Der »Blaue« ist ein Stangenkäse mit graublauem Edelschimmel.
    Selbst Regionen, die auf Anhieb niemand mit Käse in Verbindung bringen würde, haben eine alte Käsetradition. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise gibt es nicht nur Kohle und Stahl, an Rhein und Ruhr reifen seit über 200 Jahren regionale Käsespezialitäten wie der Nieheimer Käse. Er ist leicht gekümmelt, wird aus Magermilch hergestellt und von den Käsemeistern zum Trocknen in Leinenbeuteln aufgehängt. Am bekanntesten jedoch ist der Höhlenkäse, der in der Atta-Tropfsteinhöhle bei Attendorn zwischen Stalaktiten und Stalagmiten reift. Auch in den ländlichen Regionen im Sauerland, im Bergischen Land oder der Eifel gibt es zahlreiche Bauernkäsespezialitäten, die aus Rohmilch hergestellt und direkt ab Hof verkauft werden.
    Bayern ist bekannt für Allgäuer Emmentaler (der eigentlich in der Schweiz seinen Ursprung hat) und Allgäuer Bergkäse, die beide das »g.U.«-Zeichen der Europäischen Union als »geschützte Ursprungsbezeichnung« tragen, das vor Nachahmern schützen soll. Die Milch für den Bergkäse stammt aus dem Allgäu, das als
die
deutsche Käseregion schlechthin gilt. Alte Allgäuer Spezialitäten wie Bauernkäse, Kümmel- und Räucherkäse, Sennerkäse und Ziegencamembert sind bei Feinschmeckern beliebt. Gourmets touren durchs Allgäu, um in kleinen Käsereien und Hofläden die wunderbaren Käse zu kaufen. Doch nur noch wenige Milchbauern machen heute ihren Käse selbst – sie verkaufen statt dessen die Milch an Großmolkereien.
     
Am Anfang steht die Turbokuh
     
    Auch im Allgäu, das in Werbespots gern mit glücklichen Kühen und romantischen Alpenwiesen samt Sennerin und Melkschemel auftrumpft, bringen Tankwagen die Milch zur Molkerei. Ein Milchgemisch von Abertausenden Kühen fließt in Großmolkereien zusammen, durch deren Rohre mehrere Millionen Liter Milch pro Jahr laufen. Die Zahl kleinerer Betriebe nimmt stetig ab. 1990 gab es noch 360 Molkereien, 14 Jahre später waren es nur noch 108 Unternehmen. Der Milchindustrie-Verband geht davon aus, dass es 2010 nur noch 30 Molkereiunternehmen geben wird, denn die Konzentration nimmt weiter zu. Die ersten drei auf der Hitliste der deutschen Milchmultis sind die Humana Milchunion, Nordmilch und die Molkerei Alois Müller. Sie machen Milliarden mit Milch. Die Milchindustrie insgesamt bringt es auf einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro im Jahr.
    Im Milchbusiness von heute ist die glückliche Kuh genauso selten wie eine lila Kuh. Da Kühe zweimal am Tag gemolken werden müssen, stehen sie im Stall. Der Gang auf die Weide ist den Milcherzeugern heute viel zu aufwendig.
    Das Zuchtziel, möglichst viel Milch aus dem Tier zu zapfen, hat zu krankheitsanfälligen Turbokühen geführt. Sie liefern zwar bis zu 7000 Liter Milch im Jahr, leiden dafür aber nicht selten unter Euterentzündungen und Gelenkerkrankungen. Immer mehr Milchleistung steht für immer mehr Tierleid. Der Körper einer Hochleistungskuh ist eine Art Aufhängeapparat für ein gigantisches Euter, das bis zu zwei Zentner wiegen kann. Die meisten dieser lebenden Milchmaschinen verbringen ihr Dasein kurz angebunden im Stall und nicht zwischen Blümchen auf der Bergwiese. Durch das ständige Stehen auf Betonboden ohne Einstreu leiden die Tiere häufig unter schmerzhaften Klauenerkrankungen.
    Schon nach wenigen Jahren ist die Lebensleistung einer Turbokuh ausgeschöpft. Während alte Landrassen früher bis zu 30 Jahrealt wurden, ist für das hochgezüchtete Milchvieh von heute nach spätestens fünf Jahren die Zeit im Stall abgelaufen.
    Das Leid der Massenmilchkuh fängt beim Kalb an. Damit sich die Tiere in der Enge der Ställe mit ihren Hörnern nicht gegenseitig verletzen, werden mehr als die Hälfte aller 13 Millionen Rinder (4,2 Millionen davon

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