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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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Quotenregelungen und Verboten hat der Raubbau durch die Langleinenfischerei bedenkliche Ausmaße angenommen. Mit dieser Technikwerden in wenigen Jahren ganze Thunfischbestände überfischt sein. Die Methode wird im Atlantik, im Mittelmeer und im Südpolarmeer industriell eingesetzt. Viele andere Tiere, Seevögel wie der Albatros und Meeresschildkröten, die durch die Köder an den Haken angelockt werden, verfangen sich in den Langleinen.
    Schleppnetze werden von Bord aus mit 3 Knoten (gut 5 km/h) durch das Meer gezogen. Sie sind bis zu 120 Meter breit, 70 Meter hoch und haben eine Gesamtlänge von 1500 Metern, um auch jedes Fischchen zu erwischen. Mit diesen Giganten fängt man Schwarmfische wie Heringe oder Makrelen. Bodenbewohner wie Schollen, Butt und Seezungen werden von Grundschleppnetzen gefangen, die die Plattfische am Meeresboden aufscheuchen. Dabei durchpflügen diese Geräte den Grund regelrecht. Es gibt Grundschleppnetze mit der Öffnungsgröße eines Fußballfeldes. Sie werden mit schweren Eisenrollen über den Meeresboden gezogen und walzen alles platt, was ihnen im Weg steht, einschließlich seltener Tiefseekorallen. Ein Fangschiff kann das Leben auf dem Fanggrund komplett vernichten. Bodenlebewesen werden erschlagen oder einfach untergepflügt. Greenpeace fordert schon lange ein Verbot dieser Grundschleppnetze.
    Als »Gammel« wird eigentlich der unverkäufliche Rest bei der Krabbenfischerei bezeichnet. Daraus ist ein ganzer Industriezweig geworden, die sogenannte Gammelfischerei, bei der alles weggefischt wird, was das Meer zu bieten hat. Gammelfischerei ist eine skrupellose Ausbeutung der Fischbestände. In der Nordsee zum Beispiel werden mit feinmaschigen Netzen auch Jungtiere aller Art gefangen, die oft noch lebend zu Fischmehl und Öl verkocht werden, um später an die Mastfische in den Aquafarmen verfüttert zu werden.
    Die Ringwadenfischerei jagt Thunfische, Makrelen, Sardellen und Sardinen mit einem ringförmigen, bis zu zwei Kilometer langen und gut 200 Meter in die Tiefe hinunterreichenden Netz, dasvon zwei Beibooten ausgesetzt wird. Das Netz wird immer weiter zugezogen, bis man die Fische an Bord pumpen kann. Delphine verheddern sich in den Netzen und ertrinken.
    Der Verbraucher ahnt von der perfektionierten Ausrottung der Meere wenig. Er will gewiss nicht, dass die Ozeane leergefischt werden und Wale und Delphine in den Netzen der Fabrikschiffe ertrinken. Doch dem Fisch, der sich zwischen der Panade seiner Fischstäbchen befindet, ist nicht anzusehen, ob er im Bestand bedroht ist.
     
Vom Fisch zum Stäbchen
     
    Im Bauch der Fabrikschiffe werden die Fische filetiert und sofort schockgefroren. Die eigentliche Fischfabrik befindet sich unter Deck. Hier schlitzen Filetiermaschinen mit rotierenden Messern aus Edelstahl die Fischbäuche auf, schneiden Köpfe und Flossen ab. Gut 150 Fischleiber entgräten und enthäuten die Maschinen in der Minute. Eingeweide, Haut, Gräten, Flossen und Köpfe landen als Abfall wieder im Meer. Was später zu »Schlemmerfilets« und »Fischstäbchen« verarbeitet werden soll, wird zunächst zu einem Block gepresst und dann zu eisigen Filetblöcken gefroren. Später an Land werden die Blöcke dann portionsgerecht zersägt. Anschließend wandern die Filets in die Kühltheken der Supermärkte. Fischstäbchen & Co. enthalten hauptsächlich Fisch aus den Alaska-Seelachsbeständen im Beringmeer.
    In Stäbchenform mögen die Menschen ihren Fisch besonders gern. Gut 1,5 Milliarden Stück werden pro Jahr in Deutschland verspeist. Das sind etwa 19 Fischstäbchen pro Bundesbürger. Käpt’n Iglo macht besorgte Mütter glücklich, denn der Nachwuchs isst gern gesunden Fisch, wenn er zwischen goldbrauner Panade versteckt ist.
    Doch ohne Fisch gibt es keine Stäbchen mehr. Und das wäre schlecht fürs Geschäft. Bei der weltweiten Verknappung der Ressource Fisch wollte Käpt’n Iglo nicht länger tatenlos zusehen. Schon vor etwa zehn Jahren versprach man gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) mehr »Nachhaltigkeit« auf den Weltmeeren. Das Zauberwort bekam sogar ein Fischsiegel namens »MSC« (Marine Stewardship Council). »Wir können heute jeden Fisch bis ins Fanggebiet zurückverfolgen«, sagt Christian Kleine. Er ist Geschäftsführer der Iglo GmbH und damit der Chef von Käpt’n Iglo.
    Laut MSC-Richtlinien darf in Fanggebieten nur so viel gefischt werden, dass die Bestände gesund bleiben. Wer sich an dem ovalen blauen Siegel mit dem Fischmotiv orientiert,

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