Schmeckts noch
gibt dem Nachwuchs im Wasser eine Chance. Heute werden 40 Prozent des gesamten Fischsortiments von Iglo aus nachhaltigem Fischfang bezogen. Der deutsche Marktführer bietet alle Fischstäbchenprodukte mit MSC-Ware an. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, denn leider kommt insgesamt nur wenig zertifizierte Ware auf den Markt. Alaska-Seelachs, Seehecht und Kabeljau landen durchaus auch aus überfischten Beständen auf dem deutschen Fischmarkt. Aus ökologischer Sicht wird deshalb von Umweltschützern maximal eine Fischportion pro Woche empfohlen.
Die Fischplünderer
Siegel hin oder her: Auf den Weltmeeren herrscht ein gnadenloser Verteilungskampf, der sogar den »Beruf« des Piraten wieder hervorgebracht hat. Die rätselhaften Wesen, die man eigentlich nur aus Mantel-und-Degen-Filmen kennt, tragen keine Schwerter und Augenklappen mehr. Auch die schwarze Flagge mit dem Totenkopf wird nicht gehisst. Heute wird überhaupt keine Flaggehochgezogen, es gibt auch keine Schiffsnamen oder sonstige Erkennungszeichen. Wie ihre legal arbeitende Fischerkonkurrenz operieren Piraten technisch hochgerüstet in internationalen Fanggebieten. Sie dürfen sich nur nicht erwischen lassen. Deshalb fangen sie den Fisch am liebsten dort, wo es keine Kontrollen gibt: vor den Küsten und in den Seegebieten armer Länder, zum Beispiel vor Westafrika.
Weit über 1300 Piraten-Fischtrawler plündern nach Schätzungen von Greenpeace illegal die begehrten Fischgründe. Sie jagen rund um die Antarktis, im Mittelmeer und vom Nordatlantik bis in die Südsee. Sie fangen Thunfische, Zackenbarsche und Seezungen – alles, was selten und teuer ist. Während in der kontrollierten Hochseefischerei schon selektive Fangtechniken eingesetzt werden, die durch eine bestimmte Maschengröße und Fluchtfenster im Netz dem Fischnachwuchs eine Überlebenschance geben, räumen Piraten ab, was sie kriegen können. Diskussionen um Fanggründe, Schutzzonen und internationale Abkommen sind ihnen völlig gleichgültig. Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehen den Piratenfischern jedes Jahr über 30 Millionen Tonnen Fisch illegal ins Netz. Laut Greenpeace beträgt der Gesamtwert dieser verbotenen Fänge mehrere Milliarden Dollar im Jahr. Eine lohnende Beute, die in Häfen wie Las Palmas oder Suva auf den Fidschi-Inseln mit legaler Ware vermischt wird und dann in den Verkauf geht. Die korrupten Schiffseigner arbeiten über Briefkasten- und Scheinfirmen, und sie verdienen sich eine goldene Nase.
Wenn das große Geld lockt, bleibt die Moral auf der Strecke, und das nicht nur bei der Piratenfischerei. Auch im Urlaubsmeer der Deutschen, dem Mittelmeer, spielen sich tagtäglich Tragödien ab: Wale und Delphine, Schildkröten und Seevögel ertrinken und sterben einen langsamen Tod in den Maschen von Treibnetzfischern. »Treibnetze gehören zu den schädlichsten Fischereimethodenüberhaupt«, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe und Fischereiexperte von Greenpeace. »Die Netze sind weit über zehn Kilometer lang und stehen von der Wasseroberfläche bis zum Grund in 50 Meter Tiefe wie eine Wand im Meer.« Alles, was schwimmt, verfängt sich in den Maschen und stirbt einen elenden Tod. »Die Netze werden von den Schiffen aus ausgesetzt und driften dann mit der Strömung einfach im Meer«, erklärt Maack das Prinzip. »Nur durch Sender sind sie später für die Kapitäne wieder auffindbar.«
Immer wieder gehen diese Netze verloren, weil die Sender versagen oder abfallen. Dann fischen sie als »Geisternetze« jahrzehntelang weiter. Das synthetische Material, aus dem die Maschen gewoben sind, ist nahezu unverwüstlich. So ein Geisternetz bringt vielen tausend Tieren einen sinnlosen Tod. Obwohl die Treibnetzfischerei bereits 1992 von den Vereinten Nationen verboten wurde, haben Mittelmeerländer eine Flotte von über 450 Booten. Allen voran fischt Marokko mit 177 Booten, gefolgt von Italien und der Türkei, die jeweils über 100 Boote verfügen. Unter französischer Flagge fahren mindestens 76 Treibnetzfischer. Sie jagen den begehrten Blauflossenthunfisch, für den als Sushifisch auf dem japanischen Fischmarkt in Tokio Höchstpreise gezahlt werden. Heute ist nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Popu lation vorhanden – wegen der weltweiten Sushiwelle steht der Blauflossenthunfisch im Mittelmeer am Rande der kommerziellen Ausrottung. War Sushi einst das Edelfastfood der New-Economy-Generation in den Metropolen
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