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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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kleinen Kreis zu drehen und kaum zu wissen, was sie tun.
    Flynn hörte Danny sagen, er solle den Wagen nicht weggeben. Fast hätte er laut geantwortet, beherrschte sich dann aber noch rechtzeitig. Natürlich wollte er den Charger reparieren. Es würde ihn eine Stange Geld und viel Zeit kosten, aber er konnte nicht anders. Sowohl er als auch sein Bruder waren darin gestorben. Er würde sämtliche Ersparnisse auf den Kopf hauen, um ihn wieder zum Laufen zu bringen. Der Wagen hatte etwas
Mystisches. Er steckte bis oben hin voll mit Geistern, einschließlich seinem eigenen. Flynn fühlte sich mehr denn je mit ihm verbunden.
    Als er mitten in der Nacht aufwachte, stand seine Mutter an seinem Bett und sah ihn verunsichert an. Das geschah drei Nächte hintereinander. Es fühlte sich nicht an wie ein Traum.
    Er wartete auf die nächste Nachricht.
    Am Morgen darauf fuhr er zu Sierra, parkte den Wagen am Ende der Straße und hoffte, einen Blick auf Kelly und Nuddin werfen zu können. Er musste wissen, dass es dem Mädchen gut ging. Er hielt die Hände um das Steuer des Mietwagens geklammert, ohne die Kraft und die Ruhe zu spüren, die er vom Charger gewohnt war.
    Ein paar der älteren Pflegekinder stürzten aus der Haustür die Straße hinunter in Richtung Bushaltestelle. Er wartete ungeduldig und fühlte sich immer unwohler dabei, hier mit laufendem Motor zu sitzen. Er fragte sich, ob jemand die Bullen rufen und ihn als Kinderschänder beschuldigen würde. Sein Herz hämmerte. Es machte ihn wütend, dass Sierra ihn nicht zu dem Mädchen ließ. Sie verstand es einfach nicht. Sie war nicht im Keller gewesen oder draußen auf dem Eis.
    Er sah Sierra aus der Tür kommen und die Kleineren zum Bus bringen, so wie Flynns Mutter ihn jeden Tag an der Hand genommen hatte. Die Kinder hielten sich an ihr fest, und sie wirbelte sie herum, und sie lachten und weigerten sich, die Füße auf den Boden zu stellen. Seine Mutter hatte ihn ein kleines Äffchen genannt, und diese Kinder taten dasselbe wie er. Sierra lief vorsichtig
weiter über den vereisten Fußweg. Die Älteren warfen mit Schneebällen.
    Eben noch war Flynn stocksauer gewesen, und jetzt empfand er eine plötzliche Wärme für die Frau, und er dachte, wie stark und liebevoll sie war, wie cool und auf Draht, und das nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    Kelly lief ganz hinten in der Reihe, leichten Schrittes und mit erhobenem Kopf. Sie lächelte, obwohl niemand mit ihr redete. Flynn musste grinsen. Sie sah ein ganz klein bisschen unzufrieden aus, aber nicht traurig oder schwermütig, wie er befürchtet hatte. Ihr Anblick genügte, um schlagartig seine Laune zu heben. Er merkte, wie sich seine Rückenmuskeln entspannten. Es ging ihr gut.
    Der Bus schaukelte an ihm vorbei und schaltete quietschend in den zweiten Gang runter, dann in den ersten, bis er am Straßenrand zum Stehen kam und ihm die Sicht versperrte. Einen kurzen Augenblick später sah er die verschwommenen Bewegungen der Kinder zwischen den Sitzen. Er wartete darauf, dass ihr Gesicht an einem der Fenster auftauchte, aber wahrscheinlich hatte sie sich auf die andere Seite gesetzt. Der Bus fuhr los, und Sierra trottete zurück zu ihrem Auto, kletterte hinein und machte sich auf den Weg zur Arbeit.
    Er blieb noch eine Weile stehen und sah Trevor und Nuddin durchs Küchenfenster vor der Spüle stehen. Sie wuschen zusammen ab. Trevor spülte, und Nuddin hielt ein Geschirrhandtuch in der Hand, hatte aber Probleme mit der rotierenden Handbewegung. Er hoffte,
Nuddin würde den Kopf heben und ihn erkennen, aber er tat es nicht. Flynn setzte den Wagen in Gang und fuhr zurück nach Hause.
     
    Als die beiden Polizisten kamen, bastelte Flynn gerade an seinem Dodge. Er hatte ein paar Teile ausgetauscht, und es tat ihm gut, an der kalten Luft zu sein. Es erinnerte ihn daran, als Danny ihm die Maschine erklärt hatte. Flynn, damals vielleicht zehn Jahre alt, kletterte auf den Kühlergrill, spähte in den Motor und versuchte, eins mit ihm zu werden. Das Trommeln des Chargers drang in seine Brust, bis er das Gefühl hatte, sein Herz müsse stehen bleiben, sobald der Motor ausging. Manchmal setzte er sich auf den Fahrersitz, und sein Bruder brüllte, er solle am Lenkrad drehen oder Gas geben, und er saß da mit einem enormen Selbstwertgefühl, als könne er sich selbst größer machen und Dannys Platz auf der Straße einnehmen . Flynn kam sich vor wie eine Mischung aus bestem Freund und kleinem Bruder, allein durch sein Vertrauen.

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