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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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stauchte eine Highschool-Schwester zusammen, weil sie eine Schülerin unter die Dusche geschickt hatte, nachdem diese erklärt hatte, sie sei im Treppenhaus vergewaltigt worden. Damit gefährdete sie ein mögliches Strafverfahren. Wer weiß, wie viele Beweismittel wegen ihr weggespült wurden. Sierras Grinsen war noch ein wenig schmaler als sonst.
    Flynn schaltete seinen Computer an und sah eine Minute lang auf den Bildschirm. Seltsam, dass er in drei ßig Jahren nie versucht hatte, Emma Waltz zu finden. Obwohl sie ihn auf eine gewisse Art verfolgte, hatte er
nie viel an sie gedacht. Und jetzt plötzlich verspürte er das Verlangen, sie wiederzusehen.
    Er wusste, dass es ihm keine Ruhe lassen würde. Seine Hand wanderte über die Tastatur. Er fing an, über die Datenbank der Behörde nach ihr zu suchen und dann in internationalen Netzwerken.
    Frauen waren schwieriger zu finden. Sie heirateten, nahmen einen anderen Namen an oder benutzten Bindestriche, die manche Verzeichnisse nicht anzeigten. Er griff nach dem Telefonbuch und sah unter W nach. Er hörte auf, bevor er bei Waltz angekommen war, und versuchte sich vorzustellen, was er zu ihr sagen und warum genau er es sagen würde.
    Er konnte sich ausmalen, wie ein Treffen zwischen ihnen ablaufen würde. Beide waren sie geprägt von derselben starren, in der Kindheit verankerten Erinnerung, die sich seitdem täglich auf ihr Leben auswirkte. Seine Fantasie versagte, als er versuchte, sich ihre Stimme vorzustellen. Er hatte sie nie sprechen gehört. Er ging potenzielle erste Worte durch, Bemerkungen, Fragen, aber nichts davon hatte Gewicht. Alles klang leer und dumm. Er sah sich ihre Hand nehmen und Emma wütend oder ängstlich wegrücken.
    Seine Gedanken wurden immer alberner. Sie kam in seine Arme geflogen, presste die Lippen auf seine, weil sie schon immer füreinander bestimmt waren. Weil niemand sonst sie verstehen konnte. Weil so etwas zusammenschweißt und über die Jahre hinweg verbindet. Weil man sich jemanden einfach so vorstellte, mit dem man nur ein paar Stunden verbracht hatte, am schlimmsten Tag seines Lebens.

    Abgesehen von dem Tag, an dem man starb, natürlich.
    Ein Schatten zog über Flynns Schreibtisch. Er klappte das Telefonbuch zu.
    Offenbar war er wirklich nicht ganz bei sich. Sierra trug ihre Acht-Zentimeter-Absätze, und er hatte sie nicht gehört. Ihre neue Perücke war ein hellblonder Pagenkopf. Sie hing ein bisschen zu weit nach links. Er hatte das Gefühl, dass sie das mit Absicht machte, nur um zu sehen, ob jemand sie darauf ansprach.
    Sie blickte sich im Raum um und sagte: »Du hast ja den Kaktus gar nicht mitgebracht. Er würde sich bestimmt gut machen hier.«
    »Er steht zu Hause.«
    »Ich besorge dir noch einen.«
    »Ich bin nicht verantwortungsvoll genug, um mich um zwei Kakteen zu kümmern.«
    »Man kann übrigens auch ›Kaktusse‹ sagen. Das ist genauso korrekt.«
    »Wirklich? Wusste ich gar nicht.«
    Sierras linkes Auge hing ziemlich tief heute, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie erschöpft war. Er hatte in letzter Zeit die Arbeit schleifen lassen, und sie hatte sich darum gekümmert. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn, und er beschloss, sich am Riemen zu reißen. Als er einen Blick auf den Bildschirm warf und sah, dass die Suche nach Emma Waltz noch lief, geriet sein Plan jedoch ins Wanken.
    »Schön, dass du dich mal wieder im Büro blicken lässt. Dank der Grippewelle sind wir etwas unterbelegt. Hast du dir schon einen der Fälle angesehen?«

    »Vier, heute Vormittag.«
    »Kein schlechter Anfang. Und? Schon jemandem dem Kopf eingeschlagen?«
    Er hatte ihr nichts von Grace Brooks erzählt und beschloss, es auch jetzt nicht zu tun. »Hab kurz daran gedacht, aber dann doch nicht.«
    »Gut, du musst dich beherrschen. Die Bullen haben immer noch ein Auge auf dich.«
    »Die werden wohl einpacken müssen, wenn nicht bald wieder irgendetwas passiert.«
    »Pass bloß auf, mein Lieber! Beschwör das Unheil besser nicht herauf.«
    »Ich doch nicht.«
    Aber vielleicht kamen sie nur so weiter, vielleicht war es die einzige Möglichkeit, den Unsichtbaren im Schnee aus der Reserve zu locken. Nichts von dem, was er tat, schien irgendwohin zu führen. Soweit er wusste, brachte er Sierra allein damit, dass er im Büro auftauchte, in Gefahr. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er verschwand. Oder sollte er einfach hierbleiben? Keines von beiden erschien ihm sinnvoll.
    »Du bist nervös«, unterbrach sie ihn.
    »Ja. Es ist wegen des Kaktus.

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