Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
Vom Netzwerk:
fragte: »Was ist los?«
    »Ich frage mich, wo unsere persönlichen Wege zusammenpassen.«
    »Es ist in Ordnung, wenn du mich nicht magst.«
    »Solche Sätze kommen dir ziemlich schnell über die Lippen. Warum eigentlich?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Dann sag es mir noch mal.«
    »Ich weiß, dass ich Männer verrückt mache, jedenfalls die, für die ich mich interessiere.«

    »Vielleicht machst du sie verrückt, weil du dich eigentlich gar nicht für sie interessierst.«
    Sie hielt inne und dachte kurz darüber nach, offensichtlich unfreiwillig. Sie musste ein Interview führen und einen Artikel schreiben. Stattdessen rubbelte sie ihm das Eis aus den Haaren. Schließlich lächelte sie und zog eine Grimasse.
    »Was willst du von mir?«
    Was hätte er darauf antworten sollen? Wenn er daran dachte, wie sie sich neben ihm im Bett angefühlt hatte. Ihre Forderungen, ihr Wille zu beeindrucken. Wie sie ihn angesehen hatte. Wie einen Mann. Andere Male hatte er das Gefühl, sie sähe in ihm nur die Buchstaben auf dem Papier. Ihre Ehrlichkeit, ihre Direktheit. Er mochte das, es machte ihn an und es beschämte ihn. Er hatte ihr nicht einmal eine Chance gegeben und sich stattdessen von Anfang an in den Kopf gesetzt, sie zu missachten, noch bevor sie es selbst kaputtmachen konnte. Er machte sich zu viele Gedanken um seine grauen Haare. Jesus, was für eine verdammte Scheiße. Er dachte an Emma Waltz und …
    Da war es.
    Jetzt wusste er, wo er den GTO schon mal gesehen hatte.
    Und er wusste, woher das Gewehr kam.
    Er sah rüber zu Raidin, sein Filzhut war weiß vor lauter Schnee, und der schwarze Regenmantel flatterte im Wind. Erst wollte er zu ihm gehen, doch dann spürte er, dass er den nächsten Schritt allein machen musste.
    Auf einen Fehler mehr kam es jetzt auch nicht mehr an. Vielleicht war es sowieso schon zu spät.

    Jessie sagte seinen Namen, aber das konnte ihn nicht davon abhalten, so schnell wie möglich von hier verschwinden zu wollen.
    Er drehte sich langsam zu ihr hin, und diesmal war seine Zuneigung echt. Irgendwann würde sie ihre Klauen einziehen und die Männer nicht länger verscheuchen, die ihr etwas bedeuteten und denen sie etwas bedeutete. Sie war jung. Sie hatte ihre Gründe. Er war alt und hatte keinen. Hier trennen sich also unsere persönlichen Wege, dachte er, zum letzten Mal. Vielleicht ist das gar nicht schlecht.
    Dann sagte er das, was jetzt vor allem zählte.
    »Schreib einfach die Geschichte zu Ende.«
    Flynn ging hinaus in den Schnee, auf den Parkplatz, sah sich sorgfältig um und öffnete die Türen der Polizeiwagen, bis er die Beweismitteltüte mit dem.38er gefunden hatte. Er nahm sie, steckte sie in die Jackentasche, stieg in seinen Charger und fuhr los.
    Das Wasser hätte ihn dieses Mal beinahe wieder gehabt. Er würde schon bald zurück sein.

26
    Es stimmte, was auf dem Zettel stand. Es war tatsächlich alles seine Schuld.
    Die Antwort hatte die ganze Zeit vor ihm gelegen, und er hatte immer nur irgendwelche Film-Noir-Szenen im Kopf gehabt. Spencer Tracy in Fury , Dana Andrews in Fallen Angel und immer wieder Bogie. Er hatte sich selbst auf eine falsche Fährte gelockt.
    Er hatte Spuren nicht beachtet, eins und eins nicht zusammengezählt. Er dachte zu viel an Danny und klammerte die Welt um sich herum aus. Er ließ sich von jungen Frauen Angst einjagen und vergeudete seine Energie mit Selbstmitleid.
    Drei Streifenwagen kamen hintereinander über die Brücke.
    Flynn schwenkte an ihnen vorbei, und obwohl er aufs Gas hätte drücken müssen, wartete er, bis sie weg waren. Er fuhr den Sagtikos State Parkway hoch bis zum
Long Island Expressway und kämpfte sich dann weiter in Richtung Osten durch.
    Die Sonne ging bereits unter, aber der Schnee erleuchtete Himmel und Straßen mit seinem strahlenden Weiß. Es kam ihm vor, als würde es nie wieder richtig dunkel werden. Als würde, wenn er die Augen schloss, das helle Leuchten unter seinen Lidern durchsickern.
    Überall auf dem Expressway gab es Massenkarambolagen, Totalschäden und kleinere Blechschäden. Die Leute standen am Straßenrand und warteten das Unwetter ab. Schaufelten die Fenster frei und traten den Schnee von den Reifen, um nicht ganz begraben zu werden. Seite an Seite standen sie zusammen an den Auffahrten, um nicht die Orientierung zu verlieren. Leuchtkugeln verglühten sinnlos in der Ferne.
    Als er vor dem Haus hielt, wusste er sofort, dass er zu spät kam. Die Fenster waren erleuchtet, aber es waren keine

Weitere Kostenlose Bücher