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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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rückte, nur nicht schnell genug. »Etwas muss passiert sein. Etwas, das großen Einfluss auf ihn hatte.« Vielleicht war Bragg mit ihm in Verbindung getreten, hatte ihm gedroht und ihn gezwungen, gemeinsame Sache mit ihm zu machen. Wenn es denn einen Bragg gab, wenn der Oberst nicht irgendwo tot in den Sümpfen lag.
    Oder Petersen hatte sich, als er Flynn retten wollte, zu weit auf der Straße in die Nacht vorgewagt und war selbst stecken geblieben.
    »Das Gewehr ist zehn Jahre alt und auf einen Gelegenheitsdieb und Bankräuber namens Leo Coleman registriert. Haben Sie den Namen schon mal gehört?«
    »Nein.«
    »Er hat ein paar Verwarnungen und wurde schon mehrmals verurteilt. Dann hat es ihn irgendwann richtig erwischt, die letzten sieben Jahre saß er im Knast.«
    »Ich kenne ihn nicht.«

    »Wahrscheinlich hat er es vor langer Zeit irgendeinem Idioten verkauft, der nicht wusste, dass man niemandem eine Knarre abkauft, der damit schon ein paar Dinger gedreht hat.«
    »War Coleman jemals ernsthaft verletzt?«
    »Warum?«
    »Vielleicht ist er mal irgendwo vom Dach gefallen, und Petersen hat ihn ins Krankenhaus gebracht und ihm unterwegs die Waffe abgenommen.«
    Raidin runzelte die Stirn und sagte: »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Ich weiß. Ich versuche nur herauszufinden, wo er all diesen Leuten begegnet ist. Es muss in seinem Krankenwagen gewesen sein. So hat er vielleicht auch Angela Soto kennengelernt. Sie sagten, sie sei mal mit einer Überdosis eingeliefert worden. Bestimmt ist er den Einsatz gefahren. Er hat ihr das Leben gerettet und war dann der Meinung, es gehöre jetzt ihm und er könne darüber verfügen oder es beenden, wann immer er wollte.«
    »Wir überprüfen das.«
    »Natürlich.«
    Raidin ließ nicht locker. »Was ist sein Geheimnis?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Doch, Sie sind sich dessen nur nicht bewusst.«
    »Kommt aufs selbe hinaus.«
    Flynn hatte das Gefühl, dass Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallten und auf eine nahe Zukunft zuflossen, die von großer Bedeutung sein würde. Das Schicksal hatte sich in die Karten schauen lassen, er konnte fast zusehen, wie es sein Leben ausmaß und die Knoten knüpfte.

    Raidin fasste ihn an der Schulter und sagte: »Sie stehen noch unter Schock nach dieser wahnsinnigen Fahrt und all dem. Sie sollten sich unbedingt an einen Psychologen wenden.«
    »Ich weiß …«
    »Sie atmen zu flach.«
    »Meine Brust schmerzt etwas …«
    »Versuchen Sie, möglichst ruhig zu bleiben. Ich rufe einen Arzt.«
    »Ich bin nur … es ist nur …«
    »Entspannen Sie sich. Wann haben Sie zum letzten Mal gegessen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie sehen schlimm aus.«
    »Sie haben mir neulich meine Frage nicht beantwortet. Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?«
    Raidin betrachtete ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung, Ärger und vielleicht sogar Angst. Er trat hinaus in den Schneesturm, eine gesichtslose Gestalt unter anderen, die gleich vom Schnee und dem endlosen Brüllen des Meeres verschluckt würde.
     
    Statt eines Arztes tauchte nach fünf Minuten Jessie Gray auf. Es waren noch andere Reporter dort, die versuchten, sich auf dem Parkplatz warm zu halten, aber Jessie schlüpfte direkt durch.
    Sie kam auf ihn zu und gab ihm einen innigen Kuss, voller falsch verstandener Leidenschaft. Vielleicht als Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass er ihr etwas zu tun gab. Das hielt sie davon ab, sich die Psycho-Shows im Fernsehen anzusehen. Sie wich zurück und sagte:
»Meine Güte, bis du kalt. Deine Lippen sind ganz blau.« Sie zog ihm die Decke über den Kopf und rubbelte ihm die Haare ab. Eiskristalle fielen knisternd auf seine Schultern. »Du erfrierst ja. Mein Gott, wir müssen dich hier wegbringen.«
    »Mir geht’s gleich wieder gut.«
    »Du bist völlig unterkühlt.« Sie zog die Handschuhe aus und rieb sein Gesicht mit ihren Händen. Es fühlte sich gut an. Er lächelte und wusste, dass er wahrscheinlich etwas albern aussah.
    »Danke«, sagte er.
    »Du bist mir wichtig, weißt du das?«
    Er zündete sich noch eine Zigarette an und ließ sie aus dem Mund hängen. Alle waren sie stark außer ihm. Er saß da, dachte an Hotdogs, seinen toten Vater und an Sandburgen, und wurde fast ohnmächtig. Es war noch ein ziemliches Stück Weg, bis diese Sache durchgestanden war, und es würde hart werden. Irgendwo in seinem Hinterkopf sprühte ein Teil des Puzzles Funken, und es dauerte nicht mehr lange, bis es brannte. Dann musste er bereit sein.
    Sie sah ihm in die Augen und

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