Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Dachte sie tatsächlich an ihr Balg?
»Bleib noch fünf Sekunden liegen. Mehr Zeit brauche ich nicht.«
Coyote streckte die Hand aus. Der Handschuh hatte den Nachteil, dass Becky nicht so viel spürte. Ein Fingernagel wäre besser gewesen, doch es musste schnell gehen. Sie stieß den Zeigefinger in eine Brandblase auf Beckys Wange. Becky zuckte zurück.
Coyote senkte ihre Stimme, bis aus dem Sopran ein Bariton wurde. »Halt still!«
Becky hatte sich gegen die Seitenwand des Kofferraums gedrückt. Weiter konnte sie nicht. Coyote stieß noch einmal den Finger in die Blase, und sie platzte auf. Eine klare Flüssigkeit rann über Beckys Wange. Coyote drang noch tiefer mit dem Finger in die Wunde ein und fuhr dann Beckys Gesicht hinunter. Becky schnaubte und keuchte wie ein erschrockenes Pferd, doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
Coyote lächelte. Sie streckte beide Hände aus, schlug ihre Finger wie Klauen in Beckys Gesicht und riss ihr das Gesicht auf, von den Wangenknochen bis hin zum Kiefer. Brandblasen platzten auf, Flüssigkeit trat aus. Verbranntes Fleisch sammelte sich an Coyotes Fingern. Becky hielt still.
Offensichtlich tat es nicht weh.
Coyote wich zurück. Sie wischte die Finger mit den Hautresten an Beckys beigefarbener Stretchhose sauber.
»Raus aus dem Wagen«, sagte sie. »Na los.«
Wimmernd rutschte Becky zur Hecktür und stolperte heraus. Becky war dumm. Sie tat einfach, was man ihr sagte. Coyote packte sie an den Haaren. Mit der anderen Hand zog sie das Kampfmesser heraus und schnitt Becky die Kehle durch. Eine Blutfontäne schoss heraus und spritzte auf den Parkplatz. Beckys Körper sackte zu Boden. Coyote warf das Messer weg. Es war ein billiges Messer, eine Standardwaffe des Marine Corps, leicht zu ersetzen.
Sie holte die Sporttasche aus dem Kofferraum. Dann ging sie hinüber zu Beckys Volvo, in dem das Balg aus Leibeskräften schrie.
11. Kapitel
»Ev. Wach auf.« Die Hand meiner Mutter berührte mich an der Schulter. »Es ist halb sieben.«
Ich stöhnte und zog mir die Decke bis ans Kinn. Ich brauchte gar nicht die Augen aufzumachen, um zu wissen, dass es ein sonniger Morgen war. Mein Körper fühlte sich an, als hätte mir jemand Klebstoff gespritzt.
Sie strich mir über die Wange. »Fühlst du dich immer noch so mies?«
»Mir tut alles weh. Meine Haare. Meine Zunge. Selbst meine Gedanken.«
»Willst du ausschlafen?«
»Nein, ich muss den verdammten Flug erwischen.« Mühsam setzte ich mich auf. »Jesse holt mich in Los Angeles am Flughafen ab.«
Auf dem Kissen neben mir lag mein Laptop. Auf der Bettdecke hatte ich vierzig ausgedruckte Seiten ausgebreitet, meine Bettlektüre, die ich vom Cincinnati Enquirer, der China Lake News, der Website von StayFriends, einer privaten Website namens Sharlaynes Welt und der Website von Primacon Labs in Los Angeles heruntergeladen hatte.
Ich drückte meiner Mutter die Seite von Primacon in die Hand. »Rate mal, wen ich gefunden habe.«
Sie deutete auf die Seite. »Ach nein. Leitung der Forschungsund Entwicklungsabteilung: Dr. Maureen Swayze.«
»Ich werde sie besuchen.«
»Gute Idee.«
Als ich die Füße aus dem Bett schwang und auf den Boden stellte, wurde mir schlecht. Ich packte den Rand der Matratze und wartete darauf, dass es vorbeiging.
Pech gehabt. Ich rannte ins Bad.
Nachdem ich mich übergeben hatte, stellte ich mich mit rot geränderten Augen und geistig wie körperlich völlig erschöpft unter die Dusche und ließ mir heißes Wasser über den Nacken laufen.
Die Nachrufe auf Linda Garcia waren ziemlich verklausuliert abgefasst. In der China Lake News stand, sie sei nach langem Kampf mit einer schweren Krankheit gestorben. Im Nachrichtenboard von StayFriends hatte ihre Schwester etwas zu Lindas Tod geschrieben, unter anderem, dass nicht nur Supermodels oder reiche Teenager an »dieser Krankheit« litten, die ihr nach einer ganzen Reihe persönlicher Schicksalsschläge innerhalb kurzer Zeit das Leben genommen hatte. Es musste Magersucht gewesen sein.
Einige meiner ehemaligen Mitschüler hatten kondoliert, einschließlich Abbie. Als ich die Mitteilungen las, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen.
Die Website Sharlaynes Welt fand ich noch deprimierender. Eine Fotomontage zeigte Sharlayne Jackson mit ihren Eltern, ihrem Mann Darryl und den Kindern in ihrem Klassenzimmer. Auf jeder Aufnahme war ihr strahlendes, warmes Lächeln zu sehen, eine von allen geliebte Tochter, Frau und Lehrerin. Unter den Fotos stand: Der Herr
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