Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
eine Schwebefähigkeit
besitzt! Du bist ja ein Ritter! DER Ritter, wohl gemerkt. Und ich bin dein
Schmetterling!! Dann bist du irgendwann vor Müdigkeit wieder eingeschlafen. Und
irgendwie dachtest du, das wäre alles nur ein Traum. Ist aber nicht so!«
Jetzt
erinnerte sich Sebastian wieder und stand auf. Er schaute zu dem Schreibtisch
und sah den getrockneten Wasserfleck auf dem Boden. Der war gestern doch noch
nicht da?! Er ging hin, kniete sich auf den Boden und fühlte, dass er noch
nicht ganz trocken war.
»Haaaaaaallo?
Normalerweise bist du doch schneller vom Verstand her, oder?«, schoss es aus
Lukas angenervt raus. Sebastian zog sich abwesend seine Sachen von gestern an
und ging aus seinem Zimmer.
Es
war noch alles dunkel und seine Eltern schliefen noch.
Wie
viel Uhr war es eigentlich?
Sebastian
schlurfte zum Badezimmer und schaute auf die Quietscheentchenuhr. Was? Erst
fünf Uhr früh??? Neeeee… ab ins Bett!!!
Er
drehte sich um, doch hinter ihm schwebte Lukas, der ihn nicht gehen ließ.
»Los
jetzt, mach dich fertig!« »Oh Gott«, stöhnte Sebastian und presste Zahnpasta
auf seine Zahnbürste. Etwas Wasser drüber und rein in den Mund. Nach nicht ganz
einer Minute spuckte er aus, hielt die Zahnbürste unter Wasser, rieb mit seinem
Daumen über die Borsten und steckte sie zurück in den Becher. Dann spülte er
den Mund aus und klatschte sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht.
Der
Strümper schaute in den Spiegel.
Seine
Augen hatten einen blauen Schimmer bekommen und über seiner Schulter flog ein
Schmetterling, der seine Frage zu erraten schien.
»Das
ist ganz normal! Daran wirst du dich jetzt gewöhnen müssen. Los, beeil dich `ne
Ecke!«
Sebastian
nahm sein blaues Handtuch und trocknete sich das Gesicht. Seine Augen waren
immer noch blau. Dann ging er zurück in sein Zimmer. Mona musste durch die
Geräusche wach geworden sein und gesellte sich gemütlich zu Sebastian, als er
durch den Flur ging.
»Sag
mal, kannst du die Katze wegschicken? Die ist mir nicht ganz geheuer«, fragte
Lukas, der jetzt in Abstand zu Sebastian und Mona flog. »Nööö…wenn du mich so
zerrst, dann kann die Katze auch bleiben.«
In
seinem Zimmer angekommen, sprang Mona sofort aufs Bett. Sebastian zog seinen
Stuhl vom Schreibtisch vor und setzte sich.
»Was
machen wir jetzt?«, fragte er. »Jetzt üben wir erst mal deine Schwebefähigkeit.«
Sebastian verdrehte die Augen. Und wie? Sofort schaute er sich um und nahm
seine Bleistifte ins Visier.
Der
»Ritter« konzentrierte sich mit starrem Blick, aber nichts passierte. »Wie hast
du das denn gestern Nacht gemacht?«, überlegte Lukas laut. »Tja, ähm, ich
wollte eigentlich nur das Glas Wasser haben und, äääähm, wollte nicht
aufstehen. Dann hab ich mir einfach nur vorgestellt, wie das Glas zu mir kommt«,
sagte Sebastian.
»Dann
mach das doch genau so noch mal. Stell es dir vor!«, forderte Lukas ihn auf. »Okay.«
Sebastian
schaute auf einen Bleistift und tatsächlich hob der Bleistift vom Schreibtisch
ab, bis er direkt neben Lukas schwebte. Dann ließ Sebastian noch einen zweiten
Schreiber daneben fliegen… dann einen dritten und einen vierten. »Das ist ja
einfacher, als ich dachte!«, jubelte Sebastian freudig. »Haaaaallo?? Du bist
der erste Ritter, das MUSS einfach für dich sein!«, meinte Lukas nur
augendrehend. Sebastian ließ die Bleistifte wieder zurück auf den Tisch fallen.
»Und
jetzt?«, fragte er sich umschauend. »Nimm doch was Schwereres.«
Er
erblickte seinen Fußball, der in der Ecke lag. Mit einem kurzen Blick stellte sich
Sebastian vor, wie der Ball schwebte – und er hob direkt vom Fußboden ab.
Schnell
testete er fast alle Gegenstände, die nicht niet- und nagelfest waren und ließ
sogar mehrere gleichzeitig fliegen.
»Boah,
jetzt wird es langweilig«, sagte Sebastian nach einiger Zeit und schaute Lukas
an, der jetzt vor ihm flog. Hinter ihm war das Bett.
»Du,
sag mal, wie ist es so, ein sprechender Schmetterling zu sein?«, züngelte
Sebastian verschlagen. »Wie meinst du das jetzt?«, antwortete Lukas nicht ganz
verstehend. »Na, du kannst doch allen Gefahren ausweichen, indem du immer
einfach wegfliegst, oder? So musst du dir nie Gedanken machen, dass dir mal was
Schlimmes passiert, oder?«
Lukas
wurde langsam misstrauisch.
»Ich
verstehe immer noch nicht ganz, worauf du hinaus willst?« Hinter Lukas guckten
langsam aber sicher zwei Katzenohren
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