Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
einen Blick zu und wiederholte ernst: „Geh in die Höhle. Da bist du sicher!“, bevor er abtauchte und mit raschen Flügelschlägen davon rauschte. Jetzt konnte Sabrìanna nicht mehr anders, sie stampfte wütend mit dem Fuß auf und fluchte zusammenhanglos vor sich hin. Dieser unglaubliche... Drache! Was dachte der eigentlich, wer er war? Am liebsten wäre sie ihm direkt gefolgt, aber unter ihr war nur Leere, ein paar Wolken, die ihr zeigten, wie hoch die Höhle war, und weit und breit nichts und niemand, was ihr helfen könnte, von hier weg zu kommen. Doch brav seinem Befehl zu gehorchen, kam absolut nicht in Frage für sie, weswegen sie sich im Schneidersitz auf dem Felsen niederließ, die Arme vor der Brust verschränkt. „Dann warte ich hier eben, bis der feine Herr es sich angelegen sein lässt, zu mir zurück zu kommen, und mich über mein weiteres Schicksal zu informieren“, erklärte sie den Wolken trotzig. Wie sie das Warten hasste!
Kapitel 7: Entdeckt
Kaum eine Viertelstunde war vergangen, als vor Sabrìanna die Luft zu flirren begann. Verdutzt betrachtete sie die Spiegelung, die sich mehr und mehr zu einer Gestalt ausbildete, ein wenig wie eine Fata Morgana in der Wüste. Doch die Temperatur veränderte sich dabei nicht, blieb weiterhin angenehm, nicht zu warm, nicht zu kühl. Seltsam eigentlich, wenn man die Höhe bedachte, auf der sie sich befand. Aber sie hatte inzwischen aufgegeben, sich hier über irgendetwas zu wundern, und war daher auch nicht sonderlich erstaunt, als sich aus der spiegelnden Fläche vor ihr Hernes Gesicht mit dem mächtigen Hirschgeweih darüber manifestierte. Sein Blick war streng, alles andere als amüsiert, und seine Stimme klang seltsam hohl, als würde sie sie von allen Seiten umgeben: „Hier versteckt er dich also. Denkt er wirklich, er könnte dich geheim halten?“ Sabrìanna log reflexartig, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken: „Er ist auf dem Weg zu dir, um dich zu informieren und hier her zu bringen. Aidan hat mich hier nur versteckt, um mich vor Scary Gary zu beschützen. Damit der mich nicht finden kann! Er… ist ein großer Rhodesian Ridgeback, zumindest sieht er so aus, und er hat mich durch den Spiegel gejagt, ich konnte nichts dafür!“ Der Versuch, den Wächter mit dieser Information von dem Drachen abzulenken, auf den sie gerade noch so wütend gewesen war, dass sie ihn am liebsten gepackt und geschüttelt hätte oder Schlimmeres, funktionierte allerdings nicht wirklich. „Du solltest nicht hier sein, und das weiß er!“ „Natürlich weiß er das, und er hat es mir auch sehr deutlich gemacht, er ist – ganz und gar nicht begeistert davon, dass ich schon wieder durch den Spiegel gefallen bin!“ versuchte sie den Drachen weiter in Schutz zu nehmen, warum wusste sie selbst nicht so genau.
Der Wächter betrachtete sie eine ganze Weile schweigend. „Du erinnerst dich.“ Das war nun nicht gerade eine Frage, trotzdem antwortete sie ehrlich: „Ja. Als der Hund auftauchte, habe ich mich daran erinnert, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte. Aber erst als er mich rückwärts getrieben hat, bis ich durch den Spiegel stürzte, wusste ich plötzlich, dass mir das schon einmal passiert war.“ Die Miene des Gehörnten verzog sich, und sie redete rasch weiter: „Aber es sah ganz anders aus, ich war in einem dunklen Wald, der – ich weiß, es hört sich verrückt an, aber ich hatte das Gefühl, als wollte er mir Übles! Dann kam diese reißende Bestie von Hund hinter mir hergesprungen und hat mich gejagt, und ich bin nur noch gerannt und gerannt…“ Bei der Erinnerung begann ihr Herz erneut zu rasen, in ihren Augen spiegelte sich deutlich die durchgestandene Angst. Doch das löste bei Herne keinerlei Mitleid aus, er wiederholte nur tadelnd: „Du solltest nicht hier sein. Du gehörst nicht hierher. Jetzt hast du den Hund der Apokalypse hierher zurückgeführt, und damit das Land in große Gefahr gebracht!“ „Den was?“ echote Sabrìanna erschrocken, und eine Gänsehaut zog sich über ihren gesamten Körper. Ihre Angst vor Hunden, die sie schon ihr Leben lang begleitete, wurde plötzlich akut und raubte ihr den Atem. „Ich wollte das nicht…“ flüsterte sie und rollte sich unwillkürlich so klein wie möglich zusammen, schlang die Arme um sich selbst und hielt den Blick gesenkt. Herne betrachtete sie missbilligend. „Was wir wollen und was sich aus unseren Handlungen ergibt, ist nicht immer gleich. Trotzdem sind wir für
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