Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
Ende mit einer Tasse heißer Schokolade vor dem Computer gemütlich und surfte durchs Internet. Dort suchte sie alles, was es zum Thema Anderswelt , Tír na n-Oc , Avalon, Feenreich, Reiter der Apokalypse, Schmetterlinge und Spiegel oder Roter Hund des Krieges nachzulesen gab. Leider fand sie nicht einen sinnvollen Beitrag, der ihr irgendwie weitergeholfen hätte, und so gab sie es spät in der Nacht seufzend auf und ging zu Bett.
Auch am nächsten Tag blieb jeder Spiegel ein Spiegel, obwohl sie es auch an anderen Orten versuchte, im Café, in dem sie arbeitete, in Liams Wohnung, bei jeder spiegelnden Fläche auf ihrem Heimweg. Doch nirgends öffnete sich ein Weg dorthin, wo sie so unbedingt hinwollte. Es war zum Verrücktwerden, und Sabrìanna war eindeutig nahe daran. Es fiel schon auf, dass sie ständig mit sich selbst redete, und wie sie mit Schaufenstern und Seitenspiegeln an Autos diskutierte. Nicht, dass sie das gestört hätte, sie hatte noch nie viel auf die Meinung anderer gegeben. Schon immer gern vor sich hin gesungen, Bücher gelesen, wo andere Computer spielten und alte Legenden gesammelt wie andere Comicbücher oder Mangas. Ihr Musikgeschmack unterschied sich ebenfalls von dem, was man gemeinhin als normal bezeichnete, und ihre Kleiderwahl ließ sie oft aus der Menge herausstechen. Wann immer es ging im Rock oder Kleid, fließende Stoffe, am liebsten Violett, Silber oder Grün, dazu immer etwas Klimperndes und Glitzerndes an Hals, Ohrläppchen und Handgelenken. Ihr Schmuckkästchen quoll über von Kettchen und Ringen, zumeist mit Anhängern oder Bildnissen aus der keltischen Folklore. Vielleicht fühlte sie sich deshalb so verbunden mit Aidan, weil er fleischgewordene Legende war. Zwar nicht wirklich irische, doch das machte ihn für sie nur umso faszinierender. Sie verstand noch immer nicht, wieso sie durch den Spiegel gefallen war, wieso ausgerechnet sie dieses Abenteuer erleben durfte, aber sie würde viel dafür geben, einen Weg zurück zu finden. Vielleicht sogar alles.
Kapitel 9: Waterville
Die Woche verlief ereignislos oder richtiger gesagt: ganz normal. Sabrìanna verbrachte viel Zeit mit ihren Freunden, arbeitete Doppelschichten, vergrub sich in ihrer Freizeit in Büchern oder der Internetrecherche. Alles, um nur ja keine freie Minute zum Nachdenken zu haben. Denn wann immer sie kurz zur Ruhe kam, gaukelte ihre blühende Fantasie ihr Schreckensszenarien vor, was hinter den Spiegeln gerade vor sich gehen könnte. Was Scary Gary dort anrichtete, wie schlecht es Aidan ginge, während sie hier festhing, in ihrer Welt, wo sie hingehörte, und absolut nichts tun konnte. Ob er an sie dachte, sie verfluchte, während er gegen die kriegstreiberischen Aktivitäten des Hundes ankämpfte? Ob er unter ihm litt, von ihm oder seinetwegen angegriffen wurde, vielleicht dem Spott oder der Wut der anderen Bewohner ausgesetzt war? W elche unbewältigbare Strafe Herne ihm auferlegt hatte – oder ob Aidan mutterseelenallein in seiner Höhle vor sich hin vegetierte, ausgeschlossen von allem, und sie vermisste ? Es war zermürbend, nervenaufreibend, ließ sie zunehmend empfindlich und gereizt reagieren, bis Danika ihr schließlich vorwarf, sie würde ihren Liebeskummer an ihren Freunden auslassen, und das wäre nicht in Ordnung. Sie solle doch endlich über den Kerl hinweg kommen und wieder normal werden. Sabrìanna glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Das von der Freundin, die bei jeder Trennung heulend und schluchzend wie ein Häufchen Elend vor ihrer Tür stand und wochenlang Trost und Aufmunterung brauchte. Nicht nur von ihr, sondern auch von dem armen Liam, der dafür alles andere stehen und liegen ließ? Sie explodierte und geigte ihr so richtig die Meinung – worauf Liam prompt Danikas Standpunkt unterstützte, und die beiden ihr klipp und klar erklärten, sie sollte sich erst wieder melden, wenn man wieder vernünftig mit ihr reden konnte. Damit ließen sie sie einfach stehen. Sabrìanna schäumte vor Wut. Sie wusste ja, dass sie momentan echt schwierig war. Doch hätte sie von ihren Freunden ein wenig mehr Verständnis und Nachsicht erwartet, immerhin war sie sonst ein Sonnenschein, das sagten ihr alle, und sie benahm sich wirklich nur selten so kratzbürstig. Es war eben schwierig, weil sie ihnen den wahren Grund nicht sagen konnte, aber sie hätten es ohnehin nicht verstanden, sie ausgelacht oder für verrückt erklärt, da war sie sich sicher. Egal wie, sie hatte sich von den beiden
Weitere Kostenlose Bücher