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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Frau auf seinem Schoß, die er
an sich presste, die er küsste, mit der er immer mehr verschmolz.

8
Wer ist Mojtovian?
     
    Sie blieben etwa 15 Meter von dem
Gebäude entfernt stehen. Sonnenlicht stach durch die Wolkendecke und tauchte die
Straße in ein flirrendes Licht. Er warf ihr einen Seitenblick zu, den sie mit einem
Lächeln erwiderte.
    »Melde dich,
sobald es geht, Laura.«
    Ihr Lächeln
wurde frecher. »Ich hoffe, diesmal ist dein Handy nicht auf stumm gestellt. Oder
dein Akku leer. Du weißt schon …«
    Er hob abwehrend
die Hand und erwiderte mit Unschuldsmiene: »Wie könnte ich so gedankenlos sein?«
    »Du doch
nicht.« Sie gab ihm keinen Kuss, strich ihm aber mit einer flüchtigen Sanftheit
über die Wange – wie schon einmal. Ohne noch etwas zu äußern, entfernte sie sich.
Sie glitt zwischen anderen Fußgängern hindurch, ihr Haar wehte im leichten Wind.
John ließ sie nicht aus den Augen, bis sie die Eingangstür des Polizeireviers hinter
sich zugezogen hatte. Mit in den Taschen vergrabenen Händen schlenderte er zurück
zu Tante Jus Fiesta.
    Auf der
Fahrt nach Lehen störte ihn weder der Vanillegeruch noch die Tatsache, dass der
Radiosender ständig verloren ging. Auch nicht, dass er später dran war als geplant,
oder die Schleicher vor ihm auf der Fahrbahn, die ihn in seinem Zeitplan weiter
zurückwarfen. Zum ersten Mal seit langer Zeit störte ihn gar nichts, zum ersten
Mal seit langer Zeit hätte er unentwegt vor sich hin pfeifen können. Er war sogar
versucht, hinter dem Steuer die Augen zu schließen, um in die Erinnerung an letzte
Nacht einzutauchen. Und an den Morgen, der zwar mit Befangenheit begonnen hatte,
die allmählich einer stillen Einvernehmlichkeit, ja Harmonie gewichen war.
    Laura hatte
ihn geweckt. Einfach nur indem sie ihn betrachtete – mit einem Ausdruck, den er
am liebsten auf einem Foto verewigt hätte. Er lag in die Decke gehüllt auf dieser
Liege, die sehr schmal war – allerdings nicht zu schmal für sie beide, zumindest
nicht in jener letzten Nacht. Beim Aufwachen wurde er zunächst von dem Gedanken
überfallen, Laura könne das, was zwischen ihnen geschehen war, bereuen – dann allerdings
wurde er von diesem Blick ihrer blauen Augen erfasst. Nein, von einem Bereuen war
darin nicht das Geringste zu lesen. Und selbst wenn so etwas kommen sollte: An diesem
Morgen würde er sich nicht die gute Stimmung nehmen lassen.
    John parkte
den Wagen an exakt derselben Stelle wie am Abend. Seit dem ersten Starten des Motors
vor etwas mehr als zwei Stunden hatte er darauf geachtet, ob ein Auto die Verfolgung
aufnahm, was jedoch nicht der Fall war.
    Nachdem
er mit dem Fahrersitz gekämpft hatte, um ihn in eine bequeme Position zu bringen,
gelang es ihm schließlich, einen Radiosender richtig einzustellen. Fast schon wieder
irritierend, sich so gut zu fühlen. Was mit Sicherheit an dem umfangreichen Frühstück
lag, das er mit Laura in einem netten Café in der Nähe des Krügle zu sich genommen
hatte – Laura bestand darauf, ihn einzuladen, und er hatte nicht widerstehen können,
anzunehmen. Während des Essens telefonierte Laura mit Hauptkommissar Bernd Hauschild.
Er war offenbar sehr interessiert an dem, was sie zu berichten hatte, und ließ sich
die Fotos zuschicken, die Laura in der Villa aufgenommen hatte. Dann meldete er
sich bei ihr und bat sie zu einem Gespräch aufs Revier. Sichtlich zufrieden nickte
sie John zu. »Jetzt bin ich wirklich gespannt, was sich alles ergeben wird.«
    Der Klang
ihrer Stimme im Ohr verleitete ihn dazu, es sich etwas bequemer in dem Sitz zu machen,
zu dösen und einen albernen Hit im Radio mitzusummen. In der Wohnstraße in Lehen
tat sich tagsüber nicht viel mehr als abends. Und das Haus, das er fortwährend im
Blick behielt, lag wie verlassen da. Fast eine Stunde saß John in dieser Position,
ein Bein auf dem Beifahrersitz ausgestreckt, als er plötzlich zusammenzuckte. Die
Haustür sprang auf und Frau Eisenring, eine Einkaufstasche in der Hand, trat ins
Freie. Unbewusst schaute sie kurz in Johns Richtung, dann ging sie ohne Eile davon.
Eine ganz gewöhnliche ältere Frau, wahrscheinlich auf dem Weg zum Supermarkt oder
zum Metzger.
    »Ach, Johnny«,
murmelte er vor sich hin. »Wieso bist du eigentlich hier?«
    Na, wieso
wohl?, gab er sich in Gedanken die Antwort. Wegen deines verdammten Riechers, der
dir einfach keine Ruhe lässt.
    Nun war
es über eine Stunde her, seit er hier angekommen war, aber Laura hatte sich noch
nicht gemeldet. Sie hatten

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