Schmidts Einsicht
Verkehr regelten, als Indizien dienen konnten, dann galt Mr. Gibsons Fête zumindest für die Literaten der Hamptons schon jetzt als der gesellschaftliche Höhepunkt des langen Ferienwochenendes. Schmidt wußte aus Erfahrung, daß er ohne Begleitung als einsame Gestalt von seinem Auto durchs Tor und über die lange Einfahrt getrottet wäre, zu schüchtern und zu befangen, um sich einem der Paare anzuschließen, die vor oder hinter ihm gingen, selbst wenn er jemanden kannte und grüßte. Was hätte er ihnen sagen sollen? Durch allzu langes Schweigen hatte er die Redegewandtheit verloren. Aber der Schutz der Blackmans hatte eine magische Veränderung bewirkt. Er war nicht mehr die traurige Gestalt, die man leicht für einen Eindringling oder für einen minderen Hausgast im Schlepptau eines Freundes von Bill Gibson halten konnte, einen Durchreisenden, der dazu verdammt war, am nächsten Tag zu verschwinden und sich nie wieder sehen zu lassen, sondern er hatte sich verwandelt in jemanden, den man womöglich gern kennenlernen oder wenigstens mit einer nicht nur den Schein wahrenden Herzlichkeit begrüßen wollte.
Fast erwachsene Jungen und Mädchen mit schwarzen Hosen, weißen Hemden und schwarzen Fliegen trugen Tabletts herum, auf denen Gläser mit Weißwein, Rotwein und Mineralwasser, Kanapees mit Fois gras oder gekochtem Thunfisch, kleine Frühlingsrollen, winzige Frankfurter Würstchen und diverse crudités waren. Elaine nahm ein Glas Weißwein, und Gil parkte sie geschickt bei einer Gruppe, die einem redenschwingenden Romancier lauschte.
Laß uns auf einen Drink für Erwachsene an die Bar gehen, sagte er zu Schmidt. Ich hab dir was zu erzählen, fügte er hinzu, als er den Abstand zu Elaine für sicher hielt. Ich habe in der East 66 th ein Studio für DT gefunden, nur einen Katzensprung von meinem Büro entfernt. Natürlich gebe ich ihr einen Job. Deshalb mache ich den Film zu Cannings Buch, auch wenn er ein Arschloch ist und Mike mir ständig im Nacken sitzen wird, damit ich den Film so mache, daß er sich besser verkauft. Das ist mir sehr recht, vor allem, weil ich daran denke, eigenes Geld zu investieren. Das heißt, Elaines Geld. Und sie ist schwerreich!
Ich habe eine Idee, sagte Schmidt. Vielleicht ist sie verrückt, und vielleicht reißt Canning dir den Kopf ab, wenn du sie ihm vorschlägst. Wie wär’s mit einer Geschlechtsumwandlung? Man könnte den Kannibalismuskenner, den Anthropologen Vincent in ein Mädchen verwandeln und vielleicht doch Julia Roberts die Rolle anbieten. Canning ist nicht schwul. Ich glaube, er hat Vincent nur deshalb zum Schwulen gemacht, weil er schick sein möchte. Für die Geschichte ist das nicht wichtig.
Sie waren an der Bar angekommen und hatten sich einen doppelten Bourbon mit Eis bestellt.
Schmidtie, du Gauner, das ist brillant! erwiderte der große Filmemacher sehr langsam. Warum ist mir das nichteingefallen? Ich habe zuviel an DT gedacht. Mike wird wohl nicht hier sein – wir sollten ihn übrigens mit Gibson zusammenbringen. Wenn er mitmacht, und das wird er bestimmt, rufe ich Canning an und sage: So wird es gemacht. Weißt du was? Ich glaube, er sagt ja, wenn ich es ihm mit einer etwas höheren Zahlung für die Rechte versüße. Das gibt dem Projekt ein ganz anderes Gesicht. Ich glaube, du hast uns gerade ein zusätzliches Bruttoeinkommen von fünfzig bis achtzig Millionen Dollar allein in den USA beschert. Prost! Auf Die Schlange ! Ich werde dich im Abspann als literarischen Berater des Produzenten nennen. Warte nur, bis Elaine das hört!
Apropos was Elaine hört, sagte Schmidt, meinst du nicht, du müßtest in der Sache mit DT vorsichtiger sein? Ich kann mir nicht vorstellen, daß du schon einmal eine Wohnung für eine Mätresse angeschafft hast. Das klingt mir nach doppelter Haushaltsführung und Doppelleben. Das hast du nicht mal mit Katerina gemacht. Du spielst mit dem Feuer.
Stimmt, alter Freund, aber ich weiß nicht, wie ich damit aufhören soll. Wenn wir zusammen sind, will sie nichts als ficken, und sie fickt wie ein tanzender Derwisch. Sie hat es auf eine neue Ebene gehoben. Ich kann es nicht lassen.
Schmidt klopfte ihm auf den Rücken. Sieh dich vor.
Ich versuch’s, erwiderte Mr. Blackman, glaub mir. Komm, wir suchen Elaine und retten sie.
Sie machten kehrt und standen plötzlich vor Alice und Popov. Ihr Arm war unter seinem linken Arm; er hielt ihre Hand; ihre Brüste an ihn geschmiegt.
Popov, alter Satan, was machst du denn hier? dröhnte Mr.
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