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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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sind zutiefst besorgt über die finanziellen Verwicklungen – oder sollte ich sagen: die Folgen – deiner Liaison mit dieser Kellnerin. Angesichts dieser Sorge finden sie es ganz natürlich, von dir zu verlangen, daß du das Rechte tust, um die Zukunft deiner Tochter und deines Enkels zu sichern.
    Ich habe eine Neuigkeit für dich, Renata, sagte Schmidt. Laut Gesetzgebung dieses großartigen Staates New York haben meine Tochter und meine schon geborenen oder noch ungeborenen Enkel keine Rechtsansprüche auf Anteile meines Vermögens außer denen, die ich ihnen nach eigener Entscheidung gebe. Ich habe nicht die Absicht, meine Tochter zu enterben, aber wenn du und die übrigen Rikers mich weiter beleidigen, könnte ich es mir anders überlegen. Oder meiner Tochter etwas hinterlassen, dassie und Jon zweifelsfrei für ein schäbiges Almosen halten. Also paß auf, und rate auch den beiden, aufzupassen. Und jetzt ist deine Zeit um.
    Das stimmte nicht ganz, und sie wußte es. Schmidtie, sagte sie, planst du nicht einmal, deine schwangere Tochter zu besuchen?
    Schmidt zuckte die Achseln. Das ist eher komisch, sagte er, ich habe sie gebeten, mich auf dem Land zu besuchen, und angeboten, zu ihr nach New York zu kommen. Sie hat mich abgewiesen.
    Er war im Augenblick zu stolz, zu erwähnen, daß sie ihn nicht nach Claverack eingeladen hatte.
    Meinst du nicht, du könntest es schaffen, zu ihnen aufs Land zu fahren? Eine Autofahrt von Bridgehampton nach Claverack ist nicht besonders mühsam. Du kannst auch den Zug von New York nach Hudson nehmen. Dort würden sie dich abholen.
    Da ist eine Kleinigkeit zu beachten, erwiderte er. Sie haben mir keinen Grund gegeben, zu glauben, daß sie mich dort haben wollen. Und jetzt mußt du wirklich gehen.

XII
    Die langen Jahre, die Renata mit ihrem dritten Ohr Patienten auf der Couch zugehört hatte, waren nicht vergeblich gewesen. Sie erkannte Schmidts Problem sofort: Er sehnte sich nach Charlotte, würde aber unaufgefordert nicht nach Claverack fahren, und er würde keine Einladung provozieren. Ein Problem, das sie lösen konnte. Wie durch einen glücklichen Zufall rief Charlotte schon am nächsten Tag bei Schmidt an.
    Dad, verkündete sie, du solltest zu Besuch kommen, bevor das Baby da ist. Auf die Weise würdest du auch das Haus sehen, unser Haus, meine ich, und wenn du möchtest, auch das Haus der Rikers. Beide sind großartig. Renata findet die Idee gut. Du wirst dann verstehen, warum Jon und ich Claverack mögen und die Hamptons hassen. Da ist nur eine Sache: Am nächsten Wochenende ist Memorial Day, und ein paar Leute, mit denen Jon zusammenarbeitet, werden übers Wochenende bei uns wohnen, deshalb können wir dich dann nicht einladen. Paßt dir ein anderes Wochenende?
    Ach, das ist sehr aufmerksam von Renata, erwiderte Schmidt und fragte sich, was aus Charlottes Intelligenz geworden war, die ihn immer so stolz gemacht hatte. Ich würde dich sehr gern besuchen, aber ich käme lieber während der Woche. Ich würde morgens eintreffen, wir könnten zusammen zu Mittag essen, und danach würde ich wieder abfahren. Ein leichter, entspannter Besuch!
    Vielleicht ist das am besten, antwortete sie. An den Wochenenden ist Jon immer so kaputt, daß er sich ausruhenmuß. Er will nur Freunde und seine Familie um sich haben. Absolut niemanden sonst.
    Schmidt erwiderte nichts.
    Also, kannst du mir sagen, wann ich dich erwarten soll?
    Sie gab sich keine Mühe, ihre Gereiztheit zu verbergen.
    Wie wär’s mit morgen in einer Woche? fragte Schmidt. Ich könnte um zwölf Uhr da sein.
    Das ist gut, erwiderte sie. Du kennst doch den Weg nach Claverack? Ich schicke dir eine Wegbeschreibung, damit du das Haus findest.
    Klick. Aufgelegt.
    Es dauerte nicht lang, bis das Telefon wieder klingelte. Renata.
    Es war richtig, daß du gesagt hast, du würdest nicht über Nacht bleiben, ließ sie ihn wissen. Vierundzwanzig Stunden deiner aufgestauten Feindseligkeit ausgesetzt zu sein wäre vielleicht zuviel für Charlotte. So wie es jetzt steht, gibt sie sich alle Mühe, sie abzuarbeiten. Sie verdient eine Belohnung!
    Danke, Renata, antwortete er. Ich bin sicher, du findest etwas Passendes.
    Da dies offenbar erst der Beginn einer Familientherapie war, erklärte er ihr: Ich kann jetzt wirklich nicht weiterreden. Du hast mich erwischt, als ich gerade aus der Tür gehen wollte.
    Wir unterhalten uns bald weiter, erwiderte sie, nach deinem Besuch.
    Er entschloß sich, die Nacht vor seiner Fahrt nach Claverack in der

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