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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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länger schweigen. Ich glaube, daß wir mit unwiderleglichen Tatsachen konfrontiert sind – Beweisen, wenn Sie so wollen –, daß unsere Tage gezählt sind und daß unser Leben auf der Erde – ja sogar die Zeit der Erde selbst – bald ein Ende haben werden. Ich habe Rat gesucht bei jenen mit mehr spiritueller Erfahrung, als ich besitze, und sie haben mich beraten.
    Ich glaube jetzt, daß wir vor der Apokalypse stehen, die in der Offenbarung des heiligen Johannes vorausgesagt ist, und daß die Mächte des Guten und Bösen sich auf der Erde kundgetan haben. Ob diese Mächte Engel und Dämonen sind oder Extraterrestrier, scheint mir durchaus bedeutungslos zu sein. Ich könnte sagen, daß ich mit einem Engel gesprochen habe, aber das scheint im wörtlichen Sinne nicht wahr zu sein…«
     
    »Er weicht sogar von seinem Text ab. Verdammt!« rief McClennan und setzte sich schwungvoll auf das Bett neben Hicks. »Ist ihm nicht klar, was er da losläßt? Was für soziale Konsequenzen…«
    »Bitte!« ermahnte Hicks.
     
    »Ich kann nur den Schluß ziehen, daß irgendwie unsere Geschichte auf der Erde einem Gericht unterzogen wurde und wir als unzulänglich befunden wurden. Ob der Fehler in unseren Körpern steckt oder in unserem Geist – es ist klar, daß die Geschichte der menschlichen Existenz dem Schöpfer nicht gefällt, und daß Er die Tafel abwischen und neu beginnen will. Er hat mächtige Maschinen geschickt, mächtige Kräfte, die in jedem Augenblick beginnen können, diese Erde in der Schmiede Gottes zu erhitzen und auf einem himmlischen Amboß in Stücke zu schlagen.«
    Der Präsident machte wieder eine Pause. Laute Stimmen auf dem Flur drohten, ihn zu übertönen, und der Sprecher mußte mehrere Minuten lang seinen Hammer schwingen. Die Kamera ging zurück auf Crockerman, der von einer Phalanx aus Geheimdienstmännern umgeben war, die mit grimmigen Gesichtern bemüht waren, in alle Richtungen zugleich zu blicken.
    »Bitte«, sagte der Präsident. »Ich muß zum Schluß kommen.«
    Schließlich ebbte der Lärm ab. Sporadische Rufe von Ärger und Unglauben kamen von den Abgeordneten.
    »Ich kann meinem Volk und den Bewohnern der Erde nur sagen, daß für uns alle die Zeit gekommen ist, flehentlich um Rettung zu beten, in welcher Form sie auch kommen möge, ob wir sie erwarten können oder nicht, oder sogar ob wir Rettung überhaupt wirklich verdienen. Die Schmiede Gottes kann nicht besänftigt werden, aber vielleicht besteht für jeden einzelnen von uns Hoffnung, in unseren privaten Gedanken, mit Gott unseren Frieden zu machen und einen Ausweg zu finden vor den Schlägen Seines Zorns und Seiner Enttäuschung.«
     
    Arthur Gordon konnte, als er in der Flughafenlounge saß, in der eine Frau leise neben ihm weinte und mehrere Männer laut mit sich und dem Fernsehschirm zankten, nur an Francine und Martin denken.
    »Die ganze Hölle wird los sein«, brüllte ein stämmiger Mann in mittleren Jahren, als er aus der Halle stapfte.
    »Wir sollten jetzt lieber nicht fliegen«, sagte ein junger Mann zu dem schwangeren Mädchen, eigentlich mehr ein Teenager, die bei ihm saß. »Sie sollten alle Flüge absagen.«
    Arthur war darüber ärgerlich, wie sehr ihn die Rede aufgeregt hatte, und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er ging durch das morgendliche Menschengedränge, um am Schalter der Fluglinie seine Reservierung nach Las Vegas noch einmal nachzuprüfen.
     
    McClennan hatte seine Fluchtirade beendet und stand jetzt neben dem leeren Fernseher. Er hatte immer noch seinen Regenmantel an. Jetzt sucht er nach einer Zigarette und dem Feuerzeug. Hicks hatte sich nicht von der Bettkante weggerührt.
    »Es tut mir leid«, sagte McClennan. »Jesus, ich habe seit fünf Jahren nicht mehr geraucht. Ich bin ein verdammter Schandfleck.«
    Hicks fragte ihn: »Was wollen Sie jetzt machen, nachdem Sie zurückgetreten sind?« Was für eine erstaunliche Situation! Eine gute Innenseite bei dieser Story.
    McClennan verzichtete mißmutig auf die Zigarette. Er warf sie in den Aschenbecher des Hotels, oben auf einen nicht benutzten Brief Streichhölzer, und legte sein Plastikfeuerzeug etwas sanfter daneben. »Ich nehme an, daß der Präsident für David und mich Ersatzmänner ernennen wird. Ich glaube, daß Schwartz bleiben wird. Ich erwarte, daß fast jeder bleiben wird.« McClennan sah Hicks mißtrauisch an. »Und Sie werden über all dies schreiben, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich ja, später einmal.«
    »Halten Sie ihn für verrückt?«

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