Schmiede Gottes
kam alles in die Reihe. Er konnte das Problem wie auf einer Straßenkarte klar vor sich sehen. Seine Erschöpfung und Resignation waren verschwunden. Jetzt fühlte er sich durch eine tiefe, ehrliche Wut bereichert. Seine Distanz und Objektivität waren ausgebrannt. Die Luft, die durchs Fenster des Taxis kam, war süß und berauschend.
Lieutenant Colonel Albert Rogers hatte die Aufzeichnung der Rundfunksendung gehört und saß benommen einige Minuten hinten im Anhänger. Er fühlte sich verraten. Was der Präsident gesagt hatte, konnte doch kaum wahr sein. Die Männer im Furnace hatten die Rede noch nicht gehört; aber es gab keine Möglichkeit, sie ihnen vorzuenthalten. Wie könnte er sie ihnen etwas schmackhafter machen?
»Der Bastard hat kapituliert«, murmelte er. »Er hat uns hier einfach sitzen lassen!«
Rogers stand in der Hintertür des Anhängers und schaute auf den Aschenkegel, dunkel und schwer zu beschreiben in dem vollen Morgenlicht. »Ich kann eine Atombombe genau mitten in dieses Miststück bringen«, sagte er ganz ruhig. »Ich kann sie hineinbringen und abwarten, bis sie losgeht.«
Nicht ohne Autorisierung durch den Präsidenten.
Das stimmte allerdings nicht ganz.
Aber der Präsident konnte sie doch nicht wirklich daran hindern, einen Versuch zur Selbstverteidigung zu unternehmen… – oder doch? Er hatte sich darüber nicht weiter geäußert. Er hatte nur konstatiert, daß er es für unwahrscheinlich hielt… Was waren seine Worte gewesen? Rogers ging wieder zum Fernsehmonitor und ließ das Band zurücklaufen. »… daß für uns alle die Zeit gekommen ist, flehentlich um Rettung zu beten, in welcher Form sie auch kommen möge, oder sogar, ob wir Rettung überhaupt wirklich verdienen…«
Was sollte das heißen?
Und wer würde Rogers jetzt die richtigen Befehle erteilen?
»Er fühlt sich heute schwach. Die Reise nach Washington hat ihm in keiner Weise gut getan«, sagte Ithaca und führte Arthur ins Schlafzimmer. Harry lag rücklings auf dicken weißen Kissen und hatte die Augen geschlossen. Er sah schlechter aus als damals, wo sie sich vor einer Woche getrennt hatten. Sein Gesicht war fahl und fleckig. Der Atem ging gleichmäßig; aber als er die Augen öffnete, schienen diese ausgewaschen und ohne Enthusiasmus zu sein. Er lächelte Arthur zu und ergriff fest seine Hand.
»Ich werde bald aufgeben«, sagte Harry.
Arthur wollte protestieren, aber Harry tat das mit einer Handbewegung ab. »Nicht wegen dieser Rede. Ich werde nicht mehr viel nütze sein. Ich kämpfe noch, aber… Es wird sehr rasch schlimmer. Ich hänge an einem kurzen Faden. Ich kann nicht mehr die Stadt verlassen und werde ab der nächsten Woche die ganze Zeit in einem Krankenhaus sein. Du solltest dir jetzt nicht um so etwas Sorgen machen.«
»Ich brauche dich, Harry«, sagte Arthur.
»Na ja. Gott weiß, daß es mir leid tut. Ich wäre lieber auf und im Gange. Du hast jetzt einen schweren Kampf vor dir, Arthur. Was wirst du tun?«
Arthur schüttelte langsam den Kopf. »McClennan und Rotterjack sind zurückgetreten. Der Präsident hat der Einsatzgruppe keinerlei Befehle erteilt.«
»Er würde es nicht wagen, die Gruppe jetzt aufzulösen.«
»Nein, er will uns beisammenhalten, aber ich zweifle, ob er uns irgend etwas tun lassen wird. Ich habe vor ein paar Stunden mit Hicks gesprochen; und nach dem, was er sagte, ist Crockerman sogar noch einen Schritt weiter gegangen als Ormandy. Apokalypse. Bring deine Bücher in Ordnung! Hier kommt der Revisor.«
»Er kann doch nicht das alles…« Harry schüttelte den Kopf. »Oder etwa doch?«
»Ich habe nicht mehr mit ihm gesprochen, seit wir zusammen ins Oval Office gegangen sind. Jetzt spielen wir nur noch eine Nebenrolle. Wir werden alle über kleinem Feuer lebendig gebraten. Da ich keine spezifischen Anweisungen habe, werde ich einmal im Furnace nach dem rechten sehen und dann für ein paar Tage zurück nach Oregon gehen. Mich verstecken.«
»Was ist mit den Leuten, die da in Gewahrsam gehalten werden? Warum hält man sie noch fest? Sie sind doch gesund.«
»Sie sind bestimmt kein Sicherheitsrisiko«, gab Arthur zu.
»Wir haben doch die Ermächtigung, sie gehen zu lassen, oder etwa nicht?«
»Wir stehen immer noch unter dem Präsidenten. Ich werde Fulton anrufen.« Er hielt immer noch Harrys Hand. Er hatte sie nicht mehr losgelassen, seit er auf dem Bett saß. »Du muß hier gewinnen, Harry.«
»Fühlst du dich selbst sterblich, ha?« Harrys Gesicht war ernst.
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