schmieden neue Plaene
jemanden gesagt hatte.
„Ich glaube, du hast recht, Lucie“, meinte Hanni. „Ich habe mich oft gefragt, warum Margret so nachlässig und barsch sein darf, während wir in Teufels Küche geraten, wenn wir uns nur halb so ungezogen aufführen. Jetzt verstehe ich alles.“
„Lucie hat recht“, meinte auch Hilda. „Alle Lehrerinnen wussten Bescheid. Sie haben versucht Margret zu helfen, sicher in der trügerischen Hoffnung, sie würde sich hier in Lindenhof bessern.“
„Wenn sie sich nur nicht so gemein benommen hätte!“, sagte Hanni. „Ich kann mich an alles Mögliche, ja selbst an ein ewig mürrisches Gesicht gewöhnen, aber Niedertracht kann ich nicht ausstehen.“
„Das ist genau meine Meinung“, pflichtete Jenny ihr bei. „Was sollen wir nun wegen Margret unternehmen? Lucie, hast du eine Idee?“
„Ich denke, wir schlafen erst einmal darüber und morgen früh gehen wir dann zu Frau Theobald und erzählen ihr alles“, meinte Lucie. „Wenn Margret nach all dem nicht mehr hierbleiben will, dann sollte man sie gehen lassen. Wenn sie aber bleiben will, dann müsste man ihr die Möglichkeit dazu geben. Aber das kann nur die Direktorin allein entscheiden. Wir wissen nicht genug über Margret.“
„Gut. Wir werden die ganze Sache überschlafen“, meinte Jenny. „Und morgen früh gehen wir zu Frau Theobald.“
„Lucie soll hingehen“, bestimmte Hilda. „Sie kann am besten mit der Direktorin reden. Hanni und Nanni begleiten sie. Hanni ist schließlich besonders betroffen.“
„Na schön“, sagte Lucie. „Ich würde zwar lieber nicht gehen, denn ich mische mich in solche Dinge nicht gerne ein. Aber irgendjemand muss es ja schließlich tun.“
Aber wie so oft im Leben kam es ganz anders. Denn in dieser Nacht geschah etwas, das alles über den Haufen warf.
Die Mädchen waren wie üblich zu Bett gegangen. Erika hatte über Halsschmerzen geklagt und war zur Hausmutter geschickt worden. Die Hausmutter hatte ihre Temperatur gemessen und festgestellt, dass sie Fieber hatte. Also kam Erika auf die Krankenstation, wo schon zwei andere Mädchen mit einer bösen Erkältung lagen.
„Du hast dich erkältet“, sagte die Hausmutter. „Trink dies hier und geh schnell ins Bett. Ich schaue später noch einmal nach dir. Morgen ist wahrscheinlich schon wieder alles in Ordnung und wenn du dich vernünftig verhältst, kannst du übermorgen in die Schule zurück.“
Erika war das völlig gleichgültig. Eigentlich fand sie es ganz nett, ein oder zwei Tage zu fehlen. Sie wollte auch lieber nicht dabei sein, wenn die Sache mit Margret losging.
Erika war zwar ziemlich kaltschnäuzig, aber selbst sie war erschrocken, als sie Margrets kalkweißes Gesicht sah.
Ich hätte all das nicht gemacht und dann auch noch Margret in die Schuhe geschoben, wenn ich über sie Bescheid gewusst hätte, dachte Erika und zum ersten Mal schien sich so etwas wie ein Gewissen bei ihr zu regen. Wenn ich doch nur alles rückgängig machen könnte! Trotzdem gönne ich es dieser grässlichen Hanni, dass ihre Jacke zerrissen ist und ihre Hefte verdreckt sind.
Erika war allein in einem kleinen Zimmer oben in der Krankenstation, die in einem eigenen Gebäude neben der Schule untergebracht war.
Die Hausmutter hatte ihr ein Einzelzimmer gegeben, weil sie nicht ganz sicher war, ob Erika nicht doch etwas Ansteckendes hatte.
Es war ein netter, kleiner Raum, direkt unter dem Dach der Krankenstation. Erika schaute aus dem Fenster, ehe sie zu Bett ging. Der Himmel war wolkenlos und voller Sterne. Sie zog die Vorhänge zurück, damit die Sonne am nächsten Morgen gleich hereinscheinen konnte, und legte sich dann hin.
Die Hausmutter kam noch mit einer Wärmflasche und einem Glas heißen Zitronensaft. Bevor sie ging, deckte sie Erika gut zu und schaltete das Licht aus.
Erika war bald eingeschlummert. Ihr Gewissen hielt sie nicht lange wach, denn es war ziemlich verschüttet.
Aber ein anderes Mädchen schlief in dieser Nacht nicht. Es war Margret. Sie lag wach in ihrem Bett und dachte nach. Man hatte also auch hier ihr Geheimnis herausgefunden – wie überall. Jetzt würde sie bald wieder gehen müssen. Margret besuchte nicht gern die Schule. Sie wollte hinaus in die Welt gehen, sich einen Beruf suchen und ihren Lebensunterhalt verdienen. Es war furchtbar, von Internat zu Internat zu wandern, und jedes Mal wurde es schlimmer!
Die anderen Mädchen schliefen fest. Eine schnarchte leise. Margret legte sich auf die linke Seite und schloss die Augen.
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