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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Warmwasserpufferspeichers funktionierte
     auf ähnliche Weise, das Garagentor hatte nicht einmal einen Notöffnungsgriff und die Alarmanlage umfasste neben den üblichen
     Fensterkontakten auch Bewegungsmelder und Wärmesensoren und versagte bei Problemen mit der Stromversorgung vollständig den
     Dienst.
    Der Kühlschrank hatte eine Internetverbindung, die es ihm erlaubte, Rezepte aus dem Netz herunterzuladen, die sich mit dem
     Inhalt des Kühlschranks herstellen ließen, außerdem erstellte er automatisch eine Einkaufsliste, wenn die Bestände in seinem
     Inneren zur Neige gingen oder das Verfallsdatum überschritten wurde. Alle Uhren im Haus waren miteinander gekoppelt und mit
     Weckfunktionen ausgestattet, damit Herr Weber jederzeit einen der elektronisch erzeugten Gongschläge hören konnte, die ihn
     auf Termine aufmerksam machten. Kam ein Telefonanruf an, wurde das Gespräch automatisch auf den Apparat gelegt, der Herrn
     Weber am nächsten war. Wo der Hausherr sich befand, kontrollierte ein Bewegungsmelder rund um die Uhr. Auf diese Weise wurden
     auch die jeweils benutzten Vorder- oder Hintertüren automatisch beleuchtet und – nach einem Iris-Scan – selbsttätig geöffnet.
     Kurzum: Wenn in diesemHaus ein Problem mit der Elektrik auftrat, musste sofort gehandelt werden.
    Das war die erste Schwierigkeit. Und sie passte mir jetzt wirklich überhaupt nicht in den Kram, denn ich hatte vorgehabt,
     so lange mit meinem Problem in der Gegend herumzufahren, bis ich eine Lösung gefunden hatte. Und die musste her – sofort.
     Eine Entdeckung war nur noch eine Frage der Zeit. Die Temperaturen stiegen. Noch lagen sie unter Null, aber schon für das
     Ende dieser Woche war ein erstes Nachlassen der polaren Strömung angekündigt. Die Leiche musste weg.
    Die zweite Schwierigkeit mit Herrn Webers Haus war, dass bisher noch jeder normale Elektriker an dieser Haustechnik gescheitert
     war. Und die dritte: Herr Weber hatte heute Abend eine Party, für die Lisbeth gerade mit zwei Aushilfen aus ihrem Hauswirtschaftskurs
     in den Vorbereitungen steckte. Wenn der Ofen, dessen Betriebsanleitung einem Mittelalterroman im Umfang in nichts nachstand,
     nicht innerhalb der nächsten Stunde wieder in Betrieb genommen würde, wäre der Braten dahin und die Versorgung der Partygäste
     nicht mehr gewährleistet.
    Ich hatte schon bei Abschluss des Vertrags mit Herrn Weber befürchtet, dass es eines Tages so weit kommen würde. Wir hatten
     uns ganz auf die Putzdienste konzentriert und dabei vergessen, dass Kunden wie Herr Weber einen Passus in ihren Verträgen
     hatten, der uns nicht nur berechtigte sondern auch verpflichtete, bei auftretenden Problemen sofort einen Handwerker mit der
     Lösung zu beauftragen. Und zwar ohne Rücksprache mit dem Kunden. Man hätte auch sagen können, ohne den Kunden mit einer Rückfrage
     zu belästigen. In solchen Fällen spielte Geld keine Rolle. Das einzig Wichtige und Richtige war das reibungslose Funktionieren
     des Haushalts.
    Um diesen Handwerker hätte ich mich schon lang kümmern müssen, es aber aus Zeitmangel und anderweitigen Problemen bisher versäumt.
     Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen und sagte Lisbeth, dass ich sie gleich zurückrufen würde.
    Aus Verzweiflung und in Ermangelung besserer Ideen ging ich das Adressverzeichnis meines Handys durch. Kunden, Ärzte, Lisbeths
     Nummer, die Nummer meiner Oma, Gregs Nummer, die ich seit Monaten wählen wollte, mich aber nicht traute, und der Hausmeister.
    Hausmeister? Wer verbarg sich denn hinter diesem Eintrag? Ich überlegte einen Moment, dann dämmerte es mir. Das musste mein
     Nachbar sein, der mir damals die Wohnung gezeigt hatte. Er erledigte auch Reparaturen am Haus, letzten Monat hatte er die
     Gegensprechanlage ausgetauscht. Ob der nicht   …?
    Als ich endlich bei meinem Haus ankam, war ich unter meiner Steppjacke nass geschwitzt.
    Ich klingelte direkt an der Tür meines Nachbarn.
    »Guten Tag, Frau Leyendecker«, sagte Herr Metzenrath.
    »Ich habe ein Problem«, sagte ich nach einem kurzen Hallo. »Sie kennen nicht zufällig einen guten Elektriker?«
    »Natürlich«, entgegnete er leicht entrüstet. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Ich war verwirrt. Was meinte das Pantoffeltierchen damit?
    Anscheinend hatte Herr Metzenrath meine Irritation bemerkt und setzte nach: »Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich hier als
     Hausmeister fungiere?«
    Ach so, das meinte er. Eilig erklärte ich: »Nein, nicht
ich
habe ein

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