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Schnee in Venedig

Schnee in Venedig

Titel: Schnee in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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getötet und ausgeraubt worden. Alle Papiere, die er mit sich führte, sind verschwunden.»
    «Und warum ermittelt das Militär und nicht die venezianische Polizei?»
    Toggenburg beugt sich vor und entblödet sich nicht, seine Stimme zu einem Flüstern abzusenken. «Es gibt Hinweise darauf, dass ein Anschlag auf die Familie des Allerhöchsten vorbereitet wird. Der Hofrat hatte diesbezügliche Unterlagen an Bord.»
    «Die jetzt verschwunden sind – mit meinen Briefen.»
    Toggenburg nickt. «Aber wir haben den Täter. Oberst Pergen hat ihn bereits verhaftet. Es handelt sich um den Direktor des
Istituto delle Zitelle

    «Wie soll der Anschlag ausgeführt werden und von wem?»
    «Das wissen wir nicht.»
    «Dann verhören Sie diesen Pellico.»
    «Das wird nicht möglich sein. Der Mann hat sich in einer Verhörpause erhängt. Und da die Unterlagen, die Hofrat Hummelhauser Oberst Pergen übergeben wollte, verschwunden sind, kann niemand sagen, wann und an welchem Ort der Anschlag stattfinden soll.»
    «Ich bin also gefährdet.»
    «Nicht im Palazzo Reale, Kaiserliche Hoheit.»
    «Was soll das heißen?»
    «Dass Kaiserliche Hoheit den Palazzo Reale im Augenblick nur unter Bedeckung verlassen sollten.»
    «Ich gehe nie ohne Begleitung aus.»
    «Ich bezweifle, dass die übliche Begleitung in der Lage ist, einen ernsthaften Anschlag abzuwehren.»
    «Und Ihre Bedeckung – wie würde die aussehen?»
    «Hundert Mann würden für den Schutz Ihrer Kaiserlichen Hoheit ausreichen, falls es sich um das Betreten der Piazza oder um einen Spaziergang durch eines der anschließenden Stadtquartiere handelt.»
    «Sagten Sie
hundert
Mann?»
    Toggenburg verzieht keine Miene. «Zwanzig Mann in zwei Zehnerstaffeln bilden einen doppelten Sperrkreis um Kaiserliche Hoheit, weitere zwanzig Mann sichern die Flanken und den Operationsraum in Bewegungsrichtung Kaiserlicher Hoheit. Weitere sechzig Mann, hauptsächlich Scharfschützen aus den kroatischen Jägerregimentern, würden die Route Kaiserlicher Hoheit in den Seitengassen und an strategisch wichtigen Punkten absichern.»
    «Das würde bedeuten, dass ich Ihnen vorher die Route unserer Spaziergänge bekannt geben müsste.»
    Toggenburg senkt bejahend seinen Kopf. «Am besten ein, zwei Tage im Voraus, Kaiserliche Hoheit.»
    «Und mein Spaziergang heute Nachmittag auf der Piazza?»
    «Ich werde entsprechende Anweisungen geben. Ein Teil der Bedeckung wird in Zivil vorgenommen. Der innere Kreis um Kaiserliche Hoheit wird von kroatischen Jägern in Zivilkleidung bereitgestellt.»
    «Das alles ist lächerlich. Was wäre die Alternative zu diesen Maßnahmen?»
    Toggenburg hebt die Schultern. Er bringt es sogar fertig, einen bedauernden Tonfall in seine Stimme zu legen. «Eine sofortige Evakuierung Kaiserlicher Hoheit.»
    «Meine Rückkehr nach Wien?»
    «So schnell wie möglich.»
    «Ist das Ihr Vorschlag?»
    «Es steht mir nicht zu, Kaiserlicher Hoheit Vorschläge zu unterbreiten.»
    «Werden Sie einen offiziellen Bericht über diesen Vorfall verfassen?»
    «Er wird spätestens morgen vorliegen.»
    «Geht eine Kopie dieses Berichtes nach Wien?»
    «Selbstverständlich.»
    «Erwähnt der Bericht auch das Mädchen?», fragt Elisabeth. Sie bemüht sich, ihre Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen.
    «Das Mädchen?»
    Elisabeths Mund verzieht sich zu einem dünnen Lächeln. «Es soll auf der
Erzherzog Sigmund
noch eine zweite Leiche gegeben haben.»
    Jetzt zögert Toggenburg, bevor er antwortet. «Der Hofrat hatte Besuch, als Pellico in die Kabine eindrang, um sich in den Besitz der Unterlagen zu bringen.»
    «Besuch?»
    Einen Moment lang flattern die Augenbrauen Toggenburgs wie zwei aufgescheuchte Schmetterlinge. Dann sagt er: «Von einer Dame, die ebenfalls auf der
Erzherzog Sigmund
nach Venedig gereist ist. Es scheint sich um eine Italienerin aus Triest gehandelt zu haben.»
    «Um welche Zeit ist das Verbrechen verübt worden?»
    «Nach Mitternacht.»
    «Hmm, dann scheint diese Dame ihm sehr nahe gestanden zu haben. War der Hofrat verheiratet?»
    «Der Hofrat war Junggeselle.»
    «Wird die Dame in Ihrem Bericht erwähnt?»
    Toggenburg lächelt gezwungen. Dann räuspert er sich. «Ich hielt es nicht für angemessen, einen Mann, der in Erfüllung seiner Pflichten gefallen ist, unnötig zu kompromittieren.»
    «Und was tun Sie, um die verschwundenen Unterlagen und meine Post zu finden?»
    «Es finden Hausdurchsuchungen und Razzien statt. Oberst Pergen ist fest entschlossen, die Unterlagen zu

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