Schneeballflirt und Weihnachtszauber
fahren sie aus der Haut.«
»Auch dann, wenn sie Unrecht haben? Oder wenn die vermeintliche Konkurrenz ein Hund ist? Wie Popeye zum Beispiel?«
Er knipste das Feuerzeug an und entzündete die Pfeife, was einige Augenblicke dauerte. »Das kann ein Hund sein, eine Katze, ein Beo, ein Brief.«
»Und die Familie?«
Opa Menno nahm die Pfeife aus dem Mund. »Sicher. Die auch.«
Ich ließ den Kopf hängen. »Was kann ich tun? Ich bin doch nicht Omi Anni!«, flüsterte ich. »Soll ich etwa den Kerl von Bader suchen lassen?«
»Aha. Also Eifersucht.« Die Pfeife zog nicht richtig.
»Er denkt, mir sei Popeye wichtiger als er. Er kapiert nicht, dass ich doch nicht zwischen ihm und unserem Popeye wählen kann! Popeye ist Popeye, er gehört zu uns! Er würde nichts fressen, wenn ich Weihnachten nicht zu Hause – !« Erschrocken hielt ich inne. War ich wahnsinnig? Fast hätte ich mich und meinen ursprünglichen Plan verraten!
»Du willst also Weihnachten woanders feiern«, stellte Opa Menno sachlich fest.
»Nnnein. Ich wollte es, weil, wenn alle wie die Heuschrecken zu Weihnachten …«
Wieder drückte Opa Menno meine Hand. »Brauchst mir nichts sagen. Nur so viel: Hast du den ursprünglichen Plan geändert?«
»Ja. Wegen Popeye. Und genau das versteht Flori nicht!«
»Schöner Name, Florian«, stellte Opa Menno fest. »Ferdi hält ihn für einen netten Jungen. Kein Vergleich zu diesem Daniel, sagt er.«
Mit Ferdi würde ich ein ernstes Wörtchen reden müssen. »Ihr Männer haltet wohl zusammen, was?«
»Wenn es ums Glück meiner Enkelin geht, bin ich zu allem fähig«, sagte Opa Menno.
Ich hielt die Luft an. »Zu allem ?« Ich gab Opa Menno einen dicken Kuss. »Du bist ja so süß! Aber weißt du, die Sache mit Flori muss ich alleine hinkriegen.«
16. Dezember
M elli saß in meinem Fenstersitz. »Mensch, wo warst du denn so lange? Ich warte seit einer Ewigkeit auf dich!«
Ich warf die dicke Jacke aufs Bett. »Hättest mich ja anrufen können.«
»Wollte ich aber nicht.« Sie sprang auf und fiel mir um den Hals. Einfach so, aber mit Schwung und Schmackes. Und dann küsste sie mich ab. »Ich bin ja so glücklich! Katinka, du glaubst nicht, wie superglücklich ich bin!«
Das hört man gerne, wenn man selbst tief im Tal der Tränen wandelt. »Brauchst mich deshalb nicht wie Popeye voll sabbern. Aber trotzdem – gratuliere«, knurrte ich und schob sie von mir. »Wer ist dein neuer Held?«
»Steffen«, hauchte sie.
»Dann hat es also tatsächlich zwischen dir und dem Jungen aus der Stadt gefunkt? Schön für dich.«
Inzwischen hatte Melli mitbekommen, dass ich nicht die richtige Begeisterung zeigte. »Du freust dich nicht mit mir.«
»Ne. Mir geht es nicht gut.«
»Das gibt sich«, antwortete sie sofort. »Ich hab gelitten wie ein Hund, aber das ist vorbei. Ich – «
»Bist du nur gekommen, um mir dein Glück unter die Nase zu reiben? Danke.« Mann, war ich sauer! Klar, ich gönnte es meiner Cousine, dass sie sich verliebt hatte. Aber ein bisschen Mitgefühl für meine Lage wäre durchaus angebracht gewesen. Fand ich.
Melli schüttelte den Kopf. »Nicht nur deshalb.« Sie zog ein Notizbuch und einen Bleistift aus ihrer Tasche, blätterte und sagte: »Katinka, wir müssen abrechnen. Ich verlange meine zwanzig Euro Startkapital zurück plus ein Drittel der Einnahmen plus das Fahrgeld für die S-Bahn.«
Ich starrte sie an; ich hielt sie für ein undankbares Miststück und sagte ihr das in aller Deutlichkeit. »Das Geld für die S-Bahn kannst du dir abschminken; immerhin bist du dem Jungen nur infolge unseres Handelsabkommens begegnet.«
»Na und? Die Sterne habe ich besorgt. Katinka, ich brauche das Geld jetzt. Sofort.«
»Ich denke, du willst auf jeden Fall Weihnachten in einem Jugendhotel feiern, damit ich nicht – «
Sie hob lässig die Hand. »Schnee von gestern. Ich fahre nicht weg, ich feiere mit Steffen.«
»Was sagt dein Vater dazu?«
»Er ist einverstanden. Er sagt, er freut sich für mich. Und damit du wirklich alles auf die Reihe bekommst, Katinka: Opa Menno, Oma Anni und alle anderen sind einverstanden, dass ich Steffen zum Fest einlade.«
Mir wurde fast schwarz vor Augen. »Die komplette Großfamilie, Onkel Alois mit seiner Neuen plus Baby, du und Steffen«, zählte ich auf. »Warum geben wir nicht gleich eine Anzeige auf? Je mehr, desto besser – jedermann ist herzlich eingeladen, mit uns zu feiern? «
»Das wäre vielleicht ein bisschen ungemütlich«, sagte Melli cool. »Zurück zum
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