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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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deutete
mit dem Kopf in Richtung Bar, wo die beiden schon beim zweiten Drink angekommen
waren. Anne hatte wenig Lust, die intimen Einzelheiten der Unterhaltung mit
Stefan zu wiederholen, deshalb sagte sie nur:
    »Stefan und ich haben uns
ausgesprochen.«
    »Du hast’s gut«, seufzte Katie theatralisch,
»dir laufen sie gleich rudelweise quer durch Amerika nach. Wenn mir Männer
nachlaufen, dann sind es meistens Kaufhausdetektive.«
    Anne lachte und warf sich in die Pose
des männerfressenden Vamps.
    »Und was ist mit Gordon?« nahm Katie
den Faden wieder auf.
    »Was soll mit ihm sein? Er möchte
morgen fahren, die Corvette zurückbringen. Stefan und ich werden fliegen,
morgen oder übermorgen. So besonders gefällt es mir hier, ehrlich gesagt,
nicht.«
    »Ich find’s nicht übel.«
    »Ah, dieser Smog, diese Autos! Daß die
Highways hier Freeway heißen, macht sie auch nicht sicher vor Dauerstaus. Ist
es dir schon aufgefallen? Kein Mensch läuft hier einen Schritt, das reinste
Autowunderland. Diese Stadt ist... abartig. Man erkennt vor lauter Vororten
nicht mal, wo hier die City sein soll, und wenn man sie gefunden hat, dann
fragt man sich, warum gerade das die City ist. Wegen der lächerlichen Skyline
vielleicht? Nicht mal eine Subway haben sie! Und es gibt kaum vernünftige
Geschäfte, nur diese Supermails. Nein, für L. A. bin ich wahrscheinlich zu
europäisch. Hier könnte ich nie leben. In New York ja, aber das hier... das ist
mir zu amerikanisch. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie du es hier aushalten willst. Noch dazu, wo man hier in keinem Restaurant rauchen
darf und es außerdem jede Sekunde ein Erdbeben geben kann.«
    »Ja, das mit dem Rauchen ist
bescheuert«, gab Katie zu, »dafür ist es hier sonniger.«
    »Davon kriegt man bloß Falten.
Außerdem verträgst du doch gar keine Sonne, schau dich doch an.« Sie deutete
auf Katies calypsorote Nase.
    »Sei’s drum, dann werden wir uns also
morgen verabschieden müssen«, stellte Katie mit gespielter Nüchternheit fest.
    »Ja, das werden wir wohl«, nickte Anne,
und eine rätselhafte Traurigkeit veranlaßte sie, abrupt aufzustehen und rasch
in Richtung bathroom zu streben.
     
     
    Wie schon häufiger in den letzten
Tagen kam es dann doch ein wenig anders. Katie hatte Annes Ratschlag, zu deren
Verblüffung, doch befolgt und war gegen Mittag ohne das Pulver zu Jeff
gefahren. Stefan gelang es, Gordon zu überreden, noch einen Tag dazubleiben,
und sie verbrachten den Großteil davon am Strand.
    Zur Cocktailstunde brütete Anne in
ihrem Hotelzimmer über dem Problem der hierzu angebrachten Garderobe, als das
Telefon klingelte. Sonderbarerweise war Patricia dran.
    »Anne«, begann sie ohne lange Vorrede,
»du bist doch Katies Freundin, nicht?«
    »Ja«, bestätigte Anne erstaunt. »Was
ist denn los?«
    »Ach, eigentlich nichts. Noch nichts. Aber
Katie und Jeff... da läuft was Krummes. Sie sagen mir nichts, aber sie planen
irgendeinen Scheiß, ich merke das. Was genau, weiß ich nicht...« Aber ich,
grollte Anne in Gedanken. Patricia klang beunruhigt, als sie nun fragte:
»Können... könnten wir uns kurz treffen? Ich will nicht am Telefon darüber
reden.« Das sah Anne nur zu gut ein. Gott sei Dank schien es außer ihr noch
einen halbwegs vernünftigen Menschen im Umfeld dieses verrückten, sturen
Irenclans zu geben. Vielleicht würden sie und Patricia es schaffen, die beiden
noch rechtzeitig zu stoppen?
    »Natürlich können wir uns treffen.
Wann und wo?«
    »Sehr gut. Ich bin hier in der Nähe,
in ‘ner Telefonzelle. Ich versuche es schon seit zwei Stunden, weißt du, ich
mache mir echt Sorgen. Kannst du kurz runterkommen? Ich warte mit dem Wagen vor
dem Hotel. Ich hab’ nämlich nicht viel Zeit, sonst vermißt er mich, oder
vielmehr sein Auto.« Sie lachte ein bißchen verlegen.
    Anne willigte ein und legte auf.
Sollte sie vielleicht Stefan oder Gordon mitnehmen? Nein, lieber doch nicht.
Bis sie denen das alles erklärt hätte, und dann das Mordstheater, das Stefan
wegen dem Koks machen würde. Dafür war jetzt keine Zeit. Sie beschloß, sich das
für heute abend, als Gutenachtgeschichte, aufzusparen.
    Eilig schlüpfte sie in Rock und
T-Shirt und ließ Stefan und Gordon, die bereits auf der Terrasse saßen, vom
Barmann ausrichten, daß es bei ihr noch eine gute halbe Stunde dauern würde.
Dann verließ sie das Hotel.
     
     
    Beim dritten Bier wurde Stefan
unruhig. Er rief auf Annes Zimmer an. Nichts. Er ging ins Zimmer. Alles

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