Schneemond (German Edition)
beschloss, ihm einfach ein paar Minuten Ruhe zu gönnen und ging in die kleine Küche hinüber, um sich und Lukas eine schöne, große Portion Kaffee zu machen.
»Hey Ben«, rief Lukas plötzlich. Ben steckte den Kopf durch die Tür und sah seinen Freund fragend an. »Kannst Du mir morgen mal Dein Auto leihen?«
Ben sträubten sich für einen Augenblick die Nackenhaare. »Willst Du etwa nach Spanien fahren.....?«
Lukas lachte ehrlich erheitert auf. »Nein, eigentlich nicht. Aber
das
ist auch eine gute Idee. Nein ich will morgen nach München fahren, um eine andere Sache zu klären, die mir noch auf den Nägeln brennt.«
Ben betrachtete Lukas sehr aufmerksam und eingehend, bevor er zögerlich antwortete. »Na gut. Scheinst ja mehr als eine Leiche im Keller zu haben.«
Dann versuchte er sich an einer ernsten Miene, als er Lukas ermahnte. »Aber wehe ich seh’ auch nur einen Kratzer an meinem Schmuckstück....«
Lukas schien jetzt wieder deutlich besser gelaunt zu sein. »Ja, ja, ich weiß, dann reißt Du mir den Kopf aus und wirfst in mir mitten ins Gesicht.«
Nun mussten beide lachen.
»Aber was die Leiche im Keller anbelangt....«, sagte er plötzlich leise und nachdenklich und mehr zu sich selbst. »Nun ich denke,
die
stammt von jemand anderem.«
Es war schon spät abends, als Lukas schließlich in das Institut zurückkehrte und Ben war – was er niemals zugegeben hätte – mittlerweile reichlich nervös. Auch nach längerem fragen und bohren hatte er nicht aus Lukas herausbringen können, was er denn in München tatsächlich vorhatte. Kurz war ihm in den Sinn gekommen, einfach mit ihm ins Auto zu springen und ihn nach München zu begleiten. Doch schließlich hatte er sich seufzend eingestanden, dass das nun das Verkehrteste war, was er Lukas antun konnte. Da hätte er ihn ja gleich in seiner Vergangenheit hängen lassen können, wenn er jetzt anfing, ihn auf Schritt und Tritt, wie ein Kindermädchen zu begleiten. Trotz dieser ganzen Sache mit Maria und dem Rest des Teams, hatte Lukas sehr wohl bewiesen, dass er alleine fähig war, sein Leben zu meistern und es dazu nicht Ben’s schützender Hand bedurfte. Letztlich war Ben dann auch noch klar geworden, dass nicht ausschließlich die Sorge um das Wohlergehen seines Freundes der Grund für seinen Wunsch war, Lukas zu begleiten. Nein, er war einfach neugierig, was der Kerl da vorhatte.
Doch zum Schluss hatte er halt die Zähne zusammengebissen, Lukas den Schlüssel seines Wagens in die Hand gedrückt und ihn – nicht ohne ein paar Ermahnungen und Tipps – ziehen lassen. Lukas war schon sehr früh aufgebrochen, so dass Ben eigentlich gehofft hatte, er würde ihm Laufe des Nachmittags schon wieder zurück sein. Als es schließlich auf acht Uhr Abends zuging, wurde er immer hibbeliger, was Daniel, der mit ihm im Restaurant, über verschiedenen Unterlagen brütend, saß, durchaus erheiterte.
»Hey Ben, sei mal etwas locker. Es wird ihm schon nichts passieren«, versuchte er seinen Partner zu beruhigen.
Als Lukas gegen Zehn noch immer nicht aufgetaucht war, ertappte sich auch Daniel des Öfteren dabei, dass sein Blick suchend zum Eingang schweifte. Als Lukas um viertel nach Zehn schließlich unversehrt, wenn auch nachdenklich, das Restaurant betrat, seufzten beide Männer erleichtert auf, nur um sich gleich darauf verlegen anzublicken. Lukas schlenderte zu ihnen herüber, vorbei am Tresen, wo er beim Ober seine Bestellung aufgab und setzte sich – offensichtlich auch müde – an den Tisch zu seinen Freunden.
»Mein lieber Mann, ich hab gar nicht mehr gewusst, wie anstrengend Autofahren sein kann«, stöhnte er, während er Ben die Schlüssel über den Tisch zuschob.
»Alles klar bei Dir?«, fragte Ben besorgt und auch Daniel blickte ihn fragend an.
Lukas schreckte aus seinen Gedanken auf und ließ den Blick von einemzum andern wandern, bevor er schließlich verstehend lächelte.
»Hey, kein Grund zur Sorge Ihr Beiden. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen groggy. Ich bin so lange Fahrten einfach nicht mehr gewöhnt.«
Ben und Daniel schienen beide erleichtert. Noch bevor ihn Ben mit einigen Fragen, die ihm heiß auf der Seele brannten, quälen konnte, trat der Ober an ihren Tisch und stellte ein Tablett mit einer Tasse Kaffee und einem Glas Wasser vor Lukas ab. Während Daniel, offenbar ausreichend beruhigt, sich erneut mit einigen am Tisch aufliegenden Unterlagen beschäftigte, wartete Ben voller Ungeduld, bis Lukas sich seinen Kaffee
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