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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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nur noch, dass etwas runtergefallen ist. Auf Genevièves Kopf.«
    »Glaubst du, dass etwas runtergefallen ist?«
    »Kristina hat manchmal diese Ausbrüche.« Silvia Stühlerwird wütend. Sie hebt den Kopf, sieht den Pfarrer an. »Aber sie sagt, dass etwas runtergefallen ist!«
    »Was wollten die beiden im Schuppen? Sich vor den Jungs verstecken?«
    »Anfangs ja. Aber dann war ihnen kalt und … Sie haben wohl … die beiden haben sich wohl … angefasst.« Silvia quält sich, verkrampft sich. »Gestreichelt oder wie man sagt … wie man das nennt …«
    Silvia starrt auf den Tisch, der Pfarrer trinkt einen Schluck Tee.
    »Wäre es nicht besser, du sagst mir, was wirklich passiert ist?«
    Da endlich löst sich die Anspannung. Silvia sieht den Pfarrer direkt an und wird laut. »Meine Tochter hat Geneviève erschlagen! Das ist passiert! Weil sie eben diese Ausbrüche hat. Genau wie ich. Ich kenne meine Tochter.«
    »Du willst mir sicher noch mehr erzählen.«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Du hast gesagt, sie hätten sich gestreichelt.«
    »Ich will nicht darüber reden. Ich vermute, dass das der Grund war. Dass sie sich deshalb getroffen haben.«
    »Wie lange quälst du dich damit schon rum? Seit Samstag?«
    »Länger. Kristina kennt Geneviève ja schon, seit sie zwei Jahre alt ist. Wir haben damals noch in Fleurville gelebt. Ich weiß nicht, ob es an dieser Freundschaft lag oder ob manche Menschen eben so veranlagt sind, aber …«
    »Deine Tochter interessiert sich nicht für Jungen, das meinst du.«
    »Ich habe sie einmal überrascht. Sie und Geneviève. In Kristinas Zimmer. Ich wollte Wäsche in den Schrank legen und wusste nicht, dass sie da sind. Sie lagen auf dem Bett und haben sich geküsst und waren ganz verschlungen, ich … Ich will nicht darüber reden.« Eine Weile sagt keiner etwas. Dem Pfarrer ist nicht anzusehen, was er denkt oder empfindet. Dann sieht Silvia ihn an, redet schnell. »In letzter Zeit ist etwas passiert mit Geneviève. Sie hat sich verändert.Sie zog sich ziemlich ordinär an und schminkte sich übertrieben. Sie kam auch nicht mehr so häufig wie früher und … Kristina war nicht mehr ansprechbar. Ich konnte gar nicht mehr zu ihr durchdringen.«
    »Du meinst, Geneviève hat angefangen, sich für Jungen zu interessieren?«
    »So sah es aus für mich. Und deshalb habe ich auch solche Angst.«
    »Wovor?«
    »Dass es kein Unfall war, nicht einfach ein Wutausbruch. So wie bei mir damals. Ich habe Angst, dass sie Geneviève aus Eifersucht … Warum war sie überhaupt in der Discothek an dem Abend? Kristina war noch nie in einer Discothek. Sie war völlig auf Geneviève fixiert. Aber es kann doch nicht sein, dass meine Tochter so etwas tut. Jemanden mit Vorsatz zu töten. Jemanden, der ihr so nahe war wie Geneviève.«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass du zu mir kommst.«
    »Nein.«
    »Immer wenn etwas Schlimmes in der Zeitung steht, kommst du.«
    »Sie glauben, dass ich verrückt bin?«
    »Du hast diese Angewohnheit, dich selbst zu beschuldigen. Du hast mir schon viele Geschichten erzählt, die nicht gestimmt haben.«
    »Aber ich habe noch nie meine Tochter beschuldigt!«
    »Bis jetzt noch nicht. Wo ist Kristina?«
    »Bei einer Freundin von mir.«
    »Kristina muss sich stellen und der Polizei alles erzählen. Sonst wird es nur schlimmer.« Der Pfarrer überlegt kurz. »Deine Tochter hat gesagt, dass die Jungen zudringlich geworden sind?«
    »Und dass ihnen einer gefolgt ist. Philippe. Die anderen sind wohl am Parkplatz geblieben.«
    Der Pfarrer kennt Philippe. Er weiß, dass er brutal und unberechenbar ist. »Philippe …« Er schüttelt den Kopf, als wollte er, dass etwas weggeht. »Gut, das mit Philippe muss die Polizei rausfinden.«
    »Soll ich noch mal mit Kristina reden?«
    »Nein, ich werde mit ihr reden. Du holst sie ab, und ich werde mit ihr reden.«
    »Ohne mich?«
    »Ja, ohne dich.«

    Conrey, Grenier, Roland Colbert, Ohayon, selbst Resnais darf heute dabei sein.
    »Ohayon und ich waren eben in Benningstedt. Wir haben dort weder Kristina noch ihre Mutter angetroffen. Dafür die Nachbarin. Und die konnte uns einiges erzählen. Silvia Stühler lebt dort seit elf Jahren. Vor sechs Jahren hat sie sich von ihrem Mann getrennt. Der ist Deutscher, lebt aber hier in Fleurville. Sie ist Französin, lebt jetzt in Deutschland. Die Nachbarin war ziemlich gesprächig und sagte, dass Frau Stühler ihrer Meinung nach verrückt ist, wobei sie mit verrückt so was wie übertriebene Religiosität und

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