Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Schlachtplan.“ „Hast du den noch nicht?“ „Als erstes habe ich hier die Liste in zwei Teile aufgeteilt. Auf der einen Seite stehen die Menschen, denen ich zu 100 % vertraue, auf der anderen der Rest.“ Konny warf einen Blick auf den Zettel. „Amelie und ich? Sonst niemand?“ „Die Lage ist zu verzwickt. Jeder hat ein Alibi und trotzdem muss einer der Mörder sein.“ „Ich werde übrigens ein Buch schreiben. Hilde und Charlotte haben mich überredet. Es wird ein umfangreicher Dr. Wenzel Langedoorn- Roman. Wenn das Buch einschlägt, soll es Fortsetzungen geben.“ „Prima, und das Geld?“ „Ich bekomme einen Autorenvertrag und sie zahlen mir 5.000 Euro Honorarvorschuss. Zusätzlich erhalte ich die üblichen Tantiemen pro verkauftem Buch sowie die Standardanteile an den Nebenrechten!“ „Wow!“ „Das wollte ich nur nebenbei erwähnen!“ „Konny, das ist wunderbar!“ „Finde ich auch. Nur schade, dass wir noch nicht entsprechend feiern können!“ „Wegen meinem Fall?“ Konny nickte. „Tut mir leid!“ „Das ist schon in Ordnung. Wenn du diesen Fall lösen kannst, bist du ein ganz Großer! Damit rutscht dein Honorar um eine Kommastelle nach vorn!“ „Dann lass uns noch einmal alles durchgehen!“ Konny setzte sich. „Amelie und ich sind die Guten!“ Berti überlegte, ob er noch jemanden auf die Positiv-Liste setzen sollte, ließ es aber bei den beiden Namen. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber bei den Schlaps stimmt etwas ganz gewaltig nicht.“ „Ich weiß. Sie sind Tierquäler. Ich habe beobachtet, wie der Sohnemann dem kleinen Sir Nelson etwas zugeflüstert hat. Danach ist der Hund aus der Tasche gesprungen und losgelaufen. Ich hatte das Gefühl, er ist darauf trainiert, etwas zu bringen.“ „Du meinst, der Hund klaut?“ „Ganz genau!“ „Amelie hat mir so etwas Ähnliches erzählt. So langsam macht die Sache Sinn“, stieß der Detektiv aus. „Die Sache mit dem wasserdichten Alibi der Schlaps-Familie ist damit aber auch nicht geklärt.“ Berti lehnte sich zurück. Immer wieder ging er die Gespräche durch, dachte über seine Wahrnehmungen nach und versuchte zu kombinieren. „Ich muss mal raus hier!“, sagte er plötzlich. „Ich zerfetze mein Gehirn und außer Wirrwarr-Salat kommt nichts dabei heraus.“ „Raus gehen ist witzig. Der Schneefall hat zwar nachgelassen, aber trotzdem sitzen wir hier fest. Da geht gar nichts. Es liegen mindestens drei oder vier Meter Schnee auf den Straßen und Berghängen herum.“ Berti zog den Parka an, schlüpfte in seine Winterschuhe und setzte die Strickmütze auf. „Egal. Ein paar Minuten an der frischen Luft helfen. Das hat schon Papa Schmadtke immer gesagt.“ „Und was soll ich zwischenzeitlich machen?“ „Du könntest dich mit Amelie kurzschließen und einen Dienstplan für die Observierungen entwerfen.“ „Schepperlins Zimmer und die Küche?“ „Bingo!“ Berti verließ die Suite. Im Flur war es erstaunlich ruhig. Er ging zur Treppe. Das Hotel wirkte gespenstisch leer. Kein Gast war zu sehen oder zu hören. Von oben konnte er die Rezeption sehen. Der Portier saß einsam hinter seinem Tresen. Der Detektiv schritt die Treppenstufen nach unten. Wie verdächtig war der Portier? Wie hieß er doch gleich wieder? Ach ja. Sandemann. Der Empfangschef bemerkte den Gast nicht. Er war über eine Zeitschrift gebeugt und löste Kreuzworträtsel. Berti beobachtete ihn für ein paar Augenblicke und musterte den Mann. Sandemann war um die fünfzig und eher von schwächlicher Statur. Er war als Portier Herr über die Zimmerschlüssel, wusste Bescheid, wann wer auf dem Zimmer war, und wann nicht. Konnte dieser Mann der Mörder sein? Herr Sandemann erinnerte Berti eher an einen Finanzbeamten, als an einen Einbrecher, der auch vor dem eiskalten, letzten Schritt nicht zurückschreckte. Nein! Sandemann war garantiert nicht dazu fähig, einen Menschen zu erwürgen. Und er glaubte erst recht nicht, dass dieses Männlein in aller Seelenruhe Kreuzworträtsel lösen könnte, wenn er zuvor einen Menschen getötet hätte. Im Gedanken setzte Berti den Portier auf die Liste der Unschuldigen. „Guten Tag!“ Sandemann zuckte zusammen. „Sie haben mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Ich habe Sie gar nicht kommen hören!“ „Entschuldigung. Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken.“ „Schon gut“, winkte der Portier ab. „Normalerweise bin ich auch nicht schreckhaft, aber bei den Umständen, die momentan hier herrschen ...“
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