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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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unverkennbar. Beide lachten. Wie kann man über eine Urinprobe nur so viel quatschen, fragte sich Berti anfangs. „Und? Wie war es?“ „Wahnsinn! Ich habe mit dem ersten Strahl hineingetroffen.“ „O, wie toll. Ich nenne dich jetzt Robin Hood“ , äffte der Detektiv in Gedanken nach. Dann fiel ihm der verstohlene Blick der Tussi auf. Berti hatte sie entlarvt. Er war sich jetzt ganz sicher. Sie quatschten nicht über das Becher-Pinkeln, sie unterhielten sich über ihn. Verdammt! Jetzt reden sie über mich. Arrogante Hungerleider! Brüskiert stellte Berti sein freundliches Lächeln ein und widmete sich einer Zeitschrift. Und diese beiden Lachnummern möchten zur künftigen Erzeugerfraktion gehören und Kinder in die Welt setzen. Der Alki brauchte etwas länger zum Pinkeln. Vermutlich hat er alles daneben gezittert, grinste Berti. Ist ja auch kein Korn, der in ein Schnapsglas eingeschenkt wird. Aufgrund seiner gedanklichen Ausschweifungen begann er sich wohl zu fühlen. Der Arztbesuch entpuppte sich als recht witzig. Die Toilettenspülung hörte man bis ins Wartezimmer. Die Glühnase tauchte auf, Miss Doppel-Whopper zwängte sich ins WC. Berti blendete seine Fantasie aus. Er musterte die Tapete, wollte sich ablenken. Zwischenzeitlich durfte die Mutter mit den Kindern als erste in das Behandlungszimmer. Ob die Kloschüssel überlebt hat? Du musst das Kopfkino ausschalten, schimpfte sich der Detektiv selbst, und zwang sich zur Raison. Um sich abzulenken, glitt eine Hand in die Brusttasche seines Hemdes. Er fühlte die Visitenkarte. Sollte er sie dem Arzt so in die Hand drücken, oder einfach nur liegen lassen? „Herr Schmadtke! Von Ihnen brauchen wir auch eine Urinprobe!“ Berti zuckte zusammen. Hier musste ein Irrtum vorliegen. Er sollte das am besten gleich mal klären. „Ich habe Rückenschmerzen“, antwortete er. Berti spürte wie Farbe in sein Gesicht schoss. Er stand auf. Das musste er am Tresen klarstellen. Aus der Toilette war ein Furz zu hören. Drei Tonlagen. Die Dicke hatte Blähungen ohne Ende. Gesäßhusten im Endstadium. „Tut mir leid, wir können nichts mehr für Sie tun. Ihre rektale Disharmonie ist unheilbar. Übrigens empfehlen wir einen luftdichten Sarg in Übergröße. Verbrennen ist leider wegen akuter Explosionsgefahr nicht möglich. Die UNO würde uns wegen unerlaubter Atombombenversuche verklagen.“ „Ich habe Rückenschmerzen!“, wiederholte Herbert Schmadtke, als er vor Roboter Nr. 5 stand. „Wir brauchen Ihren Urin!“, kam es unbarmherzig. Der Becher wurde direkt vor Berti platziert. „Schmadtke mit dt?“ „Ja! Aber...“ „Kein aber! Dr. Kleefuß weiß, was er benötigt! Er führt grundsätzlich Ganzkörper- und Komplettuntersuchungen durch!“ Roboter Nr. 5 hatte gewonnen. „Selbst … selbstverständlich“, stotterte Berti verlegen. Der Drachen war so resolut, dass jeglicher Widerspruch im Keim erstickt wurde. Warum musste man diese Schnepfe einstellen? Ihre Vorgängerin war richtig nett. Die Schmadtkes waren seit eh und je Patienten bei den Kleefußes. Der alte Arzt hatte die Praxis an seinen Sohn übergeben. Ab und zu übernahm er noch die Urlaubsvertretung für seinen Junior. Berti vermied an und für sich den Gang zum Arzt in dieser Zeit. Als die Tür zum Behandlungszimmer aufging, Yannik-Konstantin weinend herauslief, und Dr. Kleefuß Senior ein: „Dreimal täglich!“, nachrief, wusste Berti, dass heute ein schlechter Tag für einen Arztbesuch war. Er würde die Visitenkarte wohl besser liegen lassen. Der alte Kleefuß brauchte keinen Detektiv. Wenn, dann der junge Arzt. Berti wunderte sich auch nicht mehr, dass er eine Urinprobe abgeben musste. Kleefuß Senior war eben Kleefuß Senior. „Besser Urin, als Blut!“ „Wie bitte?“ „Ach nichts!“ Die Tür zur Toilette ging auf. Strahlend trat Frau von Emmering an den Tresen. „Es hat geklappt.“ „Wunderschön, dann dürfen Sie sich wieder setzen!“ Hatte Roboter Nr. 5 einen Anflug von Höflichkeit? „Auf was warten Sie noch? Die Toilette ist frei!“, sagte sie im selben Atemzug zu Berti. Nein, das war keine Höflichkeit. Wäre ja auch Utopie. Roboter sind eben Roboter und Patienten sind eben nur Patienten. Ein Notwendiges Übel, um am Monatsende seinen Lohn zu erhalten. Berti betrat die Toilette. Eine unsichtbare Duftwolke begrüßte ihn. Er hielt sofort die Luft an, atmete anschließend bei geschlossener Nase durch den Mund. Vor dem Durchreiche-Fenster standen drei Urinproben. Die Schraubdeckel waren

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