Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Rechnung gestellt.“ „Vielleicht gehe ich noch ins Rathaus. Die Fuzzis vom Stadtrat haben doch auch überall ihre Finger im Spiel. Ich glaube, da gibt es einige Observierungsaufträge einzuheimsen.“ „Du meinst in den großen Filz hineinstechen?“ „Logisch. Schmiergeld-Mafia, Wahlkampf-Skandale und so weiter. In der Politik sind Privatdetektive ein probates Mittel im allgegenwärtigen Parteienkampf.“ „Und uns ist es egal, aus welchen dunklen Kanälen wir das Honorar beziehen“, rieb sich Konny die Hände. „Ich könnte noch bei den Ärzten vorbeischauen. Heute Nachmittag habe ich ohnehin einen Termin bei Dr. Kleefuß.“ „Ist das mit deinem Rücken schlimmer geworden?“ „Nur ein bisschen, aber ich habe Zeit ohne Ende, also kann ich mich auch zum Onkel Doktor setzen und mir ein paar Massagen verschreiben lassen. Die wirken immer.“ „Sieh dir mal deine Arbeitskleidung an.“ Voller Enthusiasmus griff Berti in die große Plastiktüte mit dem Werbeaufdruck seines letzten Arbeitgebers. „Sie hatten im Second-Hand-Shop keine anderen“, entschuldigte sich Konny. Zwei Hemden, drei Krawatten, eine Fliege, ein Anzug, der locker mit denen von Stangen-Römer konkurrieren konnte, ein Norweger-Pulli mit Elchmuster, sowie eine flippige Hippie-Jacke lagen schon auf dem Tisch. Dann griff Berti in etwas Haariges. Konny riss strahlend die Augen auf, als sein Freund eine Agnetha Fältskog-Perücke aus der Tüte zog. „Was ist das?“ „Agnetha von Abba! Dancing Queen , du weißt schon!“ „Und? Soll das meine Arbeitskleidung sein?“ „Setz doch mal auf!“ „Jetzt hör zum Spinnen auf!“ „Mach schon!“ „Hast du einen Hetero-Anfall, oder was? Ich bin doch keine Tussi!“ Das berühmte Augenzwinkern mit Kussmund folgte. Berti wurde weich. Er setzte die blonde, langhaarige Perücke auf. „Super!“, stieß Konny aus. Berti ging zum Spiegel. „Hallo, Freunde. Agnetha ist zurück. Sie hat sich kaum verändert. Vielleicht ein oder zwei Kilo zugelegt“, äffte er herum. Konny lachte herzhaft. „Ich weiß doch, dass du glühender Abba-Fan bist.“ „Na gut. Ich muss zugeben, dass mir die Perücke gefällt. Aber das ist keine Arbeitskleidung!“, kam es energisch zurück. „Die ist eher was für zu Hause.“ „Und wenn du als Kerl observierst, entdeckt wirst, hinter einer Mauer verschwindest und als blonder Cindy von Marzahn-Verschnitt wieder auftauchst, vermutet kein Mensch der Welt den berühmten Detektiv Herbert Schmadtke unter dieser Perücke. Berti schmolz bei den Worten dahin. „Wie du das sagst …“ „Also, wo fängst du an?“ „Wie gesagt, beim Arzt!“
Nachdem Berti etwas später die Wohnung verlassen hatte, griff Konny zum Telefonhörer. Er wählte die Nummer eines Bekannten.
„Gerd? Hallo, grüß dich … ja, mir geht es gut … und wie läuft es bei euch so? ... Schön! Pass mal auf. Ich habe da ein kleines Problem. Arbeitest du immer noch bei ebay? ... Prima! Mir ist aufgefallen, dass ein gewisser Anbieter bei euch seit geraumer Zeit Dessous in allen Varianten versteigert. Der Benutzername lautet: Erotik-Traum . Kannst du mal nachsehen?“ Konny wartete. Am anderen Ende der Leitung tippte Gerd am PC herum. Die Antwort kam. „Was?“, stieß Konny erstaunt aus. „Zwölftausend Euro in den letzten vier Wochen? Kannst du mir sagen, wer das ist? Komm schon, du bist mir einen Gefallen schuldig. Ich war es schließlich, der euch zusammengebracht hat …“ Es dauerte wieder einen kleinen Moment, bis die Information herausgegeben wurde. Als Konny den Benutzernamen des Ebayers erfuhr, war für ihn alles klar. „Vielen Dank, Gerd!“ Als nächstes setzte sich Konny an den PC. Er kreierte einen Briefkopf, analog der Visitenkarte, dann begann er zu schreiben. „… habe ich ermittelt … muss ich Sie darauf aufmerksam machen … Honorarabsprachen sind mit meinem Sekretariat, Herrn Wels … gezeichnet Herbert Schmadtke, Privatdetektiv!“ Konny las sich das Schreiben noch einmal durch, druckte es zweimal aus, unterzeichnete mit dem vorangesetzten Kürzel pps , und steckte es in zwei Briefkuverts. Anschließend ging er zur Post. Die Geburtshilfe für Bertis ersten gelösten Fall war geleistet. Sobald ein positives Feedback kam, würde er es seinem Freund als Geschenk präsentieren. Konny lehnte sich gut gelaunt zurück. „Haben Sie die Karte dabei?“, fragte die robuste Sprechstundenhilfe von Dr. Kleefuß. Selbstredend kam die Frage ohne einen Hauch von Höflichkeit. Das Monster hinter
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