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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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sag’ dir mal seinen Standardspruch. Das muss ich aber auf fränkisch machen, sonst funktioniert es nicht.“ „Du kannst fränkisch?“ „Mein Papa stammt aus Franken.“ „Dann mal los!“ „Also, ich bin jetzt Onkel Ernst. Du musst wissen, dass er vom Gesichtsausdruck her seinem Vornamen gerecht wurde, und die typische Schmadtke-Hornbrille trug.“ „Los! Fang schon an.“ Berti versuchte seinen Onkel zu imitieren. „Ich reiß dir ‘n Kopf runna und schmeiß dan ins G’sicht!“ Konny rang sich ein Schmunzeln ab. „Oder beim Essen“, schob Berti nach. „Da hat unser Onkel immer den gleichen Witz gebracht.“ Er imitierte Onkel Ernst erneut. „Warum stecksd’n alles unda da Nas’ nei?“ Konny verzog das Gesicht. „Urkomisch! Wirklich!“, stieß er voller Ironie aus. „Mein Gott, ich war ein Kind. Ich fand es witzig und finde es heute noch lustig.“ „Dann wundert mich bezüglich fränkischen Frohnaturen nichts mehr.“ „Ich dachte, du stehst auf Erwin Pelzig, Urban Priol und Fastnacht aus Franken.“ „Du hast Michi Müller vergessen. Dieses Gelbwurst-Lied ist auch ganz witzig.“ Beide lachten. Der Espresso wirkte belebend. Die Zeiger der Bahnhofsuhr rückten weiter vor. „Lass uns zahlen!“ Für sie war ein Schlafwagenabteil der Comfortline im City Night Line Zug von Amsterdam nach München reserviert. Ein freundlicher Zugbegleiter prüfte die Fahrscheine und brachte sie zu ihrem Abteil. „Bitteschön. Gute Reise.“ Als die Freunde das Doppelabteil betraten, staunten sie nicht schlecht. „Bequeme Betten, Daunendecke, ein eigenes WC mit Waschbecken. Was will man mehr?“ „Wir bekommen sogar das Frühstück aufs Zimmer geliefert“, war Bertis erster Satz. „Abteil, Schatz. Im Zug heißt es Abteil!“ „Du bist vielleicht ein Kniebohrer!“ Sie machten es sich bequem. Als der Zug ruckelnd anfuhr, klackte es über ihnen. Über den Lautsprecher wurden sie vom Zugführer begrüßt. „Meine sehr verehrten Fahrgäste, ich begrüße Sie an Bord ….“ „Bist du schon müde?“ Berti schüttelte den Kopf. „Der Espresso hat mich richtig wachgerüttelt, außerdem bin ich so aufgeregt, dass ich gar nicht schlafen kann.“ „Sollen wir für einen Absacker in den Speisewagen gehen?“ Berti sprang auf. „Ich habe mich nicht zu fragen getraut. Natürlich! Und ich habe auch ein bisschen Hunger.“ „Dafür habe ich Schnitten dabei.“ „Schnitten?“ „Klar. Die Frischwurst aus dem Kühlschrank musste weg, wir hatten noch Toastbrot, also machte ich uns ein Sandwich!“ „Lecker. Erst verputzen wir das Sandwich, dann gehen wir in den Speisewagen und spülen es runter. Ein oder zwei Bier sind doch drin, oder?“ Konny grinste etwas verschmitzt. „Sogar ein bisschen mehr. Wir haben einen Speisewagengutschein von 50 Euro!“ „Jaaa!“

    Der Speisewagen war gut gefüllt, was an einer Reisegruppe spiritistischer Glaubensanhänger eines Predigers lag. Obwohl einiges an längst vergangene Tage der Bhagwan-Jünger erinnerte, so fehlten doch orange-rote Buddah-Laken, indische Musikinstrumente, Räucherkerzen und ein nerviger Hare Krishna-Gesang.
„Komm, wir setzen uns hier hin“, schlug Konny vor. Er wählte bewusst einen Tisch mit größtmöglichem Abstand zu den Religionsfreaks. „O.k.“ Berti zwängte sich auf eine Sitzbank für zwei Personen, die er jedoch spielend allein ausfüllte. „Schau mal, man kann Teelichter anzünden. Hast du Feuer?“ „Blöde Frage. Woher denn, wir rauchen doch nicht!“ „Stimmt“, lächelte Berti. Aus dem Pulk der Erleuchteten kämpfte sich eine Zugbegleiterin heraus. Sie baute sich vor den beiden Freunden auf. Man sah ihr an, dass sie genervt war. Dennoch bemühte sie sich freundlich zu sein, als sie die Bestellung der Reisegewinner entgegen nahm. „Daach“, kam der Gruß. Die Herkunft der Dame ist also geklärt, dachte sich Konny. Maik-Robin und Vivian schossen ihm in den Sinn. Wie würde wohl diese wohlproportionierte Zugbegleiterin, auf deren Namensschild Kastenbauer stand, mit Vornamen heißen? Jeanette-Cordula? Jaqueline-Annemarie? Oder doch nur schlicht und einfach Mandy? Konny bezweifelte in diesem Augenblick, dass mehr als 50 % der namensgeschändeten Ostgoten bis zu ihrer Volljährigkeit die ihnen gegebenen Vornamen fehlerfrei schreiben konnten. „Zwei Bier, bitte.“ „Zwee Bier, un Sie?“, wendete sie sich Konny zu. „Die zwei Bier sind für beide“, schmunzelte er. Die Zugbegleiterin bemerkte den kleinen Fauxpas. „Sie müss’n

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