Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
noch Gas drin. Wir haben drei Töpfe. Was es zum Futtern gibt, hat Knut ... soll ich Knut oder Detlev sagen?“ „Egal!“ „Dann sag ich lieber Detlev. Mir hängt das Lied von gestern noch in den Ohren.“ „Geht klar!“ „Also ich nehme die Bestellungen entgegen!“ „Serbischer Bohneneintopf!“ „Detlev, dann pennst du schon mal im Nebenzimmer!“ „Texastopf!“ „Eddie, du pennst bei Detlev!“ „Gern!“ „Dann essen wir Ravioli?“ „Ja!“ Drei Töpfe standen auf dem Herd. Die Almhütte war warm, das Essen roch. Duften wäre wohl stark übertrieben gewesen. „Ich habe Wein gefunden!“ „Nach dem gestrigen Abend hätte ich gern Wasser oder Tee“, meinte Konny. Ranzinger ging zu Berti hinter den Tresen. „Ich habe hier irgendwo Tee gesehen.“ Der Geiselnehmer stand nun Rücken an Rücken mit dem Privatdetektiv. „Ist doch ein richtig zünftiger Hüttenabend, oder?“, fragte er in die Runde. „Man könnte sogar von Hüttenzauber sprechen“, sagte Berti und drehte sich um. In der linken Hand hielt er einen Kochlöffel. Ranzinger grinste Berti an. „Ganz schön eng hier. Oder was sagst du dazu, Dickerchen!“ Berti kniff die Augen zusammen. Was würde Magnum in diesem Moment tun? Jede einzelne Beleidigung dröhnte erneut nach oben. Echo im Kopf. Im Gedanken sah Berti Detlevs Gesicht. Der Mund öffnete sich und pausenlos kamen Schimpfwörter, verpackt in Sprechblasen, heraus. Sie schwebten hoch, platzten und es regnete Beleidigungen aller Art. Der Detektiv spürte eine innere Anspannung. Blut schoss in seine Wangen. Er pfiff auf Frieden. Mit solchen Menschen konnte man keinen Frieden schließen. Was hatte sein Vater immer als Standadspruch gesagt, wenn der kleine Herbert weinend vor ihm stand und nicht verraten wollte, wer ihn in der Schule drangsaliert hatte? Berddi, in Nodsiduationen döaff ma lüch’n. Dess iss kombledd in Oddnung!“ Binnen Bruchteilen von Sekunden war die Entscheidung gefällt. Berti würde den Bankräuber umhauen. Diesmal war es soweit. Es gab kein Zurück. Ranzinger stand direkt vor ihm, die Waffe steckte im Gürtel. Bertis rechte Hand formte sich zur Faust. An den Knöcheln trat das Weiße hervor. „Nenn mich nicht immer Dickerchen!“, zischte es wütend über die Lippen des Detektivs. Es war wie ein Peitschenhieb. Warnung genug. Wenn er jetzt nicht reagierte und die Waffe zog, war das sein Untergang. Ranzinger reagierte nicht. Herbert Schmadtke holte aus. Trotz einer leicht ungelenk aussehenden Bewegung, landete die Faust am Kinn von Detlev Ranzinger. Dieser sah den Schlag zwar kommen, war jedoch viel zu überrascht, um auszuweichen. Er steckte ihn ein, murmelte etwas von: „Frieden!“, und fiel um. „Berti!“ „Ey Mann, du hast dein Ehrenwort gebrochen!“ „Eddie, wir haben gewonnen, wir sind frei!“ „Ach so, na dann. Gut gemacht, Berti!“ „Ja. Jaa. Jaaaaaa!“, jubilierte Herbert Schmadtke. Er hatte sich zum ersten Mal in seinem Leben etwas getraut. Gäbe es ein persönliches Tagebuch, würde man als Schlagzeile lesen: Berti hat sich gewehrt! Er war der Held des Tages. Er hatte einen brutalen Verbrecher, einen Bankräuber, Drogenschmuggler und Betrüger ausgeknockt. Er, Herbert Schmadtke, die Sportpfeife, hat einen K.O. Schlag gelandet. In diesem Moment fühlte er sich wie Klitschko, Muhamed Ali, Joe Frazier und Mike Tyson zusammen. Berti, der Superstar! Berti, der Ausknocker, Berti, der Rambo im Ring! Als Ranzinger erwachte, saßen die drei ehemaligen Geiseln gemeinsam am Tisch und aßen. „Lecker!“ „Ich habe gar nicht gewusst, dass ich Ravioli so gern mag!“ „Texastopf ist der Hit, ey Mann.“ „Ihr Schweine! Ihr habt gegen den Ehrenkodex verstoßen! Schmadtke, du fette Sau, ich bring dich um!“ „Schnauze, Detlev, sonst wird dein serbischer Bohneneintopf meine Nachspeise!“ Ranzinger wollte aufstehen, doch er war an Händen und Beinen gefesselt. „Ich sehe aus wie ein Weihnachtspaket!“ „Tut uns leid, aber außer einem Tesa-Pack haben wir nichts gefunden. Nach dem Essen wird einer von uns runter nach Garmisch gehen und die Polizei verständigen. Wir haben es schon mit ‘ner SMS versucht und auch die 110 angerufen, doch hier ist null Empfang!“ „Ich bringe euch um!“ Berti stand auf und klebte ein Streifen Tesa über Ranzingers Mund. „Schnauze, Knut Tunichtgut! Toll, oder? Habe ich gerade erfunden. Knut Tunichtgut! Das wird dein neuer Spitzname im Knast!“ Das Essen war der Hit. Eine einfache, unpopuläre Dosenmahlzeit
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