Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
er sich. Der Portier tröstete sich an solchen Tagen, natürlich nach seinem Dienst am Empfang, mit einer guten Flasche Wein aus dem Sortiment des Hauses. Selbstverständlich ohne dem Wissen des Chefs. Er schweifte schon wieder ab. Die Gäste warteten auf seine Anweisungen. „Ja, ich habe auf die Namen Wels und Schmadtke eine Reservierung vorliegen. Aber wir gingen davon aus, dass Konny Wels eine Frau,... also“, räusperte er sich, „... ich dachte, dass Sie ein Paar sind ..., ähm ...wegen der Suite, die gebucht wurde.“ „Wir sind ein Paar!“, betonte Berti. Das war eine gute Übung für zu Hause. „Gewiss!“, stammelte der Portier, und ließ dabei durchklingen, dass es für ihn alles andere als gewiss war, wenn zwei Männer als Pärchen auftreten. „Herr Wels, zum Abgleich bräuchte ich nochmals Ihren Namen. Am besten gleich den Personalausweis oder Pass.“ „Ich bin Konny Wels. Gibt es ein Problem?“ „Äh, nein, Herr Wels. Alles ist in bester Ordnung! Und Sie sind Herr Schmadtke? Natürlich sind Sie Herr Schmadtke, aber ...“ „Ich weiß“, gab Berti genervt zurück, „... nur zum Abgleich!“ Der Portier grinste verhohlen. „Genau! Ich benötige lediglich ihre Ausweise für die Meldescheine. Ist Vorschrift!“ „Zum Mitschreiben!“ Bertis Ton war etwas schärfer geworden. „Das ist der berühmte Schriftsteller Konny Wels. Ich bin Herbert Schmadtke, ein durchaus bekannter Privatdetektiv mit entsprechendem Klientel!“ „Sehr wohl, Herr Schmadtke, aber Sie wissen doch, dass wir Meldescheine ausfüllen müssen. Die werden manchmal von der Polizei überprüft.“ Berti war leicht verwirrt. Er hatte das mit den Meldescheinen zwar nicht gewusst, war aber der Meinung, ein Privatdetektiv seines Kalibers hätte es wissen müssen. „Ja, klar. Natürlich müssen Sie die Meldescheine korrekt ausfüllen. Hier ist mein Ausweis.“ Nachdem die Daten für die Meldescheine notiert waren, gab Sandemann die Ausweise zurück. „Für Sie ist die Suite Nr. 5 reserviert. Wie möchten Sie zahlen? Bar, Kreditkarte...“ „Es müsste eigentlich alles im Voraus bezahlt worden sein.“ „Kleinen Moment bitte.“ Während der Portier in seinem PC vertieft war, sahen sich die Freunde um. Ländlicher Baustil war mit modernen Elementen vermischt. Sichtbalken und eine offene Holzdecke strahlten urige Gemütlichkeit aus. Das Mauerwerk war rau verputzt. Ölgemälde zierten kahle Flächen. Die Motive waren unterschiedlicher Art und reichten vom heimischen Jagdmotiv bis zur abstrakt wiedergegebenen Darstellung der bayrischen Landeshauptstadt, die man nur erkannte, da das Oktoberfest extrem ausprägt gemalt worden war. Scheinbar hatte der Künstler dort ein einschneidendes Erlebnis. „Hier ist es ja. Sie haben das all inclusive honeymoon Weekend gebucht und der Betrag von 5.000 Euro ist unserem Konto bereits gutgeschrieben. Meine Herren, Ihre Suite befindet sich im ersten Stock links. Haben Sie Gepäck?“ „Nur diesen Trolley. Den bringen wir selbst nach oben.“ „Wie Sie wünschen. Hier ist Ihre Schlüsselkarte. Im Kühlschrank steht eine Flasche Champagner für Sie bereit. Ein Begrüßungsgeschenk des Hauses. Auf dem Tisch finden Sie frisches Obst. In einer Stunde können Sie in den Speisesaal kommen. Heute steht wilder Lachs auf der Tageskarte.“ Konny bedankte sich und nahm die Schlüsselkarte entgegen. Sie konnten es nicht mehr erwarten, endlich unter eine Dusche zu kommen. Zudem sahen sie fürchterlich aus. Die unter ihren Mützen hervorlugenden Haare klebten an der Haut. Die Parkas wirkten zerschlissen. An beiden haftete ein bäuerlicher Geruch, der an ausgedampfte Misthaufen erinnerte. „Zum Essen tragen wir hier im Haus Jacketts“, kam als dezenter Hinweis des Hotelmitarbeiters. Berti wollte zuerst ungehalten reagieren, doch Konny stieß ihn an. „Komm, lass gut sein. Wir gehen nach oben.“ Als sie die Treppe hinaufstiegen, spürten sie die Blicke des Portiers auf ihren Rücken ruhen. Kopfschüttelnd stand er hinter seinem Tresen. „Typisch Preisausschreibengewinner. Angezogen wie die letzten Heuler! Voll-Prolos! Das gibt keine zehn Euro Trinkgeld“, murmelte er vor sich hin. Auf der Treppe kam ihnen eine Familie entgegen. „Manni, ich weiß nicht, ob ich noch Skifahren kann. Das letzte Mal stand ich auf den Brettern, als wir noch keine Kinder hatten.“ Manni war um die fünfzig, trug einen modischen Skianzug und hielt eine Digi-Cam in den Händen. „Das ist wie Radfahren, Mausi. Das verlernt man
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