Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Lippen zeigten ein dezentes Grinsen an. Imitierten eine Spur von Höflichkeit, doch die Augen blieben eiskalt. „Das ist unser Schutzhund!“, witzelte er. „Wenn jemand etwas aus der Handtasche stehlen möchte, beißt Sir Nelson zu!“ „Mami, ich möchte auch einen Schutzhund haben!“ Mausi rang sich ein Lächeln ab. „Entschuldigung. Sie wissen ja, wie Kinder sind.“ „Ist schon in Ordnung.“ Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Typs. Er tuschelte seiner Begleiterin etwas zu. Mausi nahm einen kräftigen Schluck Aperol-Spritz. Mario brachte die Vorspeise an Tisch Nr. 7. Zufällig schnappte er auf, wie Berti und Konny sich über das wundersame Paar unterhielten. „Stört es Sie, dass die Schlaps ihren Hund dabei haben?“ „Die sind verheiratet?“ Mario schmunzelte. „Nein! Das sind Mutter und Sohn. Ruth Schlaps ist seit zwei Jahren Stammgast hier.“ „Was Sie alles wissen, Mario, ist schon beachtlich!“ „Als Kellner bekommt man allerhand mit.“ „Danke für die Information!“ „Guten Appetit!“ Ein gut gekleideter Herr betrat den Speisesaal. Er ging von Tisch zu Tisch und unterhielt sich kurz mit den Gästen. Jedes Mal, wenn er einen Tisch weiterging, gab es angeregte Diskussionen. Schließlich kam er auch zur den beiden Gewinnern des Preisausschreibens. „Guten Tag. Mein Name ist Viktor Gisbert Ostmann. Ich möchte Sie noch einmal persönlich in meinem Haus begrüßen.“ „Wels.“ „Schmadtke, Privatdetektiv!“ „Oh, ein Detektiv. Ein wunderbarer Beruf. Auch ich träumte immer davon, ein Hercules Poirot zu sein. Ich liebe Tod auf dem Nil !“ Berti schmunzelte. Er fühlte sich leicht geehrt. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Wetterlage katastrophal ist. Wir wundern uns immer noch, wie Sie beide es geschafft haben, dem Schneesturm zu trotzen. Die Anreise muss ja lebensgefährlich gewesen sein.“ „Oh ja. Da haben Sie vollkommen recht. Mehr als nur einmal sahen wir dem Tod regelrecht ins Auge“, erwiderte Konny, meinte allerdings etwas anderes als Herr Ostmann. „Aufgrund des erheblichen Schneefalls ist die Straße komplett unpassierbar geworden. Auch für die nächsten 24 Stunden ist keine Entspannung zu erwarten. Wir erleben gerade den heftigsten Schneesturm seit Bestehen des Hotels. Das Telefonnetz ist ebenfalls zusammengebrochen. Wir sind sozusagen von der Außenwelt abgeschnitten.“ „Um Himmels Willen? Müssen wir evakuiert werden?“, fragte Berti entsetzt nach. Auch Konny war schockiert, befürchtete das Schlimmste. „Nein, meine Herren. Es verhält sich eher so, dass wir eingeschneit sind. Wir werden auf unbestimmte Zeit auf uns allein gestellt sein. Aber es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Wir verfügen natürlich über ein eigenes Stromnetz, angetrieben von hochmodernen und leistungsstarken Generatoren. Wir könnten es wochenlang aushalten. Das Kühlhaus ist prall gefüllt.“ „Aber wir haben doch nur für ein Wochenende...“ Der Hotelmanager winkte ab. „Da wir uns in einer Ausnahmesituation befinden, wird nichts zusätzlich in Rechnung gestellt. Das bin ich meinen Gästen schuldig. Ich stehe jederzeit für etwaige Fragen zur Verfügung und wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Herr Ostmann ging weiter zum Tisch des Barons.
Das Essen war ein Traum. Nach und nach leerte sich der Speisesaal. Die Gäste gingen entweder auf ihre Zimmer oder begaben sich im Basement in den Fitnessraum, nutzten aber auch die Zeit zum Schwimmen oder Saunen. Auch Konny und Berti zogen ein paar Bahnen im Wasser. Anfangs war das Schwimmbecken noch leer. Etwas später kamen Frau Schlaps und ihr Sohn, sowie der Baron mit dem Hitler-Bärtchen. Die Freunde schwammen an den Beckenrand und verließen das Wasser. „Das ist genau das Richtige gegen einen Muskelkater.“ „Hoffentlich täuscht du dich nicht! Die Bergtour und die Schneewanderung stecken mir ganz schön in den Knochen“, jammerte Berti. „Klasse, dass es hier Badelaken und Bademäntel gibt“, lenkte Konny ab, dem nicht nach einem jammernden Freund zumute war. „Sogar in meiner Größe!“, schob Berti nach. „Der Schneesturm zahlt uns etwas von dem zurück, was er uns eingebrockt hat.“ „Mit der Verlängerung?“ „Mit der kostenlosen Verlängerung. Von mir aus könnten wir drei Wochen eingeschneit bleiben!“
Relaxen war angesagt. Berti nickte sogar ein. Die Temperatur war angenehm, die Liege unheimlich bequem. Die Wand war mit Dschungelmotiven bemalt. Aus mehreren Lautsprechern erklangen
Weitere Kostenlose Bücher