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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ein nachsichtiges Lächeln. »Natürlich haben wir ihn auch dazu ermutigt. Klar, Karl, haben wir immer gesagt, das machst du alles. Dabei wussten wir doch alle, dass er’s einfach nicht aushält ohne seinen geliebten Job.«
    Ohne seine geliebte Macht, korrigierte Winnie ihn im Stillen.
    »So einer wie der Karl verträgt keinen Ruhestand«, erklärte Scolari mit philosophischer Miene. Vielleicht überlegte er gerade, wie er selbst zu dem Thema stand. »Vielleicht ist er deshalb gestorben.«
    Wohl kaum, dachte Winnie, aber sie sagte nichts. Stattdessen fragte sie: »Haben Sie eigentlich mal was von seiner Exfrau gehört?«
    »Ulla?« Scolari hob seine kurzen Arme zu einer weltumfassenden Geste. »Ach ja, das ist auch so eine traurige Geschichte. Sie kann ganz einfach nicht ablassen, verstehen Sie?«
    Winnie wunderte sich zwar ein wenig über die Wortwahl, aber sie nickte.
    »Nicht von ihren Gewohnheiten. Nicht von ihren Illusionen. Und erst recht nicht von ihrem Karl …« Der Gastwirt machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. »Schlimmer noch: Seit er tot ist, steigert sie sich da in eine Art Heldenverehrung hinein, die ihr ganz und gar nicht guttut. Und Gott ist mein Zeuge, ich habe oft genug versucht, sie daran zu erinnern, wie sehr sie immer auf Karl geschimpft hat.« Scolari tastete nach dem massiven Kruzifix, das er um den Hals trug. »Als er noch lebte, hat sie gesoffen, weil Karl Karl war. Und jetzt säuft sie, weil er tot ist.«
    Winnie musste unwillkürlich schmunzeln. »Tja, so sind die Menschen.«
    Scolari stöhnte. »Wem sagen Sie das!«
    »Kommt sie noch ab und zu her?«
    »Nein, schon lange nicht mehr.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Dazu bin ich ihr viel zu unbequem.«
    »Tut mir leid.«
    »Ach was, so was hab ich schon tausendfach durch. Und die Zeiten, in denen es mir was ausgemacht hätte, sind lange vorbei. Sonst käme ich aus dem Enttäuschtsein gar nicht mehr raus.«
    Winnie betrachtete seine rundlichen, aber durchaus nicht unattraktiven Züge und stellte fest, dass sie ihn tatsächlich nett fand. Er war bodenständig. Er war sympathisch. Und ganz bestimmt war er ein ausgezeichneter Menschenkenner. »Darf ich Sie noch etwas Persönliches fragen?«
    Er war überrascht, aber er nickte. »Sicher.«
    »Was für ein Mensch war Karl Grovius?«
    Scolari antwortete nicht sofort. »Tja, was für ein Mensch war King Karl?«, wiederholte er stattdessen nachdenklich.
    Ich mochte ihn nicht,
las Winnie in den Tiefen seiner Augen. Er hat Grovius geschätzt, dachte sie, vielleicht sogar bewundert, aber im Grunde seines Herzens konnte er ihn nicht leiden.
    Die Erkenntnis überrumpelte sie trotz des vorangegangenen Gesprächs völlig, zumal sie bislang eigentlich immer nur Gutes gehört hatte über den Mann, den sie so unfreiwillig beerbt hatte. Wie kompromisslos und instinktsicher er gewesen sei als Ermittler. Wie beeindruckend als Persönlichkeit. Seltsamerweise fiel ihr in dieser Situation zum ersten Mal auf, dass noch nie jemand gesagt hatte, dass Karl Grovius nett gewesen sei. Aber das war ja auch ein eher zweifelhaftes Kompliment. Wer wollte denn schon »nett« sein?
    »Oh, Karl war stark«, sagte Scolari nach einer ganzen Weile. »Und er hatte zweifellos eine ganze Menge Charisma.«
    »Und war er auch …«, Winnie zögerte, »… gerecht?«
    Sie hatte »anständig« sagen wollen, doch das hatte sie dann doch nicht gewagt.
    »Er folgte dem, was er für gerecht hielt«, antwortete Scolari vieldeutig. Und in ziemlich endgültigem Ton fügte er hinzu: »Aber jetzt habe ich Sie wirklich lange genug vom Essen abgehalten. Ihre Lasagne wird kalt.«
    Na ja, kalt …
    Winnie betrachtete ihren dampfenden Teller, der einfach nur göttlich duftete. Sie hatte wirklich Hunger!
    »Danke«, sagte sie, und das meinte sie wirklich ehrlich.
    Scolari lächelte. »Keine Ursache. Und schau’n Sie doch wieder rein, wenn Sie Zeit haben!«
    »Das mache ich.«
    Scolari nickte und hob grüßend die Hand. Wenige Augenblicke später war er im Gewühl des Gastraums verschwunden, und erst als er fort war, fiel Winnie auf, dass er ihr keine Grüße an Verhoeven aufgetragen hatte.
    13
    Nina schrie.
    Zumindest glaubte Verhoeven, sie schreien zu hören.
    Er ließ sein Buch fallen, stürzte in ihr Zimmer und fand sie aufrecht im Bett sitzend, den schmalen Rücken gegen die angrenzende Wand gelehnt.
    »Was ist denn passiert, Schatz?«, fragte er und setzte sich zu ihr auf die Bettdecke.
    Keine Antwort.
    »Hast

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