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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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und drehte sich zu ihr um. »Okay. Und von wem?«
    »Erich Knoth. Will Papen. Max Rentrow. Und Karl Grovius«, antwortete sie. »Und zwar die alten Aufnahmen, aus ihren Personalakten.«
    »Wie soll ich da rankommen?«
    »Keine Ahnung. Denk dir was aus. Wir haben doch unter Garantie irgendwas im System.«
    »Das bestimmt. Aber …«
    »Kein Aber«, unterbrach sie ihn. »Tu’s einfach.«
    Sein ebenmäßiges Gesicht spiegelte Besorgnis, doch er wandte sich wieder seinem Rechner zu. In Windeseile scrollte er sich durch ein halbes Dutzend Fenster, gab hier ein Passwort ein und klickte dort die Kennzeichnung einer Abteilung an.
    Nur wenig später begann hinter Winnie einer der Drucker zu rattern.
    »Ach ja«, sagte sie. »Da ist noch was …«
    Werneuchen sah hoch. »Was noch?«
    »Ich brauche auch Aufnahmen von Alexander Briedens alten Kollegen, insbesondere seiner Vorgesetzten.«
    »Du denkst, einer von denen hat ihn verpfiffen?«
    Winnie nickte. »So wie ich die Sache sehe, war die geplante Transaktion zwischen Brieden und Jerry nur wenigen Menschen im Vorfeld bekannt. Wenn wir also davon ausgehen, dass die Pique Dame davon Wind bekam und Brieden ausschaltete, dann muss es jemanden gegeben haben, der sie rechtzeitig über den geplanten Deal informiert hat.«
    »Im Zweifelsfall Jerry selbst«, versetzte Werneuchen. »Vielleicht hat der Kerl ein doppeltes Spiel gespielt. Viele Informanten tun das. Und du weißt selbst, dass Zieser nicht den besten Ruf hatte. Vielleicht ist er gar nicht so tot, wie du glaubst, sondern sitzt mit einem hübschen Sümmchen auf den Bahamas und aalt sich unter Palmen.«
    Kanada, verbesserte Winnie ihn im Stillen. Laut sagte sie: »Wenn’s so gewesen wäre, hätte die Pique Dame aber nicht sein Zimmer durchsuchen müssen, oder?«
    Ihr junger Kollege stieß einen tiefen Seufzer aus und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.
    Winnie trat hinter ihn. »Könntest du …«
    »Pssst. Stör mich jetzt nicht.«
    Sie lehnte sich gegen die Kante von Bredeneys Schreibtisch, während sie wartete.
    Diese Sache wird möglicherweise ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen, ist Ihnen das bewusst?,
wetterte ein imaginärer Hinnrichs in ihrem Kopf.
Das kann Sie Ihre verdammte Karriere kosten!
    Irgendwann meldete sich der Drucker erneut.
    »Was ich hier gerade tue, ist verdammt illegal«, stöhnte Werneuchen, und er schaffte es tatsächlich, es nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen. »Und mal ganz abgesehen davon, ist es vermutlich auch ziemlich unmoralisch.«
    »Tut mir leid, dass ich dir das zumuten muss«, sagte Winnie. »Aber ich weiß keinen anderen Weg.«
    Werneuchen bedachte sie mit einem langen Blick. Dann nickte er, stand auf und nahm einen Stapel Fotos aus dem Drucker.
    »Hier«, sagte er, indem er ihr die Aufnahmen in die Hand drückte. »Das sind alle, die du wolltest. Briedens Team bestand, wie du wahrscheinlich schon weißt, aus fünf Beamten, dem damaligen Abteilungsleiter und seinem Stellvertreter.«
    »Wie viele von denen sind noch da?«
    »Wo?«
    »Hier. In der Abteilung. Im Präsidium, was weiß ich.«
    »Nur zwei«, antwortete Werneuchen. »Horst Frings und Lothar Dabringhaus. Frings war der Frischling im Team und arbeitet mittlerweile im ZK 41 . Dabringhaus war damals stellvertretender Abteilungsleiter. Allerdings steht er kurz vor der Pensionierung.«
    »Danke«, sagte Winnie.
    »Keine Ursache.«
    »Ich weiß, was es für dich …«
    »Schon gut«, unterbrach Werneuchen sie mit einem flüchtigen Augenzwinkern. »Ich denke, es ist mir gelungen, meine Spuren ganz gut zu verwischen.«
    »Trotzdem«, sagte Winnie.
    »Zisch ab!«, lachte er. »Und viel Glück.«
    Ja, dachte Winnie, das werde ich brauchen!
    7
    Als sie vor Dorothea Ziesers Flörsheimer Einfamilienhaus hielt, war es bereits zwanzig nach neun, und die anbrechende Nacht roch nach Schnee. Ein eisiger Ostwind wirbelte hier und da etwas trockenes Laub auf, ansonsten war es totenstill. In den umliegenden Häusern waren die Rollläden herabgelassen. Die ganze Straße wirkte wie ausgestorben.
    Eine richtige Spießergegend, dachte Winnie. Solide, aber auch völlig phantasielos. Die Art von Enge, aus der Bernd alias Jerry schon als Kind zu fliehen beschlossen hatte.
    Sie nahm die Fotos vom Beifahrersitz und stieg aus dem Auto. Sie war nicht sicher, ob sie es wagen konnte, die alte Dame noch so spät zu stören. Aber ihr war seltsamerweise erst beim Anblick des toten Fischs in ihrem Postkorb klar geworden, dass sie in Dorothea Zieser

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