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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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eine Zeugin hatte. Eine Frau, die möglicherweise wiedererkennen würde, wen sie damals in bester Absicht ins Zimmer ihres verschwundenen Sohnes gelassen hatte. Winnie kniff die Augen zusammen und sah an der düsteren Fassade hoch. Die Fenster im Obergeschoss waren dunkel. Und auch durch das Küchenfenster, dessen Rollladen noch oben war, drang nicht der geringste Lichtschimmer. Wahrscheinlich hatte Dorothea Zieser nur vergessen, ihn herabzulassen, als sie ins Bett gegangen war.
    Winnie seufzte und ging über eine Reihe von bemoosten Waschbetonplatten auf die alte, aber penibel gepflegte Haustür zu. Sechziger Jahre, Rauchglaseinsatz. Die Sorte Tür, die ein etwaiger Käufer sofort auf den Müll werfen würde. Doch durch das blinde Glas konnte sie nun doch einen Abglanz von Licht erkennen. Gottlob! Winnie wollte eben auf die Klingel drücken, als ihr der schmale Spalt auffiel, der zwischen Tür und Türrahmen klaffte. Sie ging in die Knie, um sich das Schloss anzusehen, doch zumindest auf den ersten Blick konnte sie nichts entdecken, das auf eine Manipulation hingedeutet hätte. Trotzdem hatte sie auf der Stelle ein ungutes Gefühl.
    Sie sah über ihre Schulter zurück zur Straße. In einiger Entfernung parkte eine dunkle Limousine. Davor stand ein Jeep. In die andere Richtung versperrten ihr dichte Büsche die Sicht.
    Und jetzt? Was nun?
    Wenn ich einfach reingehe, und sie hat einfach nur vergessen, die Tür zuzumachen, erschreckt sie sich zu Tode, dachte Winnie. Vielleicht schließt das Schloss nicht mehr richtig. Vielleicht hat sie gar nicht bemerkt, dass die Tür nicht zu war, nachdem sie den Müll rausgebracht oder das Gartentor geschlossen hatte. Vielleicht …
    Mach dir nichts vor! Dorothea Zieser ist zwar alt, aber sie ist keine unachtsame Frau. Und erst recht keine unvorsichtige. Das hier ist kein Zufall. Vielleicht hatte Pique Dame die gleiche Idee wie du. Dass sie jemanden wiedererkennen könnte. Dass sie eine Gefahr darstellt. Und sie wissen, dass du ihnen auf den Fersen bist. Sie waren auch in deiner Wohnung! Sie waren auch bei dir!
    Winnie öffnete den Reißverschluss ihrer Daunenjacke und zog ihre Waffe aus dem Holster. Dann legte sie vorsichtig die Hand gegen das alte Holz. Die Tür gab nach. Winnie hörte Stimmen. Sie kamen aus dem Wohnzimmer und klangen eigentlich nicht nach realen Personen. Wahrscheinlich der Fernseher.
    Sie machte ein paar zögernde Schritte in die Diele hinein und dachte, dass sie gerade gegen ein halbes Dutzend Vorschriften verstieß. Mindestens. Aber ihr Instinkt sagte ihr, dass es nötig war. Im Geist sah sie Dorothea Ziesers feines Gesicht. Warum bin ich nicht schon früher auf diese Idee gekommen?, schalt sie sich. Was immer damals wirklich passiert ist: Frau Zieser hat zwei von denen gesehen. Zwei Mitglieder der Pique Dame. Nur hat sie bis heute nicht gewusst, dass diese beiden nicht das waren, was sie zu sein schienen. Bis ich gekommen bin. Bis ich sie eines Besseren belehrt habe …
    Sie hielt die Waffe vor sich und tastete sich weiter. Etwas weiter hinten in der Diele brannte eine Energie-sparlampe. Kaum mehr als ein Notlicht. Aber unter der geschlossenen Wohnzimmertür schimmerte ein Streifen Licht.
    Wenn du dich irrst und sie bei deinem Anblick einen Herzinfarkt kriegt, hämmerte es hinter ihrer Stirn. Im selben Augenblick hörte sie einen unterdrückten Schrei.
    Winnie zögerte keine Sekunde. Sie entsicherte die Waffe und fasste sie mit beiden Händen, genau wie sie es in ihrer Ausbildung gelernt hatte. Durch ihren Besuch vor ein paar Stunden hatte sie eine genaue Vorstellung von der Einrichtung. Geradeaus stand der Esstisch, an dem sie gesessen und geredet hatten. Links um die Ecke befand sich der Fernseher. Eine Couch an der Wand. Ein gemütlicher Sessel etwas weiter rechts. Dort, so vermutete sie, saß Dorothea Zieser, wenn sie abends fernsah. Und exakt dorthin richtete sie die Waffe, als sie die Tür mit einem entschlossenen Tritt aufstieß.
    »Halt! Stopp! Keine Bewegung!«
    Es war ein Mann in einem dunklen Parka. Er stand direkt neben dem Sessel und hielt etwas in der Hand, das Winnie nicht erkennen konnte. Sie schätzte ihn auf etwa Mitte bis Ende vierzig. Für ein paar Sekundenbruchteile trafen sich ihre Blicke. Dann bemerkte sie, wie er kurz an ihr vorbei sah. Gleich darauf ging das Deckenlicht aus.
    Scheiße!
Die Erkenntnis durchzuckte sie wie ein Blitz. Dieser Kerl war nicht allein! Natürlich nicht!
    Wie blöd kann man eigentlich sein?!
    Sie wirbelte herum

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