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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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endgültige Entwarnung gegeben hatten. Die alte Dame habe die Nacht gut überstanden und bereits mit Appetit gefrühstückt.
    Winnie lächelte.
Immerhin mal eine gute Nachricht!
    Verhoeven hatte inzwischen geklingelt, und nur Sekunden später erschien der Hausherr höchstpersönlich in der Tür.
    »Hendrik! Ich glaub’s ja nicht!«, rief er mit überschwänglicher Fröhlichkeit, und so unecht die Szene auch anmutete, Winnie empfand sie wie ein Déjà-vu ihres Besuchs bei Felicia Ott. Einschließlich der unbändigen Begeisterung, die Will Papens Begrüßung bei ihrem Vorgesetzten auslöste.
    »Aber kommt doch erst mal rein«, setzte Papen seine Begrüßungstirade ungerührt fort. »Wie geht’s dir, mein Junge?«
    Verhoeven schenkte ihm ein reichlich säuerliches Lächeln. »Gut. Danke.«
    »Ja, ja. Ich hab schon gehört, dass du dich gehörig rausgemacht hast.« Papen konnte die offenkundige Reserviertheit seines Besuchers nicht entgangen sein, aber er ignorierte sie. »Oh Mann, Karl wäre verdammt stolz auf dich.«
    Winnie beobachtete mit einer Mischung aus Belustigung und Mitleid, wie Verhoeven bei der Erwähnung seines Mentors zusammenfuhr. Und seltsamerweise wurde ihr in dieser Situation zum ersten Mal bewusst, dass für ihn bis zu ihrem Auftauchen dasselbe gegolten hatte wie für sie. Dass er »der Kleine« gewesen war, der nette junge Mann im Kielwasser einer Legende, den niemand wirklich ernst genommen hatte. Sie spähte zu einem Zaunpfahl hinüber, wo gerade ein riesiger Rabe gelandet war. Karl Grovius hatte es – wie so viele unbestrittene Alleinherrscher – versäumt, beizeiten sein Haus zu bestellen und seinen Nachfolger auf die vor ihm liegende Aufgabe vorzubereiten. Und so hatte sein plötzlicher Tod Verhoeven ins sprichwörtliche kalte Wasser geworfen. Von einem Tag auf den anderen hatte er das Ruder übernehmen müssen. Die Verantwortung. Winnie betrachtete das Profil ihres Vorgesetzten, das ein wenig verkrampft, aber auch entschlossen aussah an diesem Morgen.
    Ich hab schon gehört, dass du dich gehörig rausgemacht hast …
    »Was macht deine bezaubernde Frau?«, wollte unterdessen Will Papen wissen.
    »Silvie geht’s gut, vielen Dank.«
    »Freut mich, freut mich«, bellte der BKA -Mann in ungebrochener Fröhlichkeit. »Ich hab ja schon immer gesagt, um diese Frau ist der Junge wirklich zu beneiden. Denn dass Schönheit und Geist so selbstverständlich Hand in Hand gehen, kommt ja leider viel zu selten vor.«
    Verhoeven nickte nur. »Können wir kurz reden?«, fragte er, und Winnie hatte den Eindruck, dass er eine direkte Anrede bewusst vermied, um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, den pensionierten Kollegen duzen zu müssen.
    »Aber klar doch. Kommt rein! Ich freue mich immer, wenn ein paar von den alten Kollegen vorbeischauen.«
    Das wird sich erst noch zeigen, dachte Winnie, obwohl sie es durchaus für möglich hielt, dass Papen längst Bescheid wusste. Irgendwie wirkte er für ihren Geschmack viel zu wenig überrascht.
    Er ging voran und führte die beiden Kommissare in ein überdimensioniertes Wohnzimmer, dessen gesamte zum Rheintal gewandte Frontseite aus bodentiefen Panoramafenstern bestand. Diese hatten trotz des zu dieser Tageszeit nahezu frontal einfallenden Sonnenlichts keine einzige Schliere. Das Ergebnis war, dass man sich kaum wie in einem geschlossenen Raum fühlte. Und die Aussicht nahm einem buchstäblich den Atem! Tief unter ihnen funkelte der Rhein wie flüssiges Silber durch die wabernden Nebelschwaden, und gegenüber wirkte Bingen fast wie ein Dorf aus einem Spielzeugkasten.
    Papen wieselte um einen riesigen Esstisch und klopfte einladend auf die Lehne eines der Stühle. »Aber setzt euch doch« forderte er seine Besucher auf. »Setzt euch. Wie geht’s denn deiner Kleinen? Hat sie sich von den Schrecken der Vergangenheit erholt?«
    Er hatte ganz beiläufig gesprochen, aber Winnie bemerkte, wie ihr Vorgesetzter angesichts der Anspielung auf die Ereignisse des vergangenen Sommers blass wurde.
    »Nina geht’s bestens«, kam sie ihm zu Hilfe, als sie sah, dass er um Worte rang. »Sie ist eine starke kleine Persönlichkeit. Und irrsinnig gescheit.«
    Papens graue Augen wandten sich ihr zu. Interessiert, aber keineswegs überrascht.
    Er hat ein Bild von mir, stellte Winnie erschüttert fest. Wir sind uns noch nie im Leben begegnet, aber er weiß ganz genau, wer ich bin und was er von mir zu halten hat. Und im Gegensatz zu vielen anderen macht er nicht den Fehler, mich

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