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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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die Heftigkeit einer eventuellen Gegenwehr interessant, ob ihre Opfer Männer oder Frauen sind. Spezialisierungen im klassischen Sinne gibt es in diesem Bereich eher bei der Frage: Kinder oder Erwachsene, wobei auch hier durchaus Mischformen möglich sind.«
    »Trotzdem tötete Ackermann ausschließlich Männer«, beharrte Winnie.
    »Ich wäre sehr vorsichtig, aus diesem Umstand irgendwelche Schlüsse zu ziehen«, warnte Kerr. »Eine Serie von drei Morden ist im Todesengel-Bereich praktisch nichts. Zumindest nicht genug, um sie als aussagekräftig in Bezug auf so etwas wie ein Beuteschema anzusehen.« Sie schob sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Eines der Hauptprobleme bei der Ergreifung des sogenannten Health Care Serial Killers ist die Tatsache, dass diese Serien oft lange Zeit niemandem auffallen, weil sie in Bereichen stattfinden, wo der Tod sozusagen zum alltäglichen Leben gehört.« Sie seufzte. »Nehmen Sie die Serie im Lainzer Klinikum Ende der Achtziger, die damals durch alle Medien ging. Da hatten Sie vier Krankenschwestern, die gemeinschaftlich – wenn auch nicht alle im gleichen Maße beteiligt – zweiundvierzig Patienten umbrachten. Auf unterschiedlichste Arten und Weisen. Und obwohl die vier Täterinnen nach dem Dienst beim Heurigen sogar öffentlich über das Hinscheiden ihrer Patienten schwadronierten, dauerte es fast ein Jahr, bis überhaupt mal jemand stutzig wurde.«
    »Zweiundvierzig Opfer«, murmelte Bredeney fassungslos.
    »Solche Zahlen sind, wie gesagt, gar nicht so selten«, erklärte Amanda Kerr. »Erst vor ein paar Jahren hat ein Krankenpfleger im Klinikum Sonthofen neunundzwanzig Patienten ermordet. Angeblich aus Mitleid.« Sie zuckte die Achseln. »Auch diese Serie umfasste Männer
und
Frauen, und im Endeffekt wurde der Täter wegen sechzehnfachen Mordes, zwölffachen Totschlags und einem Fall von Tötung auf Verlangen angeklagt.«
    »Warum hat Ackermann damals eigentlich nicht ausgesagt?«, fragte Verhoeven. »Wenn er tatsächlich unschuldig war, hätte er doch seine Version der Geschichte präsentieren und zumindest hoffen können, dass man ihm glaubt, oder etwa nicht?«
    Amanda Kerr lächelte ihm zu. »Stimmt«, sagte sie. »Stattdessen ließ er lediglich durch seinen Anwalt erklären, dass er auf nicht schuldig plädiert, und lehnte jede weitere Stellungnahme ab.«
    Joachim ist damals einfach total falsch beraten worden,
klagte eine imaginäre Miriam Bandow in Winnies Kopf.
    »Aber mal vorausgesetzt, Ackermanns war’s«, setzte Hinnrichs aufs Neue an. »Aus welchem Grund hätte er die drei Männer Ihrer Meinung nach am ehesten getötet?«
    Dr. Kerrs Miene brachte deutlich zum Ausdruck, dass ihr derart spekulative Fragen zutiefst gegen den Strich gingen. »Schwer zu sagen.«
    »Halten Sie es für möglich, dass er es aus Mitleid getan hat?«, drängte Hinnrichs.
    »Ich selbst bin Ackermann nie persönlich begegnet«, antwortete die Psychologin. »Aber die Kollegen, die mit ihm zu tun hatten, sind laut Gutachten nicht zu dem Schluss gekommen, dass er ein besonders empathisch veranlagter Mensch gewesen ist.«
    »Sondern?«
    »Nun ja, zum Beispiel galt er als zuverlässig. In fünf Jahren Pflegedienst war er insgesamt nur zwei Tage krankgeschrieben. Die Patienten mochten ihn nicht besonders, wie wir wissen, aber andererseits gab es – wie gesagt – auch nie irgendwelche einschlägigen Beschwerden über ihn.« Amanda Kerr beugte sich vor. »Seine Kollegen beschrieben ihn durch die Bank als tüchtig, wenn auch emotional gleichgültig, was sich mit dem Urteil der Gutachter decken würde.«
    »Klingt wie einer, der einfach nur seinen Job gemacht hat«, bemerkte Bredeney trocken.
    Amanda Kerr nickte. »Genauso sehe ich das auch.«
    »Und seine Intelligenz?«, fragte Hinnrichs.
    Dr. Kerr lächelte. »Die Kollegen haben ihn ausgiebig getestet, und obwohl er sich dabei mehr oder weniger verweigert hat, sind sie zu dem Schluss gekommen, dass er überdurchschnittlich intelligent ist.«
    »Intelligent genug, dass man ihm Berechnung unterstellen könnte?«
    Amanda Kerr schien zu überlegen, worauf er hinauswollte. Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Ja, durchaus.«
    Hinnrichs nickte. »Auch Manipulation?«
    »Sicher, auch das. Ohne weiteres.«
    »Aber wenn so einer tatsächlich unschuldig ist«, sagte Bredeney, »weshalb legt er sich dann nicht mehr ins Zeug, um sich zu verteidigen? Immerhin drohte ihm eine ziemlich lange Haftstrafe.«
    Winnie kaute nachdenklich auf ihrer

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