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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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denken?«
    Egal, wie gut oder schlecht ein Gedächtnis funktioniert – ganz willkürlich ist es doch schließlich nie, was wir so von uns geben …
    Ines Heiders Lachen kam so überraschend, dass auch Verhoeven neben ihr erschreckt zusammenfuhr. »Er behauptete, sie sei der Teufel in Menschengestalt. Und dass sie ihn umbringen wolle.«
    »Das hören wir zum ersten Mal«, entgegnete Verhoeven, und auf seinem Gesicht erschien ein ungewohnter Hauch von Strenge.
    »Es hat mich nie zuvor jemand danach gefragt.« In Ines Heiders Blick lag eine bemerkenswerte Mischung von Gleichgültigkeit und Arroganz. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Dann danken wir Ihnen, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben«, entgegnete Verhoeven, indem er entschlossen seinen Stuhl zurückschob.
    Was, zum Teufel, soll denn das jetzt?, dachte Winnie empört. Ausgerechnet in dem Moment, wo wir im Begriff sind, die wirklich interessanten Informationen auszugraben, will er gehen?
    Aber so leicht ließ sie sich nicht ausbremsen. »Augenblick, bitte«, sagte sie ruhig, aber bestimmt. »Ich habe noch eine Frage …«
    Ines Heider sah Verhoeven an, als brauche sie explizit seine Erlaubnis, die Frage beantworten zu dürfen. Etwas, das Winnie Heller erst richtig hochbrachte.
    »Auf Ihrer Station sind in der Zeit der Mordserie mehrfach Medikamente verschwunden.«
    Ines Heider hielt ihrem Blick stand. »Richtig.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wer für diese Diebstähle verantwortlich gewesen sein könnte?«
    »Das nicht …« Die junge Nonne senkte den Kopf, als müsse sie erst zu einem Entschluss kommen.
    Winnie spürte instinktiv, dass Drängeleien in diesem Fall nicht viel ausrichten würden. Also schwieg sie, wobei sie inständig hoffte, dass Verhoeven ihr nicht in die Parade fahren würde.
    »Ich …«, begann Ines Heider nach einer ganzen Weile.
    »Ja?«
    Die transparenten Augen trafen sie plötzlich, wie ein Blitz. Und Winnie glaubte tatsächlich, so etwas wie Belustigung darin zu sehen. Belustigung, aber auch Wut. »Ich kann Ihnen nicht verraten, wer die Medikamente genommen hat.« Sie sprach so leise, dass man Mühe hatte, sie überhaupt zu verstehen. »Aber ich kann Ihnen sagen, wo sie gelandet sind …«
    Verhoeven, der bereits seinen Mantel anzog, hielt mitten in der Bewegung inne. »Ach ja?«, sagte er. »Und wo?«
    Ines Heider blickte ihn an. »In meinem Spind.«
    6
    »Untergeschoben?«, fragte Winnie, als sie wieder auf dem Weg zum Auto waren.
    »Wenn sie nicht lügt, würde ich sagen, ja«, entgegnete Verhoeven.
    »Warum sollte sie lügen?«
    »Keine Ahnung. Trotzdem könnte sie einen guten Grund haben, uns nicht die Wahrheit zu sagen.«
    Winnie wich einem schmutzigen Schneerest aus. Darauf hatte sich eine dünne Eiskruste gebildet. Kein Zweifel, die Temperaturen zogen wieder an. »Aber mal angenommen, es ist wahr, was sie sagt …« Sie runzelte die Stirn. »Warum sollte jemand die Sachen bei ihr versteckt haben? Um sie in Verdacht zu bringen?«
    »Was sonst?« Verhoeven zog den Autoschlüssel aus der Manteltasche. »Wer immer damals auf Station B gemordet hat, wusste, dass Ines Heider nicht besonders gut dastand. Sie war aufbrausend, flippte vor Patienten und Angehörigen aus und kassierte innerhalb kurzer Zeit zwei Abmahnungen.«
    »Und deshalb sollte sie als Sündenbock herhalten?«
    »Vorausgesetzt, es stimmt, was sie uns über die Medikamente gesagt hat«, wiederholte Verhoeven.
    »Was glauben
Sie?
«, stichelte Winnie, der es allmählich auf die Nerven ging, dass ihr Vorgesetzter immer tausend Möglichkeiten aufzeigte und zugleich mit seiner persönlichen Meinung hinter dem Berg hielt.
    Verhoeven zückte die Autoschlüssel, und zwanzig Meter vor ihnen sprangen die Schlösser seines Volvos auf. »Was mich stutzig macht, ist, dass sie heute zum ersten Mal überhaupt über diese Sache gesprochen hat.« Er blieb stehen und öffnete die Knöpfe seines Mantels, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. »Obwohl sie den Prozess gegen Ackermann aufmerksam verfolgt hat, hielt sie es offenbar nicht für nötig, jemanden von der Existenz der Medikamente in Kenntnis zu setzen.«
    »Hätten Sie davon erzählt, an Ines Heiders Stelle?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Vielleicht nicht«, antwortete er wie gewohnt ausweichend.
    Winnie nickte. Sie war wegen des völlig überhasteten Aufbruchs noch immer stinkwütend auf ihn, und die Tatsache, dass er sich jetzt wieder derart indifferent verhielt, machte die Sache nicht gerade besser. »Also ich für

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