Schneewittchen muss sterben
Mülltonne geworfen hatte, wollte er mich in Verdacht bringen. Aus Rache.«
Bodenstein blickte ihn scharf an. »Sie lügen.«
»Nein, das tue ich nicht.« Lauterbach schluckte nervös. Sein Blick glitt zu seinem Anwalt, aber der war noch immer in die Betrachtung seines Spiegelbildes versunken.
»Wir wissen mittlerweile, dass Tobias Sartorius mit dem Mord an Laura Wagner nichts zu tun hatte.« Bodenstein sprach aggressiver, als es sonst seine Art war. »Wir haben die mumifizierte Leiche von Stefanie gefunden. Und wir haben den Wagenheber aus unserer Asservatenkammer geholt und ins Labor bringen lassen. Man kann noch immer Fingerabdrücke feststellen. Darüber hinaus hat der Rechtsmediziner in der Vagina der Leiche Spuren einer fremden DNA gefunden. Sperma. Wenn sich herausstellen sollte, dass es sich dabei um Ihres handelt, dann sitzen Sie richtig tief in der Patsche, Herr Lauterbach.«
Gregor Lauterbach rutschte auf seinem Stuhl hin und her, fuhr sich mit der Zungenspitze nervös über die Lippen.
»Wie alt war Stefanie damals?«, fragte Bodenstein.
»Siebzehn.«
»Und wie alt waren Sie?«
»Siebenundzwanzig.« Lauterbach flüsterte fast. Seine blassen Wangen färbten sich blutrot, er senkte den Kopf.
»Haben Sie am 6. September 1997 mit Stefanie Schneeberger geschlafen oder nicht?«
Lauterbach war wie erstarrt.
»Sie bluffen doch«, kam ihm endlich sein Anwalt zur Hilfe. »Das Mädchen kann mit wer weiß wem geschlafen haben.«
»Welche Kleidung trugen Sie am Abend des 6. September 1997?« Bodenstein ließ sich nicht beirren, er wandte seinen Blick nicht von Lauterbach ab. Der sah ihn verwirrt an und zuckte die Schultern.
»Ich sage es Ihnen. Sie trugen eine Jeans, ein hellblaues Hemd, darunter ein grünes T-Shirt vom Kerbeverein und hellbraune Schuhe.«
»Was tut denn das nun zur Sache?«, wollte Lauterbachs Anwalt wissen.
»Hier.« Bodenstein schenkte ihm keine Beachtung. Er nahm die Ausdrucke von Thies' Bildern aus der Akte und legte sie Lauterbach hin, eines nach dem anderen. »Diese Bilder hat Thies Terlinden gemalt. Er war Augenzeuge der beiden Morde, und das hier war seine Art, sich mitzuteilen.«
Er tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Gestalten.
»Wer kann das sein?«, fragte er. Lauterbach starrte auf die Bilder und zuckte die Achseln.
»Das sind Sie, Herr Lauterbach. Sie haben sich mit Stefanie Schneeberger vor der Scheune geküsst, dann haben Sie mit ihr geschlafen.«
»Nein«, murmelte Gregor Lauterbach, schneeweiß im Gesicht. »Nein, nein, das stimmt nicht, das müssen Sie mir glauben!«
»Sie waren ihr Lehrer«, fuhr Bodenstein ungerührt fort. »Stefanie stand in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Ihnen. Was Sie getan haben, ist strafbar. Das wurde Ihnen plötzlich bewusst. Sie mussten befürchten, dass Stefanie es ausplaudern könnte. Ein Lehrer, der mit seiner minderjährigen Schülerin schläft, ist erledigt.«
Gregor Lauterbach schüttelte den Kopf.
»Sie haben Stefanie erschlagen, den Wagenheber in die Jauchegrube geworfen und sind nach Hause gegangen. Dort haben Sie Ihrer Frau alles gebeichtet, und die hat Ihnen geraten, den Mund zu halten. Ihre Rechnung ging auf, wenn auch nicht ganz. Die Polizei hielt tatsächlich Tobias für den Mörder, er wurde verhaftet und verurteilt. Es gab nur ein kleines Problem: Stefanies Leiche war verschwunden. Jemand musste Sie und Stefanie beobachtet haben.«
Noch immer schüttelte Lauterbach unablässig den Kopf.
»Als Mitwisser hatten Sie Thies Terlinden in Verdacht. Damit er den Mund hält, hat Ihre Frau – als Thies' Ärztin – den jungen Mann regelrecht unter Drogen gesetzt und massiv eingeschüchtert. Das klappte gut. Elf Jahre lang. Bis Tobias Sartorius aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie erfuhren von Ihrem Bekannten Andreas Hasse, einem Mitarbeiter des K 11, dass wir uns für die alten Fälle interessieren, ja dass wir uns sogar die Akten haben kommen lassen. Und da haben Sie Hasse angestiftet, die entsprechenden Verhörprotokolle aus den Akten zu entfernen.«
»Das stimmt nicht«, flüsterte Lauterbach heiser. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
»Doch«, sagte nun Pia. »Hasse hat bereits gestanden und wurde deswegen vom Dienst suspendiert. Hätten Sie das übrigens nicht gemacht, säßen Sie jetzt nicht hier.«
»Was soll das alles?«, mischte sich nun Dr. Anders ein. »Selbst wenn mein Mandant damals mit seiner Schülerin geschlafen hätte, wäre der Tatbestand des Missbrauchs längst verjährt.«
»Aber
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