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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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er.
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht versprechen.« Bodenstein streckte die Hand aus. »Den Schlüssel für Ihre Wohnung in Idstein bitte.«

Sonntag, 23. November 2008
    Pia hatte eine schlaflose Nacht hinter sich und war schon auf den Beinen, als um 5:15 Uhr der Anruf des Überwachungsteams kam: Nadja von Bredow sei soeben in ihre Wohnung am Westhafen in Frankfurt zurückgekehrt. Allein.
    »Ich komme sofort«, sagte Pia. »Wartet auf mich.«
    Sie warf das Heu, das sie unter den Arm geklemmt hatte, über die Boxentür und steckte das Handy weg. Es war nicht nur der Fall, der sie wach gehalten hatte. Morgen um 15:30 Uhr hatte sie mit dem Bauamt der Stadt Frankfurt einen Ortstermin auf dem Birkenhof. Wenn man die Abrissverfügung nicht zurücknahm, würden sie, Christoph und die Tiere in Kürze obdachlos sein.
    Christoph hatte sich in den letzten Tagen intensiv um die Angelegenheit gekümmert, und sein anfänglicher Optimismus hatte sich rasch verflüchtigt. Die Verkäufer des Birkenhofes hatten Pia verschwiegen, dass das Grundstück, auf dem das Haus stand, wegen der Hochspannungsleitungen der MKW überhaupt nicht bebaut werden durfte. Der Vater der Verkäufer hatte irgendwann nach dem Krieg einen Schuppen errichtet und diesen im Laufe der Jahre ohne jede Genehmigung ausgebaut. Sechzig Jahre lang hatte niemand etwas gemerkt, bis sie in Unkenntnis der Illegalität einen Bauantrag gestellt hatte. Pia fütterte noch schnell das Federvieh, dann rief sie Bodenstein an. Als er nicht abnahm, schrieb sie ihm eine SMS und ging nachdenklich zurück zum Haus, das ihr plötzlich fremd vorkam. Auf Zehenspitzen schlich sie ins Schlafzimmer.
    »Musst du weg?«, fragte Christoph.
    »Ja. Hab ich dich geweckt?« Sie machte das Licht an.
    »Nein. Ich konnte auch nicht schlafen.« Er betrachtete sie, den Kopf in die Hand gestützt. »Ich habe die halbe Nacht überlegt, was wir tun können, wenn die Ernst machen.«
    »Ich auch.« Pia setzte sich auf die Bettkante. »Auf jeden Fall verklage ich diese Mistkerle, die mir damals den Hof verkauft haben. Die haben mich arglistig getäuscht, ganz klar!«
    »Das müssen wir denen aber erst mal nachweisen«, gab Christoph zu bedenken. »Ich bespreche das heute mit einem Freund von mir, der sich mit solchen Sachen auskennt. Vorher tun wir nichts.«
    Pia seufzte. »Ich bin so froh, dass du da bist«, sagte sie leise. »Ich wüsste nicht, was ich jetzt alleine machen sollte.«
    »Wäre ich nicht in deinem Leben aufgetaucht, hätten wir nie einen Bauantrag gestellt, und es wäre nichts passiert.« Christoph grinste schief. »Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Mach deinen Job, und ich kümmere mich um diese Sache, okay?«
    »Okay.« Pia gelang ein Lächeln. Sie beugte sich zu Christoph hinüber und gab ihm einen Kuss. »Ich habe leider keine Ahnung, wann ich heute nach Hause komme.«
    »Mach dir um mich keine Gedanken.« Christoph lächelte auch. »Ich hab Dienst im Zoo.«
    Er erkannte die vertraute Gestalt schon von weitem. Sie stand im Licht der Straßenlaterne neben seinem Auto auf dem Parkplatz, ihr rotes Haar war der einzige Farbtupfer in der diesigen Dunkelheit. Bodenstein zögerte einen Moment, bevor er entschlossen auf sie zuging. Cosima war eben keine Frau, die sich einfach von ihm das Telefon auflegen ließ. Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass sie ihn früher oder später abpassen würde, doch der Fall hatte ihn zu sehr in Beschlag genommen. Deshalb fühlte er sich unvorbereitet und im Nachteil.
    »Was willst du?«, fragte er unfreundlich. »Ich habe jetzt keine Zeit.«
    »Du rufst mich ja nicht zurück«, erwiderte Cosima. »Ich muss mit dir reden.«
    »Ach, auf einmal?« Er blieb vor ihr stehen, musterte ihr blasses, beherrschtes Gesicht. Sein Herz klopfte heftig, es gelang ihm nur mit Mühe, ruhig zu bleiben. »Wochenlang hattest du dieses Bedürfnis nicht. Rede mit deinem Russenfreund, wenn dir nach Reden zumute ist.«
    Er zückte seinen Autoschlüssel, aber sie wich nicht von der Stelle und blieb vor der Autotür stehen.
    »Ich will dir erklären …«, begann sie. Bodenstein ließ sie nicht ausreden. Er hatte in der Nacht kaum geschlafen und musste dringend weg, denkbar schlechte Voraussetzungen für ein so wichtiges Gespräch wie dieses.
    »Ich will es nicht hören«, unterbrach er sie. »Und ich habe jetzt wirklich keine Zeit.«
    »Oliver, glaub mir bitte, ich wollte dir nicht weh tun!« Cosima streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie aber wieder sinken,

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