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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Belle-Mamie, wenn ihr unser Theater auffällt. Ich denke, es könnte vielleicht gehen, wenn man auf den Altar steigt«, sagte er und ließ dem Wort die Tat folgen.
    Dubois wollte protestieren, sagte aber nichts. Als Chib auf dem Altar stand, beugte er sich mit ausgestreckten Armen vor. Es fehlten ungefähr sechzig Zentimeter, um den Schraubhaken zu erreichen. Er konnte vielleicht versuchen, das Kreuz mit dem Körper darauf zu fassen zu bekommen, um es abzuhängen. Ja, das könnte er versuchen, dachte er angewidert.
    »So ist er nicht vorgegangen«, sagte Gaelle plötzlich. »Seht mal!«
    Von einer Bank aus kletterte sie auf eine der seitlichen Gewölberippen. Dann stützte sie sich auf einem Mauerspalt ab und zog sich zur Mittelrosette über dem geschändeten Kreuz hinauf. Jetzt, da sie auf dem Mauervorsprung der Rosette saß, brauchte sie sich nur leicht vorzubeugen, um das Kreuz zu erreichen.
    »Er hatte sicher ein Seil dabei, um das Kreuz herunterzulassen und anschließend wieder hochzuziehen.«
    Chib und Dubois blickten sich suchend um.
    »Er hat es wahrscheinlich mitgenommen«, knurrte der Priester. »Also, Moreno, helfen Sie mir, wir nehmen es am Querbalken und hängen es ab.«
    »Okay.«
    Sie packten jeder eine Seite des Querbalkens und gaben Acht, nicht die kleinen durchbohrten Handgelenke zu berühren.
    »Eins, zwei, drei!«
    Gemeinsam drückten sie das Kreuz so weit nach oben, dass die Öse aus dem Schraubhaken glitt. Gaelle half ihnen von oben.
    Es ist nicht sehr schwer, sagte sich Chib, vielleicht dreißig Kilo. Doch es schwankte gefährlich.
    »Runter damit«, schrie Dubois und bückte sich.
    Mit einem dumpfen Knall traf das Holz auf den Boden, Elilous Haar wirbelte um ihren Kopf. Sie lehnten den Längsbalken an die Wand, während Gaelle von ihrem Hochsitz herunterkletterte.
    »Legen wir es auf den Boden.«
    »Wie sollen wir die Nägel herausziehen?«, fragte Chib und nagte an der Unterlippe.
    »Moment!«
    Gaelle kramte in ihrer Handtasche und beförderte einen Nagelknipser zu Tage.
    »Hier, den können wir als Zange benutzen.«
    Die drei Freunde und die mysteriöse Kapelle, dachte Chib bitter, während er zusah, wie Dubois nach dem Nagelknipser griff und sich daranmachte, einen langen Nagel mit flachem Kopf aus dem bläulich verfärbten Fleisch zu ziehen.
    Der Anblick war derart surreal, dass er kaum mehr Emotionen auslöste. Wie eine allzu übertriebene Filmszene. Die schmalen Lippen fest zusammengepresst, macht sich Dubois an das andere Handgelenk. Chib betrachtete den schmutzigen Nagel auf den Fliesen.
    »Jetzt die Füße«, murmelte der Priester, über dessen Schläfen der Schweiß rann.
    Nur ein Nagel für die beiden gekreuzten Füße. Zwanzig Zentimeter lang und mit dem Geruch von Formol behaftet.
    »Moreno, helfen Sie mir, statt Löcher in die Luft zu starren!«
    Dubois fasste Elilou am Oberkörper, während Gaelle die Beine nahm. Er ging zu ihnen und stützte den Kinderkörper im Rücken, wobei ihm die Nähe des Gesichts unangenehm bewusst wurde.
    Sie legten sie vorsichtig in den gläsernen Sarg, Gaelle rückte die Riemchen der Schuhe und die Socken zurecht, um die beiden gelblichen Löcher, die von den Nägeln zurückgeblieben waren, zu verbergen. Chib legte die Hände über der Brust zusammen und zupfte an dem trockenen, knisternden Haar, dann streckte er die Hand aus, um die Augenlider zu schließen.
    »Er hat sie weggeschnitten!«, rief er.
    »Was?«, fragte Dubois, der dabei war, den Christus aufzuheben.
    »Die Augenlider! Ich hatte sie angeklebt. Dieser Dreckskerl hat sie weggeschnitten, um die Augen zu öffnen! Jetzt ist nicht mehr genug Haut da, um sie zu schließen«, erklärte er.
    »Nicht zu ändern! Helfen Sie mir, unseren Herrn wieder an seinen Platz zu bringen.«
    »Haben Sie das Schild an dem Büstenhalter gesehen?«
    »Gotteslästerei! Ich habe es Ihnen ja gesagt, das ist das Werk einer perversen, teuflischen Seele. Er hat unseren Herrn mit seinem Urin besudelt, hat Ihm Unterwäsche angezogen, um Ihn lächerlich zu machen. Satanische Rituale«, schloss er seufzend und richtete die Statue auf.
    Chib half ihm mit seinem Mokassin, Modell »Capri«, ihn wieder anzunageln. Die noble Firma Arfango hatte diesen beim Jet-Set der Sechziger beliebten Schuh sicher nicht für eine solche Arbeit vorgesehen.
    Ächzend stellten sie das Kreuz wieder auf, als jemand versuchte, die Tür zu öffnen. Es folgten heftige Schläge, die die Füllungen erzittern ließen.
    »So«, sagte Chib und ging

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