Schneller als das Licht (Orion 11)
Gesicht.
»Mein Gott«, murmelte er düster. »In die Hände welcher Wesen sind wir gefallen! Die Extraterrestrier kämpften wenigstens noch mit Waffen.«
»Unsere Waffen sind die des Geistes«, sagte Marzal ironisch. »Ich weiß inzwischen aus den Erinnerungen meines Wirtes, daß mit dieser Waffe in diesen Räumen selten gefochten wird. Das alles wird sich ändern unter unserer Regie.«
Er stand auf und blieb stehen: Groß, massig und von einem Selbstbewußtsein erfüllt, das geradezu die Uniform zu sprengen drohte. Obwohl er bisher der erste Rower auf dem Planeten Erde war, hatte er gesiegt. Die Einsicht, stets zu verlieren, hatte seine Gegner demoralisiert.
»Sie können jetzt gehen«, sagte er nüchtern.
Schweigend verließen die anderen Männer das Büro. Sie schworen sich, kein Wort in die Öffentlichkeit zu bringen, denn eine Panik des Wahnsinns würde die Erde verwüsten. Sie gingen schweigend auseinander und verschwanden irgendwie in den Korridoren.
Marzal blieb stehen und dachte scharf nach.
Er hatte, um überzeugen zu können, bluffen müssen. Natürlich waren die Rower nicht so zahlreich und so mächtig. Aber das wußte niemand.
Eine Fähigkeit besaßen die Rower nicht: Sie konnten nicht gleichzeitig an zwei Stellen sein. Marzal entschloß sich, Wamsler aus dem Verkehr zu ziehen und für kurze Zeit in sein Flaggschiff zurückzuwechseln. Dort würde er seine Kommandos erteilen. Er verließ sein Büro und fuhr zurück in sein Haus.
Der Sieger verließ das verwüstete Schlachtfeld.
*
Ein schmaler Schädel, eisgraues Haar und graue Augen. Diese Augen ruhten jetzt auf der schlanken blonden Frau, die ihm gegenüber saß. Zwischen Oberst Henryk Villa und Tamara Jagellovsk befand sich eine Platte. Auf dieser Fläche standen die Zutaten eines reichhaltigen Frühstücks. Villa, ein alter Fuchs und mit allen Wassern des Geheimdienstes gewaschen, hatte sich mit Tamara zurückgezogen. Außer einigen Robots wußte niemand, wo sich die beiden Personen aufhielten.
»Natürlich blufft der Rower Marzal«, knurrte Villa und goß Tamaras Tasse wieder voll.
»Meinen Sie?«
Villa lächelte ironisch. Die zahllosen Fältchen um seine Augen zogen sich zusammen und bildeten Dreiecke.
»Ich will nicht länger Villa heißen und nächstes Jahr zweiundsechzig werden«, erwiderte er. »Ich danke Ihnen für den Bericht und die Bänder. Jetzt müssen wir beraten, was wir tun. Wamsler alias Marzal wird uns hier niemals entdecken können.«
»Die Gefahr ist echt«, gab Tamara zu bedenken.
»Ohne Zweifel. Ein Vorschlag, der mir durch den Kopf schoß, dürfte sich ebenfalls als undurchführbar herausstellen. Wenn wir die Fremden mit Robots angreifen, versetzen sie sich in die Körper derjenigen, die diese Robots programmieren oder in die Kommandanten von Abfangschiffen, die sich dann gegen die Robotflotte einsetzen lassen. Aber – rechnen Sie nach. Die Milliarden, die hier auf und unter der Erde leben. Bei einem Verhältnis eins zu eins müßte man die Sterne vor lauter Schiffen nicht sehen können!«
»Das war auch meine Überlegung«, erwiderte Tamara. Sie war inzwischen so oft erschreckt worden, daß der Genuß großer Mengen Koffeins überflüssig war. Nur ihr Hunger war beträchtlich gewesen.
»Hier sind wir sicher?« fragte sie mißtrauisch.
»Sicher wie in Cliff McLanes Schoß«, sagte Villa und grinste. »Wie geht es ihm?«
Tamara zuckte die Schultern.
»Seit knapp vierzig Tagen überfällig«, sagte sie. »Testflug.«
Villa schüttelte den Kopf.
»Es wäre billig zu sagen, McLane müßte in einigen Stunden landen, da ja die Erde zu retten ist, aber ich bin überzeugt, daß er wiederkommt. Denken Sie an meine Worte.«
Tamara Jagellovsk lächelte Oberst Villa an. Sie verstand, daß er ihr sagen wollte, daß auch er davon überzeugt war, McLane würde bald wiederkommen. Die merkwürdige Natur dieses Testfluges war auch für ihn verantwortlich für die lange Zeit der Abwesenheit.
»Ich danke Ihnen, Oberst«, sagte sie.
Villa und Tamara hatten sich lange unterhalten. Es gab einige Dinge, in denen die Fremden eindeutig unterlegen waren. Aus genau diesen Gründen waren die Agentin und der GSD-Chef auch hier zu finden – oder vielmehr: nicht zu finden. Sie hatten, nachdem Tamara zusammen mit der Ordonnanz aus Wamslers Vorzimmer geflohen war, sich hierher zurückgezogen.
»Wir sind hier sicher; Wamsler kennt diesen Ort nicht. Nur wenige Menschen kennen ihn überhaupt.«
Villa war überzeugt, im
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