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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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dürfen.
    »Da drinnen nicht«, antwortet er knapp. »Wegen der Spurensicherung. Fragen Sie doch mal im Nachbarhaus.«
    Josef geht zu dem Haus hinüber, dessen Tür offen steht. Ein Mietshaus, wie es scheint.
    Das Spielzeugauto vor mir im Kies. Und diese stechende Wut in mir. Die Bäckersfrau, die hinter mir steht, redet immer noch auf mich ein.
    Jetzt frage ich sie: »Und die Mutter?«
    Sie schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Die Mutter? Die Mutter?«
    Ich sehe, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballen.
    »Die ist weg!«, schreit sie mir ins Gesicht. »Und das ist auch besser so! Die soll hier bloß nie wieder aufkreuzen!«
    Ich frage nicht weiter, will die Frau nicht noch mehr aufregen.
    »Wisst ihr, wo der Vater ist?«, frage ich einen der Polizisten.
    »Nein«, sagt er, »den suchen wir auch.« Er zeigt nach oben. Erst jetzt bemerke ich, dass schon eine ganze Weile lang das Geräusch eines Hubschraubers zu hören ist.
    Aus dem Nachbarhaus tritt Josef wieder vor die Tür. Sein Gesicht ist noch immer zornesrot.
    »Ich hab mich mit denen doch tatsächlich streiten müssen«, sagt er. »Die meinten, sie wissen auch nicht, wo sie einen anderen Arzt herbekommen sollen. Die Betreuung der Leute hier sei keine Notarztindikation, und der Arzt, der da war, sei der einzige Hausarzt vor Ort. Und der Seelsorger ist nicht erreichbar …«
    »Und jetzt?«
    »Ich hab den angeschrien und ihm gesagt, dass das nicht mein Problem sei und habe den Hörer …«
    Der Leitstellenfunk aus unserem offen stehenden Auto unterbricht Josef.
    »Ich red nicht mehr mit dem«, regt sich Josef weiter auf. »Ich red nicht mehr mit dem!«
    Also laufe ich zum Wagen und melde mich. Ich bin darauf gefasst, dass ich einen ärgerlichen Kollegen am Funk habe, aber er informiert mich sachlich und ruhig. Der praktische Arzt aus dem Nachbardorf sei unterwegs, und der Schwabmünchner Notarzt.
    Endlich trifft der Schwabmünchner Notarzt ein. Er orientiert sich rasch über die Lage und gibt uns Bescheid, dass wir nicht mehr benötigt werden. Wir melden uns über Funk frei und machen uns auf den Rückweg zur Wache. Im ersten Moment eine große Erleichterung, von diesem Ort wegzukommen. Wenn ich die Gedanken an diese unfassbare Tat doch nur hierlassen könnte.
    Wortlos fahren wir die Landstraßen zurück. Nur nicht an diese beiden toten Jungen denken! Zwei Kinder, die nie mehr lachen. Ob Josef die Bilder von den Buben aus dem Kopf bekommt? Wahrscheinlich auch nicht. Sein Blick ist starr auf die Straße gerichtet. Ich habe mir den Anblick erspart, hilflos davorzustehen und nichts mehr tun zu können, das ist das Schlimmste überhaupt … Ich versuche, an etwas anderes zu denken.
    Die Landstraße verschwimmt mir vor Augen. Irgendwie habe ich plötzlich den Highway aus meiner Kinderzeit vor mir, damals lebte ich mit meinen Eltern in den USA . Gary, ein Nachbarsjunge, und ich, zwei Fünfjährige, streunten häufig zusammen durch die Gegend. Manchmal auch hinter den Zäunen, die die Wohngegend von der nahegelegenen breiten Straße abtrennten. Und dann passierte eines Tages dieser grauenvolle Unfall. Während ich noch da war, wo wir durch die kleine Lücke zwischen den Zäunen durchschlüpften, lief Gary schon auf den Highway zu. An das, was dann passierte, kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Ein dumpfer Schlag, Reifen quietschten, etwas flog durch die Luft. Ein Wagen bretterte in das Feld auf der anderen Straßenseite. Noch bevor ich hinlaufen konnte, hielt mich ein älteres Ehepaar zurück. Die beiden brachten mich zu ihrem Haus, das nicht weit von der Unfallstelle entfernt war. Von überall näherten sich amerikanische Polizeisirenen. Durch das Fenster sah ich die blauen und roten Lichter der Polizei- und Rettungswagen. Noch Jahre später fürchtete ich mich vor diesen Lichtern, vor den Sirenen. Eine Erinnerung, die ich fast verdrängt hatte.
    Aber jetzt hat sie mich wieder eingeholt.
    So wie jetzt die Realität. »33/38.« Das war die Leitstelle.
    Ein Auto in einem Waldstück in unserer Nähe: eine bewusstlose Person. Mir schnürt sich die Kehle zu. Es ist sofort klar, was das bedeutet.
    »So eine Scheiße!«, flucht Josef.
    Josef wendet, an der nächsten Kreuzung biegen wir links ab und fahren wenige Kilometer auf den nahegelegenen Wald zu.
    Ein Polizist am Waldrand gibt uns hektisch Zeichen, dass wir ihm folgen sollen. Er springt in seinen Wagen und fährt sehr zügig in einen Waldweg. Wir schaffen es kaum, dem Polizeiauto zu folgen. Zweige

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