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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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das Beatmungsgerät angeschlossen ist.
    »Gleich zwei Ampullen …«
    Wieder Blut im Tubus, es scheint immer mehr zu werden, Hardy saugt noch einmal ab. Der Notarzt hebt kurz die Hand in meine Richtung, und ich unterbreche die Herzdruckmassage für einen Moment.
    Das EKG zeigt nun fast nichts mehr an, einzelne kleine Ausschläge, unregelmäßig, nicht einmal mehr zehn pro Minute, das Gerät pfeift, »Low Frequency« blinkt.
    Für einen Moment lang ist es hinter mir lauter, das Dröhnen von Turbinen, ich komme nicht dazu, mich umzudrehen.
    Der Mann mit der Fotokamera ist so nah um uns herumgeschlichen, dass er dabei eines der EKG -Kabel abgerissen hat. Hardy schreit ihn an: »Hau ab, du Arschloch!«, aber der Typ bleibt keine zwei Meter von uns wieder stehen.
    »Hardy, komm her …«, sage ich, und er übernimmt die Herzdruckmassage.
    Ein Windstoß weht mir ins Gesicht, ein Stück weiter setzt gerade der Helikopter auf der Wiese auf. »Den Hubschrauber … brauchen wir wohl sowieso nicht mehr«, sagt der Notarzt, aber dann ruft er: »Weg …«
    Für einen Moment halten alle Abstand vom Patienten, als er die Defi-Paddels aufsetzt.
    Ein kurzer Ruck geht durch den Patienten, danach ist die EKG -Linie aber wieder flach. Ein einzelner Ausschlag ist noch sichtbar.
    Der Arzt schüttelt den Kopf. Hardy setzt seine Herzdruckmassage fort. Der Notarzt aus dem Hubschrauber kommt angelaufen und betrachtet das EKG und den Patienten.
    »Das wird nichts mehr«, sagt der Haunstetter Notarzt zu ihm.
    »Gibt es sonst noch Verletzte …?«, erkundigt sich der Notarzt aus dem Hubschrauber bei ihm.
    »Ernsthaft verletzt ist wohl niemand.«
    »Ich werde mich mal ein wenig umsehen«, sagt der Notarzt aus dem Hubschrauber und verschwindet in Richtung des Minivans.
    Der Haunstetter Notarzt hat die Paddels schon wieder in der Hand. »Einmal noch …«, sagt er, bevor sich der Patient kurz unter der Entladung der Paddels aufbäumt. Aber auch danach bleibt das EKG flach. Keine Ausschläge.
    »Wir hören auf.« Er schaut auf die Uhr. »Todeszeit ist 16.42 Uhr.«
    Immer noch dieses Atemgeräusch, das nur noch von der Beatmungsmaschine kommt. Hardy schaltet sie ab. Überall um uns herum liegen Ampullen, aufgerissene Verpackungen vom Tubus, von den Spritzen, vom Absaugkatheter.
    Neben mir sehe ich einen Polizeibeamten stehen. Der Mann mit der Fotokamera ist auf einmal wie vom Erdboden verschluckt.
    Der Notarzt steht ein paar Schritte von mir entfernt und unterhält sich mit Maike, dann verschwindet er im 33/04, und Maike kommt auf Hardy und mich zu.
    »Der Fahrer des Minivans ist bei uns im Auto. Prellmarken vom Gurt, Schleudertrauma und ein Schock«, informiert sie uns. »Der ist mit seinem Van recht zügig unterwegs gewesen, wie es scheint, dann ist er wohl von der Sonne geblendet worden, hat den unbefestigten Fahrbahnrand gestreift und das Lenkrad im Schreck verrissen. Er hat ihn«, sie zeigt auf den Patienten, den wir bis gerade noch reanimiert haben, »voll erwischt. Seine Frau und seine Tochter standen keine zehn Meter entfernt und haben es mit ansehen müssen.« Und dann fügt sie noch hinzu: »Die Tochter ist bei euch im Auto, sie ist im Moment ganz ruhig, Paul ist bei ihr. Der Doc vom Hubi kümmert sich um die Ehefrau des …«, Maike macht eine kleine Pause, ehe sie weiterredet, »Verstorbenen. Die hatte vorhin gar keinen messbaren Blutdruck mehr. Für die haben wir noch ein Auto bestellt, der Hubi fliegt dann demnächst wieder.«
    Nachdem Maike sich einem anderen Kollegen zugewandt hat, fragt Hardy tonlos: »Machst du das mit dem Kind? Ich kümmere mich dann um den Patienten und räum auf.«
    Er nimmt seine Brille ab, an der auch auf den Gläsern Schweißtropfen hängen und wischt sie mit einem Taschentuch fort. Auch sein dunkler Lockenkopf ist nassgeschwitzt.
    »Okay …«
    Ich atme tief durch, bevor ich zu unserem Wagen gehe. Die Begegnung mit dem Mädchen, die Fragen, die es mir gleich vielleicht stellen wird, diese Situation, in der ich nicht ausweichen kann, in der ich nichts Falsches sagen darf und nichts Richtiges mehr sagen kann, machen mir Angst.
    Ich öffne die seitliche Schiebetür. Die Kleine kauert auf dem Sitz neben der leeren Trage, Paul kniet vor ihr, als ich einsteige. In der Hand hält sie einen dieser Teddybären, die wir Kindern geben, wenn sie bei uns an Bord sind.
    Ein beklemmendes Gefühl kommt in mir auf, ein Gefühl von Schuld. Wieso Schuld? Ich kann doch nichts dafür …
    Meine Gedanken kreisen. Gerade eben haben

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