Schnitt: Psychothriller
ab. »Naumann.«
»Bug«, trompetet es in Davids Ohr. Ausgerechnet.
»Warum höre ich nichts von dir?«, fragt Bug. »Wir hatten doch vereinbart, dass du Vorschläge für eine Crime-Show ausarbeitest.«
»Ich arbeite noch dran«, sagt David lahm.
»Ah. Und das heiÃt vermutlich, du hast nichts.«
»Noch nichts, was ich ins Reine geschrieben habe«, lügt David.
Bug seufzt genervt. »Hör zu, David, während du in deinen Sessel furzt, schwimmen dir hier deine Felle davon. Ich hatte gerade einen sehr eindeutigen Anruf.«
»Was für einen Anruf?«
»Der Alte hat mich angerufen, wegen dir.«
»Von Braunsfeld? Warum ruft der dich wegen mir an?«, fragt David konsterniert.
»Ihr seid euch vor kurzem begegnet. In meinem Vorzimmer. Erinnerst du dich?«
Wie könnte ich das vergessen?, denkt David. An dem Tag hatte Bug ihm eröffnet, dass er jetzt auch noch die Unterhaltungsabteilung unter sich hat und damit sein Chef ist. »Warum fragst du?«
»Tja. Von Braunsfeld legt enorm viel Wert auf Integrität. Er hat sich noch mal nach Treasure Castle erkundigt und ist ziemlich sauer geworden. Er hat mich gefragt, warum wir jemand beschäftigen, der wegen Lizenzbetrug verurteilt ist.«
David schnappt nach Luft. »Lizenzbetrug? Verurteilt? Das war ein Vergleich , verdammt. Das ist etwas ganz anderes als eine Verurteilung.«
»Das kommt doch auf dasselbe hinaus, David. Du weiÃt doch, wieâs läuft.«
Davids Handflächen werden feucht. »Und ⦠was heiÃt das jetzt im Klartext?«
»Er will dich feuern.«
Feuern. Das Wort hängt wie ausgestanzt in der Stille. David sinkt in die Lehne seines Bürostuhls. Ein Schwall Regen prasselt ans Fenster. Es klingt, als wären es Nägel.
»Das ist nicht dein Ernst«, sagt David.
Bug schweigt, was unter diesen Umständen schlimmer ist als alles, was er sagen könnte.
»Das ⦠das kann er nicht machen.«
»Er kann, David. Ihm gehört der Sender.« Bug räuspert sich. »Hör zu, David, ob du es glaubst oder nicht, mir ist das auch nicht unbedingt recht. Du bist ein kreativer Kopf, wenn du nicht gerade mal wieder auf Weichei oder Moralist machst. Und mir ist es offen gesagt scheiÃegal, ob du irgendwo abschreibst. Hauptsache, es kommt was dabei rum. Das Problem ist nur: Im Augenblick kommt nichts rum. Also habe ich auch keine Argumente, warum ich mich bei von Braunsfeld für dich einsetzen kann. Verstehst du, was ich meine?«
»Ich ⦠Ja klar.«
»Also liefere mir endlich was.«
»Wann wird denn das entschieden, das mit der Kündigung?«
»Das ist schon entschieden«, sagt Bug. »Der Brief liegt morgen in deinem Briefkasten. Fristgerecht. Für den Rest deiner Arbeitszeit bist du freigestellt, ab sofort.«
David schlieÃt die Augen. Das darf nicht wahr sein.
»Jetzt stell dich nicht an«, tönt Bug, als könne er Davids Gedanken lesen. »Nutz die Zeit. Wenn dir vor Ablauf der Frist was Gutes einfällt, kann von Braunsfeld die Kündigung noch zurücknehmen.«
»Hat er das gesagt?«
»Nein. Ich sage das.«
David schweigt einen Moment. »Du würdest dich für mich einsetzen?«
Bug seufzt theatralisch. »Ich setze mich immer für jemanden ein, der mir ein paar gute Formatideen anschleppt.«
»Ihr schmeiÃt mich raus, und ich soll euch auch noch Ideen liefern?«
»Jetzt werd mal nicht gleich melodramatisch. Wenn du es nicht auf die Reihe kriegst, muss ich eben jemand anderen finden. Also überleg es dir. Gute Nacht.«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragt David aufgebracht. »Dass ich so was in drei Tagen runterrotze?«
Aber Bug hat bereits aufgelegt.
Wütend knallt David den Hörer auf die Gabel, so heftig, dass ein Teil des Plastikgehäuses absplittert und ihm ins Gesicht fliegt, direkt unter sein rechtes Auge. Er steht langsam auf. Es fühlt sich seltsam falsch an; ihm ist, als sollte er vielmehr auf springen , das Fenster aufreiÃen und gegen die Böen anschreien, das Wasser und den Wind im Gesicht. Für einen Augenblick packt ihn die Wut so sehr, dass er sich mit einem Baseballschläger in der Hand sieht, in Bugs Büro, wie er alles kurz und klein schlägt.
Aber er hat keinen Baseballschläger. Und das Fenster ist geschlossen. Er sitzt in seinem Büro wie in einer Frischhaltebox, vor seiner
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