Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
ihrem Zuhause. Sie waren zusammen. Sie waren in Sicherheit.
    Heimlich fragte er sich, ob es wirklich vorbei war.
    Als Courtney sich wieder gefasst hatte und sich von ihm löste, war ihre Wimperntusche verlaufen. Striker wischte ihr behutsam mit dem Daumen die grauen Streifen von den Wangen und betrachtete dabei ihr Gesicht – ihre sanften blauen Augen, die kleinen Sommersprossen, kastanienbraunes Haar, das weich gelockt ihre Schultern umschmeichelte. Der Anblick schmerzte ihn, denn sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich. War bildhübsch. Eine richtige Beauty.
    Er hoffte inständig, dass das alles war, was Courtney von Amanda mitbekommen hatte.
    Â»Bist du okay?«, fragte er.
    Sie nickte abwesend. »Ja. Sicher. Geht schon wieder. Bis vor zehn Minuten hatte ich keine Ahnung von dem, was da passiert ist.« Sie blinzelte beklommen zu ihm hoch. Zweifellos hatte sie eine Menge Fragen, Fragen, die er ihr jetzt nicht beantworten mochte und konnte – womöglich nie würde beantworten können –, folglich erwiderte er ihren Blick mit väterlicher Zärtlichkeit. Sie schlug die Augen nieder, schien zu kapieren, dass er nicht reden mochte, weil er erschöpft war von dem gefährlichen Einsatz.
    Â»Ich … ich muss bloß ein bisschen relaxen«, murmelte sie.
    Â»Tu das.«
    Â»Ein bisschen schlafen.«
    Â»Kann ich irgendwas für dich tun, Mäuschen?«

Für eine kurze Weile blieb sie stumm. Und fixierte abwesend den Kamin. »Es tut mir leid, Dad«, sagte sie schließlich.
    Â»Leid?«
    Â»Ich weiß … ich weiß, wir hatten ein paar Probleme und so. Es war eine schwere Zeit. Aber das hier hat alles noch schwerer gemacht.«
    Ein Dutzend Antworten gingen Striker spontan durch den Kopf, aber alle klangen hohl und aufgesetzt. Was sollte er auch sagen? Das Thema Amanda fehlte ihm gerade noch, aber anscheinend konnte oder wollte Courtney das nicht begreifen.
    Er bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen und wiegte skeptisch den Kopf.
    Â»Du siehst müde aus, Mäuschen. Nimm ein schönes heißes Bad und entspann dich. Möchtest du ein Glas Wein oder so was?«
    Â»Wein?« Sie lächelte traurig.
    Â»Ich tippe mal nein, hm?«
    Â»Denkst du manchmal an sie, Dad? Ich meine, fehlt sie dir oder so?«
    Â»Ich hab deine Mutter geliebt.«
    Â»Denkst du denn noch an sie? Ich meine, noch immer?«
    Â»Jeden Tag.«
    Â»Merkt man dir aber nicht an.«
    Striker empfand ihren Vorwurf. »Es werden bald zwei Jahre, Courtney. Ich hab gelernt, damit umzugehen. Irgendwann kannst du das auch. Es braucht alles seine Zeit.«
    Â»Ich will aber nicht damit umgehen «, schoss sie schnell und hart zurück, sekundenlang blitzten ihre Augen zornig auf – Amandas feuriges Temperament, das alles niederbrannte, was ihr im Weg war, und tagelang schwelte, bis es erlosch.
    Â»So hab ich das nicht gemeint.«
    Â»Du meinst es nie so. Trotzdem sagst du immer wieder solche Sachen, oder?« Courtney fixierte ihn scharf. »Weißt du, was ich nicht kapiere? Wie du sie einfach so verdrängen kannst. Aus, Schnitt, so in der Art. Als hätte sie nie existiert.«
    Â»Das stimmt nicht, Courtney. Glaub mir.«
    Â»Würdest du bei mir auch so leicht drüber wegkommen, Dad?«
    Â»Sei nicht albern.«
    Â»Was war beispielsweise mit heute?« Sie baute sich vor ihm auf und schoss ihm einen flammenden Blick zu. »Du bist mir nicht mal nachgefahren, um zu sehen, wo ich war. Und ob ich okay bin. Weißt du, ich könnte ja auch eins von den Kids sein, die …«
    Â»Jetzt reicht es aber.« Er machte impulsiv einen Schritt nach vorn, dass Courtney zurückwich. »Musst du jedes Mal mit diesem Scheiß anfangen? Ich wusste, wo du warst. Deine Mitschüler haben dich im Bus gesehen. Demnach warst du okay. Trotzdem hab ich den ganzen verdammten Tag lang versucht, dich zu erreichen. Drei Mal ist eine Streife am Haus vorbeigefahren, ich hab Sheila gebeten, ins Metrotown zu fahren, und ich hab mindestens zwanzigmal deine Handynummer gewählt.«
    Sie sah weg, wich seinem Blick aus.
    Â»Du bist absichtlich nicht rangegangen, stimmt’s, Courtney? Bild dir nicht ein, ich wüsste das nicht. Du hast die Anrufe unterbunden, weil du nicht wolltest, dass ich dir Vorhaltungen mache. Weil du wieder die Schule geschwänzt hast. Ich konnte nicht mal eine Nachricht hinterlassen!«
    Courtney nagte an ihrer Oberlippe und schwieg. Das

Weitere Kostenlose Bücher