Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
Sonnenstrahl. Stattdessen ballten sich dunkle Wolken am Himmel. Das war so typisch für das Wetter in Vancouver. So deprimierend.
    Kein Wunder, dass Mom gern weggezogen wäre.
    Von plötzlicher Trauer überwältigt, trank sie einen Schluck von dem Kräutertee, den sie sich aufgebrüht hatte. Süßholzwurzel. Er war heiß und verbrannte ihr ein wenig die Zunge, dass sie hastig nach Luft schnappte, um den Schmerz zu lindern. Sie stellte den Becher auf den Drucker, es duftete nach Lakritz, und zog sich ein tiefgrünes Kapuzenshirt an, dessen Reißverschluss sie gegen die Kälte hochzog.
    Wieder einmal nervte sie ihr Dad, weil er die Heizung nicht höher gestellt hatte.
    Sie konzentrierte sich erneut auf den Computer. Die flimmernde Bildschirmoberfläche hüllte ihr Zimmer in ein bläuliches Licht. Sie war auf Facebook. Einloggen, scrollen, bloggen – sich informieren, was so abging. Wohin sie schaute, bloggten die Leute über das Massaker an der Schule. Da sie den Gedanken an die Schießerei nicht ertragen konnte, loggte sie sich zunächst aus.
    Obwohl sie das Blutbad ganz entsetzlich fand, übte es gleichzeitig eine dunkle Faszination aus, und bevor sie sich’s versah, war sie wieder online. Sie loggte sich erneut bei Facebook ein und las, was ihre Freunde schrieben: dass drei Amokschützen aus bislang ungeklärten Motiven das Feuer in der Schule eröffnet hätten. Es wurde gemunkelt, dass Sherman Chan einer von ihnen sei.
    Â»Sherman?«, murmelte sie verständnislos.
    Courtney konnte sich das nicht wirklich vorstellen. Sie kannte Sherman. Vom Sehen. Jedenfalls wusste sie, wer er war. Irgendein Computerfreak. Er war immer mit seiner kleinen Clique zusammen. Lächelte sie immer an und schien echt … nett.
    Es war ihr unbegreiflich.
    Sie scrollte durch das Forum, las die Namen der Getöteten. Die ersten drei kannte sie nicht – nie von den Leuten gehört, sonderbar, zumal es eine kleine Schule war. Der vierte Name durchfuhr sie wie ein Elektroschock: Tamara Marsden.
    Sie lehnte sich abrupt von dem Computer zurück, scrollte mit hektischen Fingern durch die Seite, las die übrigen Namen. Danach saß sie wie versteinert da. Bis sie ein Schaudern durchfuhr. Sie bedeckte mit den Händen ihren Mund. Schluchzte.
    So saß sie eine lange Weile.
44
    Die beiden Detectives erreichten die Kreuzung Gore und Pender, wo der weiße Van mit den drei Toten stand.
    Trixie randalierte im Fond des Polizeiautos, sie schrie und schlug wütend mit dem Kopf gegen die Tür. Das Übliche eben, Striker kümmerte es erst mal nicht. Er sprach das weitere Vorgehen mit Felicia ab. Dann riss er die Wagentür auf.
    Â»Raus«, befahl Striker.
    Trixie saß auf der Rückbank, vor die Wagentür gekauert, und schlug mit dem Kopf weiter leise rhythmisch vor das kalte Wagenblech. Als sie nicht reagierte, griff er nach ihr, packte sie am Arm. Die abrupte Bewegung riss Trixie aus ihrem Drogendelirium. Sie stolperte aus dem Wagen und wäre beinahe kopfüber auf dem Asphalt aufgeschlagen. Striker fing sie rechtzeitig auf und stützte sie. Beobachtete, wie sie sich entgeistert umschaute.
    Ein Anflug von Verblüffung stahl sich in ihre Züge, als sie registrierte, dass sie an der Ecke Gore und Pender stand – ihrem vertrauten Stück Straßenstrich – und nicht in einer Gefängniszelle. Sie starrte verstohlen von dem Van zu dem Restaurant am Ende der Straße.
    Â»Wieso habt ihr mich hierhergebracht?«, wollte sie wissen.
    Â»Ich brauche eine Information«, klärte Striker sie auf.
    Trixies Miene verfinsterte sich. Sie bewegte gequält die gefesselten Hände auf dem Rücken, weil die scharfen Stahlkanten der Handschellen drückten. Striker und Felicia fassten sie an den Armen und schoben sie über die Straße. Direkt vor den Van.
    Die Autotüren waren geschlossen.
    Striker fasste den linken Türgriff, seine Kollegin den rechten. Auf sein Kopfnicken hin rissen sie die beiden Türen auf, und der Geruch von Tod schlug ihnen entgegen. Trixie betrachtete die drei Toten mit unbewegter Miene. Erst als Striker den Kopf des Alten anhob, so dass sie sein Gesicht in Augenschein nehmen konnte, presste sie die Lippen aufeinander und schrak zusammen.
    Sie kannte ihn. Jede Wette.
    Striker hatte es gewusst. Felicia registrierte Trixies Verhalten ebenfalls.
    Â»Ich kenne ihn nicht«, beteuerte Trixie.
    Striker drückte

Weitere Kostenlose Bücher