Schnupperküsse: Roman (German Edition)
muss einen Anwalt finden, Einspruch erheben …« Und Adam auf meine Seite ziehen, denn so wie er sich momentan fühlt, wird er glücklich sein, von mir wegziehen und bei seinem Vater leben zu können. »Es erscheint alles so schwierig. So hoffnungslos.«
»Jennie, nichts ist unmöglich«, versichert mir Guy. »Wie sagte meine Mutter immer: ›Nichts wird so heiß gegessen, wie’s gekocht wird.‹ Du wirst sehen, es wird alles wieder gut.«
»Aber was ist mit uns, Guy? Wird da auch alles gut?«
Er küsst mich auf den Kopf. »Ich rufe das Hotel an und bestelle den Tisch für heute Abend ab.«
»Bestell ihn nicht ab! Das hört sich so endgültig an«, sage ich. »Sag, wir werden ein andermal kommen!«
Lucky scheint zu spüren, wie es mir geht. Jedes Mal, wenn ich am Ende des Tages auf mein Korbsofa im Wohnzimmer sinke – eingepackt in einem Extrapullover, da es an diesen Herbstabenden hier drinnen im Haus schon ganz schön frisch ist –, kommt er mit hoch erhobenem Schwanz hereinspaziert.
»Jetzt nicht, Hund! Ich will dich nicht hier haben.«
Dennoch marschiert er unverdrossen weiter zum Sofa, stellt sich auf die Hinterbeine, legt die Vorderpfoten auf den Rand und stupst seine Nase gegen meinen Oberschenkel, als wollte er sagen: »Verzeih mir! Verzeih mir mein Bellen und mein Jagen nach den Hühnern!« Oder welche andere kleine Sünde er sich heute hat einfallen lassen, denn irgendwas ist immer!
»Na gut, Lucky«, murmle ich. »Ich verzeihe dir.« Und dann springt er hoch, pflanzt sich auf meinen Bauch und legt den Kopf zurück, damit ich ihm die Brust kraule.
Die Abende nutze ich, um über mein Leben in Uphill House nachzudenken, denn obwohl ich immer voller Stolz behaupte, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können, muss ich zugeben, dass mein Zeitmanagement zu wünschen übrig lässt. Zudem habe ich herausgefunden, dass es gar nicht so einfach ist, sich gleichzeitig um ein Geschäft und die täglichen Dinge des Lebens zu kümmern: das Hin- und Herfahren zur Schule zwei Mal am Tag, weil außer uns hier niemand mit Kindern lebt, so dass ich alle Fahrten übernehmen muss; die Hausaufgaben von drei Kindern und das Versorgen der Tiere.
Obwohl Davids Entscheidung, das Sorgerecht für die Kinder zu beantragen, mir ständig durch den Kopf geht, kreisen meine Gedanken auch um Guy. Ich liebe ihn, da bin ich mir sicher, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit ihm zusammen zu sein, doch darf ich nicht unvorsichtig sein und meine Lage gefährden. Sollte David herausfinden, dass Guy zu meinem Leben dazugehört, wird er das ausnutzen, besonders nach Hugos Charakterbeschreibung von ihm.
Es gibt aber auch Lichtblicke. Ich freue mich immer noch riesig über die Zeilen von Penny, die sie mir nach der Rückkehr aus ihren Flitterwochen mit Declan geschrieben hat und in denen sie mir noch einmal versichert, was für ein Glück es doch gewesen sei, dass unser Hund sich über den Früchtekuchen hergemacht hätte, denn die Cupcakes wären unglaublich gewesen, jenseits ihrer Vorstellungskraft, was ich als Riesenkompliment betrachte. Oder sie ist eine bessere Künstlerin, als ich gedacht habe. Declans Schwester ist dabei, ihre Hochzeit für den kommenden April zu organisieren, und ich soll ihr etwas Ähnliches als Hochzeitstorte liefern.
Ich habe das Pony nicht wieder zurückgegeben. Delphi war zwar bereit, es wieder zu nehmen, aber nur zur Hälfte des Kaufpreises, da sie ihrer Meinung nach nichts Falsches getan und das Pony nach bestem Wissen und Gewissen verkauft hätte. Ich habe auch nicht versucht, es weiterzuverkaufen, denn ich will es keinem anderen Kind antun. So steht Bracken immer noch auf der Koppel – den Elektrozaun habe ich wieder entfernt – und kümmert sich um den Rasen. Sie ist nicht das, was sich eine Mutter erträumt, im Gegenteil, sie ist eher ein Albtraum und der teuerste Rasenmäher, der mir je unter die Augen gekommen ist, aber sie ist nun mal da, und ich muss mich damit abfinden.
Meine Zuversicht, hier Fuß zu fassen, steigt langsam, doch bezweifle ich, bleiben zu können. Ohne meine Kinder kann ich mir ein Leben hier überhaupt nicht vorstellen. Ich möchte in ihrer Nähe sein, doch das würde bedeuten, Uphill House und Guy verlassen zu müssen und das Leben aufzugeben, das ich für meine Familie hier in Talyton St. George aufgebaut habe, um wieder ein neues zu beginnen.
Ich weiß zwar nicht, was als Nächstes passieren wird, doch eins steht für mich fest – ich werde der Kinder wegen stark
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